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Berti Vogts: Das sind meine Gewinner & Verlierer des Jahres


Meinung
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Berti Vogts zieht Bilanz
Bayern brauchen frischen Wind, Videobeweis war Fehler

MeinungBerti Vogts

Aktualisiert am 23.12.2017Lesedauer: 5 Min.
Heynckes, Kovac und Löw sind für Vogts Gewinner des Jahres 2017 – der Videobeweis und Köln die größten Verlierer.Vergrößern des Bildes
Heynckes, Kovac und Löw sind für Vogts Gewinner des Jahres 2017 – der Videobeweis und Köln die größten Verlierer. (Quelle: imago-images-bilder)
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t-online.de-Kolumnist Berti Vogts erklärt, warum Jupp Heynckes doch bei Bayern verlängern sollte – und der Videobeweis den Fußball kaputt macht.

Dieser Artikel ist Teil unseres Jahresrückblicks. Hier finden Sie alle unsere Jahresrückblicke und Ausblicke auf 2018.

Die Kolumne von Berti Vogts bei t-online.de

Meine Gewinner des Jahres:

Die Nationalmannschaft: Der größte Gewinner dieses Jahres ist für mich die deutsche Nationalmannschaft mit Trainer Joachim Löw. Was sie erreicht hat, hat noch nie eine Mannschaft geschafft: Ohne Punktverlust durch die WM-Qualifikation zu gehen. Die Art und Weise, wie sie dafür gesorgt hat, dass der deutsche Fußball derzeit in Europa und der Welt so dasteht, ist beeindruckend. Jogi Löw stellt die Mannschaft immer perfekt ein, hat eine klare Linie – da kann und muss die Bundesliga von lernen.

Seine Entscheidung, mit jungen, hungrigen Spielern beim Confed Cup aufzulaufen, hat sich als absolut richtig herausgestellt – auch dieses Turnier haben sie gewonnen. Das war unheimlich wichtig, um einen Wettkampf um die 23 Plätze für Russland zu entfachen.

Fakt ist, dass wir aktuell das Nonplusultra im Weltfußball sind mit dieser Nationalmannschaft. Aber bitte aufpassen: Argentinien oder Brasilien dürfen wir nicht unterschätzen. Die Runde in Südamerika ist vielleicht die Schwierigste überhaupt. Gerade die Reisestrapazen der Spieler, die in Europa unter Vertrag stehen, ist ein Problem. Das ist extremer als man denkt. Chile ist auch daran gescheitert. Länder wie Uruguay haben da krasse Vorteile, weil viele Spieler in der Heimat unter Vertrag stehen.

Der FC Bayern: Ob geliebt oder gehasst – zumindest sind die Bayern international das Herz des deutschen Fußballs. Mein alter Kamerad Jupp Heynckes ist als Trainer zurückgekommen und hat klare Signale gesendet an den Rest der Liga. Er hat gezeigt, wie man eine Mannschaft führt, den Spielern das Selbstbewusstsein gibt und die Möglichkeit, sich zu entwickeln. Da können die jungen Trainer, die sogenannten Jahrgangsbesten, viel von mitnehmen.

Die Qualität der Spieler ist bei Bayern nicht mehr so hoch wie in den Jahren zuvor, aber was Jupp Heynckes daraus gemacht hat, da muss man den Hut ziehen und sagen: Das ist wirklich à la bonne heure.

Denn: Bayern hat nicht so gut eingekauft, das muss man ganz klar sagen. Wenn ein Robben oder Ribéry verletzt ist, wird es eng. Ich habe das schon oft gesagt: Lieber einen absoluten Starkicker für 80, 90 Millionen Euro holen als drei mittelmäßige für jeweils 20. Die Bayern müssen auch mal den Mut haben. Sie können sich das leisten. Es muss ein frischer Wind in die Mannschaft kommen.

Gerade auf den offensiven Außenpositionen müssen sie nachlegen – außer, der Nachfolger von Jupp spielt mit einem anderen System. Das Beste für den FC Bayern wäre aber, wenn man sich doch noch auf ein weiteres Jahr Zusammenarbeit mit Jupp einigen könnte. Wenn ich wählen müsste, wer der beste Trainer der Liga ist, wäre das Jupp Heynckes. Jupp ist klar die Nummer eins. Auf jeden Fall bei den Vereinstrainern – also abgesehen von Joachim Löw.

