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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Bayern-Legende über Neuers Comeback "Schauen, wie er das jetzt wegsteckt"
Sepp Maier glaub fest an ein Comeback von seinem Nachfolger Manuel Neuer im Tor des FC Bayern. Er sagt zu t-online: "Er kann locker noch bis 40 spielen."
Vom FC Bayern berichtet Julian Buhl aus München
Manuel Neuer ist vergangene Woche auf den Trainingsplatz zurückgekehrt. Dort hat ihn Klublegende Hermann Gerland überrascht. Die beiden scherzten ein wenig und wechselten vertraut ein paar Worte. Doch Gerland war nicht der erste Besucher.
Erst kürzlich hatte mit Sepp Maier eine weitere Klubikone am Vereinsgelände der Bayern an der Säbener Straße und speziell auch bei Neuer vorbeigeschaut. Da hatte Neuer auf Maier einen guten und äußerst kämpferischen Eindruck gemacht, wie der t-online erzählte.
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Neuer verfolgt das ehrgeizige Ziel, pünktlich zur Vorbereitung auf die neue Saison im Juli voll ins Mannschaftstraining einzusteigen. Und dann will der Nationaltorhüter auch bei der Heim-EM im Sommer 2024 wieder im Tor stehen. "Der schafft's auch wieder", sagte Maier mit Blick auf Neuers ambitionierte Comebackpläne.
Maier: "Neuer kann auch noch die nächste WM spielen"
Ob der frühere Bayern-Torhüter Neuer wieder zutraut, sein vormaliges Weltklasse-Level zu erreichen? "Klar, logisch. Er wird wieder genauso seine Leistung bringen", sagte Maier. Der 79-Jährige traut seinem 37 Jahre alten Nachfolger noch "ein paar Jahre auf Topniveau" zu: "Neuer kann locker noch bis 40, 41 oder 42 spielen." Allerdings müsse man schauen, "wie er das jetzt wegsteckt", sagt Maier. Er meint Neuers schwere Verletzung, seine Unterschenkelfraktur, die er vor sechs Monaten bei einer Skitour erlitten hatte.
"Der schafft das. Und wenn er wieder fit ist und überhaupt so lange spielen will, kann er auch noch die nächste WM spielen", sagte Maier und fügte lachend hinzu: "Hoffentlich scheiden wir dann nicht wieder in der Vorrunde raus."
Das Traumcomeback am Samstag gegen seinen Herzensklub blieb Neuer erwartungsgemäß aber noch verwehrt. "Er brennt sowieso und würde am liebsten morgen im Tor stehen, wenn es nach ihm geht", hatte Bayern-Trainer Thomas Tuchel vor dem 6:0 der Münchner am Samstag gegen Schalke über die Fortschritte seines Kapitäns auf dem Weg zum Comeback gesagt.
Neuer war bei dem Duell mit seinem Ex-Verein zwar im Stadion. Der 37-Jährige verfolgte die Gala allerdings von der Tribüne aus. Dort saß er dick eingepackt in einer weißen Daunenjacke und trug eine schwarze Basecap mit der vielsagenden Aufschrift: "Day off."
Dass der Spieltag für den Kapitän ein freier Tag ist, das soll sich, wenn es nach ihm geht, schnellstmöglich wieder ändern. Seit Monaten arbeitet er akribisch und intensiv an seiner Rückkehr – und macht dabei immer größere Fortschritte. Erst in der vergangenen Woche hatte er intime Einblicke in seine Reha-Arbeit gewährt, die im Lager des Rekordmeisters Anlass zu großem Optimismus bieten.
Tuchel über Neuer: "Eine sensationelle Nachricht"
"Ich muss mich bremsen, um nicht euphorisch zu werden", sagte Tuchel am Freitag bei der Pressekonferenz. "Nach der Schwere der Verletzung und der Ausfallzeit" sei das eigentlich nicht angebracht. Tuchel sagte dennoch über Neuers nahendes Comeback: "Es ist natürlich eine sensationelle Nachricht."
Zuletzt war Neuer bereits gemeinsam mit dem neuen Torwartcoach Michael Rechner auf den Trainingsplatz zurückgekehrt. "Es ist top zu sehen, wie Manu arbeitet und sich schrittweise belohnt und zurück auf dem Platz ist und wie er die Übungen absolviert", sagte Tuchel, der gleichzeitig zu Geduld mahnte. "Wir werden da kein Zeitfenster aufmachen und ihm keinen Rucksack aufsetzen."
Auch Sportvorstand Hasan Salihamidzic äußerte sich nach dem Spiel gegen Schalke zu Neuer. "Ich sehe ihn jeden Tag. Wir besprechen uns jeden Tag, er macht ja hier die Reha. Er macht einen guten Eindruck", sagte Salihamidzic. "Wir freuen uns, dass er auf einem guten Weg ist. Es ist noch ein bisschen zu gehen, aber es wird jeden Tag besser und besser."
Einen Unterstützer weiß Neuer dabei jedenfalls weiterhin an und voll auf seiner Seite. "Ich werde ihn immer unterstützen", stellte Maier klar. Er habe das Gefühl, Neuer sei "ganz froh darum". Er weiß aus eigener Erfahrung ganz genau, was es bedeutet, im Tor des FC Bayern zu stehen und Kapitän des Klubs zu sein. "Ich weiß auch, wie das ist, wenn man in der Presse zerrissen wird", sagte er, "aber wir Torhüter halten zusammen."
In der kommenden Saison wird Maier seinem Nachfolger wieder in der Arena der Bayern zuschauen können. Dann aber nicht mehr mit Freizeitkäppi auf der Tribüne, sondern mit Torwarthandschuhen zwischen den Pfosten.
- Eigene Recherche
- Telefonisches Interview mit Sepp Maier
- Pressekonferenz von Thomas Tuchel am 12. Mai