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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Abteilung Kuschelattacke" Das sagt Tuchel zum Hoeneß-Besuch
Am Mittwoch überraschte Ehrenpräsident Uli Hoeneß Thomas Tuchel auf dem Trainingsplatz. Dazu hat sich der Cheftrainer jetzt geäußert.
Mit seinem Besuch auf dem Trainingsplatz hat Ehrenpräsident Uli Hoeneß auch Thomas Tuchel am Mittwochvormittag überrascht. Es wirkte wie ein bewusst inszenierter öffentlicher Showauftritt des 71-Jährigen.
Was er während des 15-minütigen Gesprächs genau zu dem Cheftrainer sagte, war nicht zu hören. "Er wollte mir nur kurz sagen, wer spielt am Wochenende", scherzte Tuchel am Freitag auf seiner Pressekonferenz, "habe ich dann auch gleich eingesehen."
Hoeneß hatte vor Beginn der Vormittagseinheit 15 Minuten lang intensiv und gestenreich mit Tuchel und seinen Assistenztrainern diskutiert. "Wenn zwei emotionale Menschen miteinander auf dem Fußballplatz sprechen, dann kann es auch mal emotional werden", erklärte Tuchel die Szene und stellte klar: "Über die Inhalte werde ich nichts sagen."
"Wollte mir nur Hallo sagen"
Tuchel versuchte auch zu erklären, warum Hoeneß überhaupt zu ihm auf den Trainingsplatz gekommen war und sagte: "Er wollte mir nur Hallo sagen." Normalerweise sei er zu dem Zeitpunkt auch noch oben im Büro, erklärte Tuchel weiter. Weil er aber beim Aufbau mithelfen wollte, sei er schon 45 Minuten vor dem eigentlichen Beginn des Trainings um 11 Uhr auf dem Platz gewesen.
Für die Frage, ob er Hoeneß wieder mehr in der ersten Reihe des Vereins sehe, hatte Tuchel eine weitere launige Antwort parat. "Vielleicht sitzt er am Wochenende mit mir auf der Bank, dann würde ich sagen, er ist jetzt wirklich in der ersten Reihe." Die Bayern empfangen am Sonntag (15.30 Uhr) den Tabellenletzten, Hertha BSC.
"Abteilung Kuschelattacke": Hoeneß' neue Seite
Wenn Hoeneß im Gebäude sei, komme er bei ihm im Trainerbüro vorbei, berichtete Tuchel, und "wir quatschen eine Viertelstunde und tauschen uns aus, weil ihm der Verein am Herzen liegt. Es ist sein Verein."
Und der liegt ihm eben noch immer am Herzen – in der aktuellen Krisensituation erst recht. "Er möchte Emotionen, Stimmungen, Meinungen haben", sagte Tuchel. "Ich wäre schlecht beraten, wenn ich das nicht nutzen würde. Er hat alles durchgemacht, was man durchmachen kann. Es zeigt, dass er sich kümmert." An jedem anderen Tag hätte Hoeneß ihn zu dieser Zeit im Büro angetroffen, so Tuchel, "dann hätten wir das Thema nicht."
Tuchel wisse, wie man das nun deuten könne: "Jetzt kommt Uli Hoeneß und damit ist jetzt richtig Druck drauf." Das sei aber laut Tuchel nicht der Fall: "Im Gegenteil. Ich finde es umgekehrt. Es zeigt, dass er sich kümmert, dass es ihn berührt, dass er mit anpacken will." Wenn es also ein Zeichen sei, "dann eher ein positives, dass in der Ruhe die Kraft liegt." Von wegen "Abteilung Attacke". Folgt man Tuchels Interpretation des Hoeneß-Besuchs, fällt der in eine ganz neue Kategorie – nämlich in die "Abteilung Kuschelattacke".
- Eigene Beobachtungen
- Reporter vor Ort bei der Pressekonferenz von Thomas Tuchel am 28. April