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NBA-Finals: Wo die reichsten Menschen der Welt am Spielfeldrand sitzen


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NBA-Hype in San Francisco
Wo die reichsten Menschen der Welt am Spielfeldrand mitfiebern

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Von den NBA Finals berichtet Alexander Kohne

Aktualisiert am 14.06.2022Lesedauer: 5 Min.
Fans in der ersten Reihe feiern einen Korb der Golden State Warriors: Die Karten in der Arena können auch einmal 10.000 Dollar kosten.Vergrößern des Bildes
Fans in der ersten Reihe feiern einen Korb der Golden State Warriors: Die Karten in der Arena können auch einmal 10.000 Dollar kosten. (Quelle: Darren Yamashita/USA TODAY Sports/reuters)

Während der NBA Finals herrscht in San Francisco Ausnahmezustand. Die ganze Stadt fiebert mit den Golden State Warriors, die auf Daniel Theis` Celtics treffen. Der Hype treibt teils seltsame Blüten.

Während der gitarrenverzerrten Interpretation der Nationalhymne knallt es – und zwar so richtig. Einige der 24 professionellen Basketballspieler auf dem Parkett des Chase Center halten sich die Ohren zu. Doch es sind nur drei Feuerwerkskörper, die lautstark explodieren.

Auf den Rängen brandet Applaus auf, die Halle im Zentrum von San Francisco tobt. Und das ist kein Wunder – es sind NBA Finals. Ein globales Sportereignis. Neben den rund 18.000 Zuschauern vor Ort schauen bis zu 25 Millionen in den USA und Hunderte Millionen Menschen weltweit zu. In der Bay Area im Herzen Kaliforniens gibt es seit Tagen kein anderes Thema. Denn: Die heimischen Golden State Warriors um Superstar Stephen Curry schicken sich an, zum vierten Mal innerhalb von acht Jahren die Larry O'Brien Trophy zu gewinnen.

Für den erneuten Titelgewinn machen die Zuschauer beim Auftaktduell der Finalserie in der nagelneuen Arena richtig Stimmung. Als Warriors-Star Andrew Wiggins von jenseits der Dreipunktelinie den ersten Korb der Partie erzielt, explodiert die Halle förmlich. Es wird noch lauter als bei der auf der E-Gitarre interpretierten Version der US-Hymne von Rockstar Neal Schon. Das Chase Center gilt als eine der lautesten Hallen im US-Sport. "Das sind schon weit über 100 Dezibel", sagt Ravi Kapur, Anchorman und Gründer des Senders Diya TV.

Eine halbe Stunde zuvor deutete darauf rein gar nichts hin. Anders als in deutschen Bundesligastadien, in denen sich eingefleischte Anhänger teilweise mehrere Stunden vor Spielbeginn einsingen, ist die Arena beinahe komplett leer. Bis auf laute Hiphop-Musik und bunte Werbefilme auf dem Videowürfel deutet nichts darauf hin, dass hier gleich ein weltweit beachtetes Sportereignis ansteht. Selbst drei Minuten vor Start ist deutlich weniger als ein Drittel der Plätze belegt. Erst kurz vor dem Tip-off strömen die Leute zu ihren Sitzen.

"Das liegt auch an den Millionären", sagt Kapur. Der preisgekrönte Journalist ist in der Bay Area aufgewachsen und sieht die Warriors zum sechsten Mal in der Endspielserie. Er war bereits 2007 als Zuschauer dabei, als Dirk Nowitzki mit den hochfavorisierten Dallas Mavericks in der ersten Play-off-Runde völlig unerwartet an den Warriors scheiterte – als bis dahin bestes Team der NBA.

Das Silicon-Valley-Publikum

Gespielt wurde damals in der altehrwürdigen Oracle Arena in Oakland auf der anderen Seite der Bucht von San Francisco. "Da waren noch die richtigen Die-Hard-Fans dabei und es war viel lauter als hier", erklärt Kapur. Die Zusammensetzung des Publikums habe sich mit dem Umzug in die neue Arena in San Francisco – eine der mit Abstand teuersten Städte der USA – verändert. Nur wenige Kilometer entfernt sitzen die großen Tech-Konzerne – von Google bis Facebook. Das Silicon Valley ist um die Ecke.


Entsprechend setzt sich die Zuschauerschaft zusammen. "Hier sind einige der reichsten Leute der USA – vielleicht sogar der Welt. Direkt am Spielfeld sitzt normalerweise niemand, der nicht mindestens 100 Millionen Euro schwer ist", verrät Kapur. Kurz zuvor sei ihm im Aufzug noch Marc Benioff, der Geschäftsführer des Softwareunternehmens Salesforce, über den Weg gelaufen. Jahresumsatz: rund 17 Milliarden Dollar.

