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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sie war selbst betroffen Wuppertalerin hilft Schlaganfall-Patienten zurück ins Leben
Noch im Mutterleib erleidet die Wuppertalerin Janina Wisniewski einen Schlaganfall. Doch mit viel Willensstärke kämpft sie sich durchs Leben – und will das nun anderen mit Coaching beibringen.
Alles fing mit dem Sektglas in der Disco an. Das wollte Janina Wisniewski aus Wuppertal endlich einmal normal heben können, um mit ihren Freundinnen anzustoßen. Ein selbstverständlicher Wunsch für eine junge Frau, möchte man meinen. Nicht so für die Wuppertalerin, die schon vor ihrer Geburt 1994 im Mutterleib einen Schlaganfall erlitten hatte und fortan mit einer Hemiparese leben musste. Keine vollständige Lähmung, aber eine rechtsseitige Bewegungseinschränkung von Hand und Bein.
Dank therapeutischer Maßnahmen hatte sie eine normale Kindheit, ehe ihr nach eigener Aussage im Alter von 14 Jahren Ärzte mitteilten, dass weitere Fortschritte nun nicht mehr zu erwarten seien. Vom Kindheitstraum, einmal Musicaldarstellerin zu sein, hatte sie sich ohnehin schon früh verabschiedet. Doch diese Diagnose machte sie traurig. Frustriert schien sie sich mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben, zum Beispiel nie mehr anderen Menschen mit rechts normal die Hand geben zu können.
"Sektglas hat mich motiviert"
Doch mit 21 Jahren setzte nach dem Besuch bei einem Coach ein Umdenken ein. "Das Sektglas hat mich mega motiviert", sagt die heute 26-Jährige. Ihr Ansatz: Neben physischem Training spielt die mentale Komponente im Hinblick auf die Verbesserung der körperlichen Situation eine ebenso wichtige Rolle. Im Mittelpunkt stehen dabei für sie die Fragen: Was möchte ich können, was möchte ich erreichen? "Es ist natürlich vom Typ abhängig, wie ich so etwas angehe. Die einen arbeiten mit Autosuggestion, sagen sich: Ich bin gesund. Andere machen es über Visualisierung, also über Bilder im Kopf und setzen sich ein konkretes Ziel", sagt Wisniewski.
Neben dem Sektglas kam bei ihr der Wunsch auf, endlich ein normales Auto mit Automatikgetriebe fahren zu wollen. Zuvor war es ein behindertengerecht umgebautes Fahrzeug. Zehn Wochen trainierte sie dafür, zudem galt es behördliche Hürden zu nehmen. Doch seit April 2018 ist Wisniewski stolze Inhaberin eines normalen Führerscheins.
Hilfe für andere Schlaganfall-Patienten
Schon früh reifte bei der studierten Erziehungswissenschaftlerin und systemisch-humanistischen Beraterin der Wunsch, ihr Wissen weiterzugeben. "Mit 18 wusste ich, dass es mein Lebensziel ist, anderen helfen zu wollen." Seit Mai 2019 ist sie als Coach tätig, gibt ihr Wissen und ihre Erfahrung in Online-Stunden oder Seminaren an andere Schlaganfall-Patienten im Alter zwischen 16 und 71 weiter.
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Angesprochen auf die Wirkung ihres Coachings nennt sie eine Frau mit gelähmter Hand, die nach zehnwöchigem Training wieder mit Stäbchen in einem asiatischen Restaurant essen konnte und eine weitere Frau, die nun besser mit einem Messer schneiden kann. Als Coach schult sie auch Eltern von betroffenen Kindern. "Denen vermittele ich ein besseres Verstehen der eigenen Kinder und ein gesundes Selbstvertrauen für deren Leben. Eltern sollen so zu Coaches für ihre Kinder werden." Eine Leistung, die von den Krankenkassen allerdings nicht übernommen wird.
Für Motivationspreis beworben
Eine Auszeichnung für ihre Arbeit erhofft sich Wisniewski im kommenden November, wenn in Gütersloh der Motivationspreis 2020 von der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe verliehen wird. Der Preis ist eine Würdigung für alle, die sich für das Thema ehrenamtlich oder fachlich engagieren. Zur Jury gehört unter anderem Monica Lierhaus, ehemalige Moderatorin der ARD-Sportschau.
Selbstbewusst und willensstark, ihrem Naturell entsprechend, hat sich Wisniewski selbst beworben und gehört nun zum Kreis der 40 Nominierten. Vielleicht gibt es Grund zum Anstoßen – mit Sekt.
- Gespräch mit Janina Wisniewski
- Eigene Recherchen