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Ex-Spieler Walace: "Der HSV wurde falsch geführt"


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Walace
Ex-Spieler: "Der HSV wurde falsch geführt"

InterviewVon Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 02.05.2021Lesedauer: 4 Min.
Walace im Trikot des HSV: Der Brasilianer spielte bei den "Rothosen" nur anderthalb Jahre.Vergrößern des Bildes
Walace im Trikot des HSV: Der Brasilianer spielte bei den "Rothosen" nur anderthalb Jahre. (Quelle: Philipp Szyza/imago-images-bilder)

Der Hamburger SV steckt in einer Krise, der Bundesliga-Aufstieg droht zu scheitern. Es wäre die Fortsetzung einer Misere, die schon vor vielen Jahren angefangen hat. Darunter litten auch Ex-Spieler.

Mit einem breiten Grinsen sitzt Walace vor dem Computerbildschirm, als das Video-Telefonat losgeht. "Guten Tag, wie geht's?", sagt er in gebrochenem Deutsch und lacht. Zweieinhalb Jahre lang spielte der Brasilianer in Deutschland. Anderthalb für den HSV, ein weiteres für Hannover 96. Ein breites Grinsen wie am Computerbildschirm hatte Walace Souza Silva, so Walace mit vollem Namen, in der Bundesliga aber nur selten. Sowohl mit Hamburg als auch mit Hannover stieg er ab.

Vor allem beim HSV war die Zeit nicht leicht für ihn. Drei Trainer hatte er in den 18 Monaten im Klub. Immer wieder musste er sein Spiel umstellen. Dazu kam Unruhe abseits des Rasens. Walace sorgt für Schlagzeilen, wird vom Klub sanktioniert und muss sich erneut herankämpfen.

Vor zwei Jahren ließ er die Bundesliga und Deutschland hinter sich. Hannover verkaufte ihn an Udinese Calcio. Und in Italien wusste er zu überzeugen, spielte sich in die Stammelf des Ex-Klubs von Oliver Bierhoff. Am heutigen Sonntag trifft er mit seinem Team auf Juventus Turin und war vorab für ein Interview zu haben.

t-online: Walace, Sie spielen jetzt seit zwei Jahren in Italien. Wie geht es Ihnen in der Serie A?

Walace (26): Sehr gut. Die Serie A ist anders als die Bundesliga. Hier geht es mehr um Taktik und Technik, was meinem Spiel entgegenkommt. Dazu ist die Meisterschaft sehr umkämpft. Alles in allem fühle ich mich sehr wohl hier.

In der Bundesliga legen viele Teams ihren Schwerpunkt aufs Pressing des Gegners.

So ist es. Das meine ich mit den Unterschieden zwischen den Ligen. Als Spieler musst du dich mit deinen Fähigkeiten anpassen. Wenn du das nicht schaffst, wird es schwierig.

Als schwierig galt auch Ihre Zeit beim Hamburger SV. Wie betrachten Sie Ihre Zeit in Deutschland rückblickend?

Ich war 21 Jahre alt, als ich nach Hamburg gezogen bin. Neues Land, neue Sprache, das war zu Beginn hart für mich. Aber ich mag diese Herausforderungen, weil ich daran wachsen kann. Und so habe ich mich auch in Deutschland weiterentwickelt und bin dankbar für die Zeit.

Zu Beginn haben Sie viel gespielt in Hamburg, doch mit der Zeit wurde es weniger und Sie wurden als undiszipliniert kritisiert. Fühlten Sie sich falsch behandelt?

Der HSV hatte damals nicht die richtige Mentalität und Vision, er wurde falsch geführt. Ein so großer Verein hätte anders mit uns Spielern umgehen müssen. Gerade im Bereich der Kommunikation lief es nicht gut. Es wurde zu wenig mit uns gesprochen.

Dazu gab es auch zu Ihrer Zeit viele Trainerwechsel. Sie kamen unter Markus Gisdol zum Klub, ein Jahr später war Bernd Hollerbach Ihr Coach, der nach zwei Monaten wieder entlassen wurde für Christian Titz. Unter Titz haben sie jedoch keine Einsätze bekommen.

Das war ein großes Problem für alle Spieler. Es kam immer wieder neue Trainer, die andere Vorstellungen hatten. Titz wollte mich zum Innenverteidiger machen und da sagte ich ihm, dass ich das noch nie gespielt hatte. Ich fühlte mich unwohl mit dem Gedanken. Ich schlug vor, als Einwechselspieler fürs Mittelfeld von der Bank zu helfen. Daraufhin spielte ich keine Minute mehr für den HSV und wurde im Sommer nach Hannover verkauft.

Ihre Zeit in Hamburg hatten Sie und der Klub sich anders vorgestellt. Sie kamen schließlich als Olympiasieger zum HSV.

Die Goldmedaille war der beste Moment in meiner Karriere. 2016 war generell ein tolles Jahr für mich, weil ich damals mit Gremio Porto Alegre den brasilianischen Pokal gewonnen habe. Dazu noch Olympia zu gewinnen, war fantastisch.

Ihr letztes Länderspiel für Brasilien machten Sie Ende 2018. Glauben Sie, dass noch einmal für die Selecao auflaufen können?

Das hoffe ich (klopft dreimal auf den Tisch). Ich vermisse es, für mein Land zu spielen. Aber um das zu schaffen, muss ich hier bei Udinese meine Leistung abrufen.

Wie sehr beeinflusst Sie das Spielen ohne Zuschauer? Auch in Italien ist es jetzt über ein Jahr her, seitdem die Stadien voll waren.

Ich freue mich so sehr darauf, wenn endlich wieder Fans da sein dürfen. Wenn du vor Fans spielst, hast du das Gefühl, nicht nur für die Mannschaft und den Klub zu spielen, sondern für die Menschen. Dazu gibt es mir auch so viel mehr Kraft und Motivation, Zuschauer im Stadion zu haben.

Und die könnten Sie am Sonntag gut gebrauchen, wenn Sie mit Udinese auf Juventus Turin treffen. Nach neun Meistertiteln in Serie wird Juve dieses Jahr die Meisterschaft nicht gewinnen. Wie verändert das das Spiel?

Gegen Juventus ist es trotzdem immer schwer. Die Mannschaft ist sehr stark besetzt und kämpft noch um die Champions-League-Qualifikation. Aber ich glaube daran, dass wir sie schlagen können.

Wie wollen Sie das schaffen?

Mit Persönlichkeit und Mentalität. Wir müssen von Beginn an auf dem Platz kontinuierlich aggressiv spielen. Mit dem richtigen Gefühl für das Spiel werden wir merken, wann unsere Chance groß ist, sie zu erwischen. Dann können wir gewinnen.

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