Niko Kovac: Das ist ein Trainer, der eine Menge eigene Erfahrungen mitbringt und jungen Spielern viel mitgeben kann. Und Eintracht Frankfurt hat viele junge Spieler. Wie er den Verein wieder nach oben geführt und stabilisiert hat, das ist schon Klasse. Ich habe sie in Gladbach gesehen – das ist teilweise überragend, was sie spielen. Auch Heiko Herrlich, den ich immer noch als jungen Trainer ansehe, hat Vergleichbares geleistet, wenn auch erst in der zweiten Jahreshälfte in der Bundesliga. Er ist mit Leverkusen seit 13 Pflichtspielen ohne Niederlage. Es ist nicht einfach dort, aber er hat es geschafft, eine Mannschaft aufzubauen. Das ist nicht vielen Trainern in Leverkusen gelungen.

Kovac wird nun sogar mit dem Traineramt beim FC Bayern in Verbindung gebracht. Da muss ich allerdings sagen: Das geht mir zu schnell! Ich mag es nicht, wenn diese Trainer nach ein, zwei guten Saisons oder sogar noch schneller bei Bayern, Schalke oder Dortmund ins Gespräch gebracht werden. Heute hier ein Kandidat, morgen da – das ist mir zu früh.

Meine Verlierer des Jahres:

Der Videobeweis: Der größte Verlierer überhaupt ist der Videobeweis. Die Entscheidung, ihn einzuführen, war der größte Fehler, den man machen konnte! Die Vorbereitung hat eindeutig nicht ausgereicht. Es gab noch viel zu viele offene Fragen. Hier hat man zu früh etwas einführen wollen. Er schadet dem Fußball enorm.

Der Schiedsrichter hat ohnehin schon die schwierigste Aufgabe auf dem Platz – durch den Videobeweis wird er noch mehr geschwächt. Auf einmal kriegt er eine Ansage aufs Ohr: „Da hat vor zehn Sekunden jemand mit dem Ellbogen zugeschlagen“ – das kann doch nicht wahr sein. Da sitzt einer im Studio im Warmen und greift von außen ein. Das sollte man doch einfach nach dem Spiel machen und dem Spieler eine entsprechende Geldstrafe oder Sperre aufbrummen. Dann hört das Theater endlich wieder auf.

Die Entscheidungen muss wieder der Schiedsrichter im Stadion fällen – nicht die Leute, die da dumm rumsitzen. So kann es nicht weitergehen, soviel ist klar. Das wirkt sich auch auf die Stimmung im Stadion aus. Man wartet mit seinem Jubel, bis der Videobeweis durch ist. Ein absoluter Stimmungskiller.

► Der 1. FC Köln: Trotz der Qualifikation für die Europa League nach 25 Jahren, trotz der vielen Verletzten: Unter den Vereinen ist Köln der größte Verlierer. Einmal hochgelobt und dann umso tiefer gefallen. Sie haben mit Modeste nur einen Spieler abgegeben und dann nur sechs Punkte geholt. Man hat die Mannschaft überschätzt, die aufkommende Zufriedenheit nach der Euro-League-Quali, das spielt alles eine Rolle.

Das Schlimmste: Die ganze Stabilität ist weg. Man hat immer gesagt: „Was ist da nur in Köln los? Die sind sympathisch, lustig auch ohne Karneval." Traurig, was der Verein jetzt für ein Bild abgibt.

► Der HSV: Ich verstehe einfach nicht, was da beim HSV los ist. Ich dachte, mit Heribert Bruchhagen kommen mehr Ruhe und Qualität rein. Aber stattdessen spielt man wieder um den Relegationsplatz. Unerklärlich! Das hat nicht viel mit System und Ordnung zu tun, was die spielen. Ich glaube, das Ziel ist einfach immer, den Relegationsplatz zu erreichen. Warum das so ist, ist mir ein Rätsel. Sie warten auf Niederlagen. So kann man nicht Fußball spielen. Man will doch mal ein Zeichen sehen – auch an die Zuschauer.

Das Gegenteil ist Freiburg. Die haben extrem begrenzte Möglichkeiten und machen da das Beste draus. Da könnte sich der HSV mal eine Scheibe von abschneiden. Sonst wird das nächste Jahr genauso.

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