Formel 1 in Singapur Verstappen patzt in wildem Nachtrennen – Perez siegt
Der Weltmeister verpasst die vorzeitige Titelverteidigung deutlich und leistet sich mehrere Fehler. Mick Schumacher ist erneut im Pech.
Entscheidung um den WM-Titel vertagt: Max Verstappen ist beim Großen Preis von Singapur nur auf Platz 7 gefahren und hat damit die vorzeitige Titelverteidigung deutlich verpasst. Es siegte dagegen sein Red-Bull-Teamkollege Sergio Perez, das Ferrari-Duo aus Charles Leclerc und Carlos Sainz komplettierte das Podium.
Verstappen leistete sich in einem wilden Rennen, in dem gleich sechs Fahrer nach Unfällen oder Motorschäden ausschieden, gleich mehrere Fehler, kann trotz eines verkorksten Rennens aber schon in einer Woche zum zweiten Mal Formel-1-Weltmeister werden. Sebastian Vettel (Aston Martin) landete einen Achtungserfolg in seinem letzten Rennen in Singapur, fuhr auf Platz 8. Mick Schumacher lag im Haas lange auf Punkte-Kurs, fiel nach einer Berührung mit Mercedes-Pilot George Russell aber zurück und wurde 13.
In der Gesamtwertung führt der 25-jährige Verstappen (341 Punkte) nach 17 von 22 Rennen weiterhin komfortabel vor Leclerc (237). Die erfolgreiche Titelverteidigung könnte Verstappen am kommenden Sonntag in Suzuka perfekt machen. Hat der Spitzenreiter nach dem Großen Preis von Japan 112 Punkte Vorsprung, ist ihm die WM-Trophäe bei anschließend noch vier ausstehenden Läufen nicht mehr zu nehmen.
Verstappen mühte sich durch das Feld
Erst mit mehr als einer Stunde Verspätung ging es auf die immer noch sehr nasse Strecke. Heftiger Regen hatte für eine Verzögerung gesorgt, zeitweise hatte es so geschüttet, dass an ein normales Rennen nicht mehr zu denken war. Als der Grand Prix nach einer deutlichen Besserung aber freigegeben wurde, verlor Leclerc seinen ersten Startplatz schnell. Perez kam am besten weg und übernahm die Spitze. Verstappen hingegen legte verhalten los und fiel von Rang acht auf zwölf zurück. In der Qualifikation am Samstag hatte sein Team gepatzt und zu wenig getankt. Deswegen musste er eine letzte schnelle Runde verärgert abbrechen.
Im schmalen Betonkanal von Singapur ist das Überholen herausfordernd. Vor allem, wenn es zusätzlich noch nass ist. Verstappen mühte sich trotzdem Stück für Stück durch das Feld und war nach fünf Runden schon Neunter. Vettel, mit fünf Erfolgen Rekordsieger auf der Strecke in Asien, kam schnell von Rang 14 auf acht nach vorne. Vor seinem Karriereende im November war er das letzte Mal auf der Stadtstrecke dabei, die er besonders mag.
Mit Besen hatten die Streckenposten notdürftig versucht, die Piste vom Wasser zu befreien, doch das gelang nicht überall. Auch wenn es zu Rennbeginn längst zu regnen aufgehört hatte, blieben die Bedingungen schwierig. "Ich denke, es trocknet nicht sehr schnell", funkte McLaren-Fahrer Lando Norris früh an die Box. An der Spitze störte das Perez nicht, verfolgt von Leclerc setzte sich das Duo mit mehr als sieben Sekunden ab. Verstappen hatte bereits knapp 30 Sekunden Rückstand, als das Safety-Car das erste Mal rausmusste.
"Ich muss an die Box"
Williams-Pilot Nicholas Latifi hatte Guanyu Zhou im Alfa Romeo übersehen und so für das vorzeitige Aus des Chinesen gesorgt. Gut war das für Verstappen, der sich nach der erneuten Freigabe des Rennens leichter nach vorne arbeiten konnte. Erst schnappte sich der Titelverteidiger Vettel, dann Pierre Gasly – und war schon Siebter. Am spanischen Ex-Weltmeister Fernando Alonso, der in seinem 350. Grand Prix zum Fahrer mit den meisten Formel-1-Rennstarts aufstieg, kam er dann jedoch nicht so einfach vorbei. Erst als Alonsos Motor streikte und der 41-Jährige ausschied, war das Problem gelöst.
Abflüge in die Streckenbegrenzung von Alexander Albon und Esteban Ocon brachten weitere Verzögerungen, sodass es kaum einen richtigen Rennfluss gab. Auch Rekordweltmeister Lewis Hamilton kam als Vierter vom Kurs ab und lag plötzlich mit defektem Frontflügel direkt vor Verstappen. Ferrari riskierte viel, als Leclerc nach 35 Runden als Erster aus der Spitzengruppe auf Medium-Trockenreifen wechselte, kurz darauf zogen auch Perez und Verstappen nach.
Mit den neuen Pneus wäre der Grand Prix für Verstappen dann schnell fast vorbei gewesen. Auch er rutschte mit hoher Geschwindigkeit von der Strecke und ruinierte sich dabei die Reifen. "Ich muss an die Box", funkte er – und fiel wieder auf Rang 13 zurück. Teamkollege Perez musste sich gegen den kämpferischen Leclerc wehren und war damit bis zum Schluss erfolgreich, Verstappen schaffte es schließlich gerade noch so in die Punkteränge. Kurz vor Schluss wurde eine Untersuchung gegen Perez angekündigt, weil dieser die Safety-Car-Regeln verletzt haben könnte. Ein Ergebnis sollte es erst nach dem Rennen geben.
- Nachrichtenagentur dpa