Explodierende Ticketpreise

Entsprechend teuer sind die Tickets. Sie sind für Normalsterbliche fast nur über sogenannte "Reseller"-Plattformen zu bekommen. Dort stellen vornehmlich Dauerkartenbesitzer ihre Plätze zum Kauf ein. Zu den Finals sind die Preise förmlich explodiert. Los geht es bei 600 bis 700 Dollar pro Ticket – dann sitzt man allerdings fast unter dem Hallendach. Wer "courtside", also ganz nah am Geschehen, sitzen möchte, sollte schon 10.000 Dollar und mehr einplanen.

Da ist es kein Wunder, dass auch das Drumherum durchaus kostspielig ist. Ein Plastikbecher Bier kostet 16,50, das Glas Wein rund 20 Dollar. Für die Kombination Hotdog-Pommes-Cola werden 26,50 Dollar fällig. Und wer als Andenken ein Play-off-T-Shirt erstehen möchte, ist mit knapp 50 Dollar dabei.

Die Begeisterung schmälert das nicht – auch nicht beim Hallenpersonal, dem sogenannten "staff". "Let's go, let's go, it's time", ruft Michael Navarrete einem Kollegen zu und klatscht mit ihm ab. So stimmen sie sich vor Spielbeginn auf die in wenigen Minuten in die Halle strömenden Fans ein.

Wenn der Mann mit dem markanten Oberlippenbart und dem Basecap von den Finals spricht, glänzen seine Augen. Auch wenn er bereits die sechste Endspielserie der Warriors innerhalb von acht Jahren miterlebe, sei dies immer wieder etwas Besonderes. "Zur Normalität wird das nie", sagt Navarrete mit einem ansteckenden Grinsen. Und obwohl die Warriors um das Startrio Curry, Klay Thompson und Draymond Green bei den Buchmachern klar favorisiert ist, bleibt er zurückhaltend: "Boston ist ein wirklich toughes Team, ich erwarte eine knappe Serie."

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Die Celtics und ihre "toughness"

Mitverantwortlich für diese "toughness", wie die Amerikaner sagen, ist auch Daniel Theis. Der 30-jährige Center der Celtics ist zwar nur Reservespieler, aber wenn er dann mal auf dem Court steht, haut er sich rein, als gäbe es kein Morgen. Theis rennt, springt, blockt und feuert seine Teamkollegen immer wieder an. Ihm geht es um den Teamerfolg, seine persönlichen Statistiken sind eher nebensächlich, sagt Theis. Nicht nur deshalb ist der 2,03-Meter-Mann, dessen Oberarme komplett tätowiert sind, bei Mitspielern und Fans geschätzt und beliebt.

Nach Dirk Nowitzki will Theis als erst zweiter Deutscher überhaupt den NBA-Titel holen. Viel mehr Parallelen zwischen den beiden sieht der bodenständige Salzgitteraner indes nicht. "Vergleichen kann man das nicht mit Dirks Karriere, die ganz woanders ist", sagt Theis: "Aber natürlich ist es auch eine Ehre, im gleichen Satz genannt zu werden und um die Meisterschaft zu spielen."

Kontakt zu Nowitzki, der die Dallas Mavericks 2011 als Außenseiter beinahe im Alleingang zum Titel geworfen hatte, gibt es aktuell nicht. "Ich denke auch, weil er selbst weiß, wie man sich auf Finals vorbereitet und probiert, sich darauf zu fokussieren. Das ist vielleicht eine Chance, die man nur einmal im Leben bekommt", verdeutlicht Theis. Aktuell steht es in der Finalserie 2:2. Für den Titel sind vier Siege nötig.

In den ersten beiden Partien stand Theis insgesamt knapp 21 Minuten auf dem Parkett, in den beiden darauffolgenden Duellen ließ Trainer Ime Udoka den Deutschen auf der Bank. In Spiel fünf, das in der Nacht zum Dienstag erneut in San Francisco stattfinden (ab 3 Uhr bei DAZN und im NBA League Pass) wird, hofft Theis wieder auf mehr Einsatzzeit. Sicher ist zumindest, dass es dabei wieder laut werden wird – ob mit oder ohne Feuerwerk.

Verwendete Quellen
  • Beobachtungen vor Ort im Chase Center bei den Finalspielen 1 und 2
  • Yahoo! Sports: Finalserie der NBA
  • Presseinformationen der NBA
  • Gespräch mit Ravi Kapur
  • Gespräch mit Michael Navarrete
  • Spox: Finals: Beste TV-Quote seit 1998
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