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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Einkaufen ohne Plastikmüll Erster Unverpackt-Laden in Wuppertal eröffnet
In vielen Städten gibt es sie schon, nun auch in Wuppertal: Am Samstag hat der erste Unverpackt-Laden in der bergischen Metropole
Der erste Unverpackt-Laden in Wuppertal bietet auf 90 Quadratmetern vornehmlich Lebensmittel an. Es gibt aber auch ein Café und Workshops. Die Diplom-Geographin und Mutter von zwei kleinen Kindern, Diana Lantzen (38), gab für den Laden und ihre Selbständigkeit einen gut dotierten Job als Unternehmensberaterin auf. Im Interview mit t-online.de spricht sie über ihre Beweggründe.
t-online.de: Frau Lantzen, was bietet ihr Laden, was andere Geschäfte nicht haben?
Diana Lantzen: Bei uns gibt es keine in Plastik oder Papier verpackten Waren. Als Kunde bringen Sie ihr eigenes Gefäß mit, in dem Sie die Lebensmittel dann mit nach Hause nehmen. Wer kein Gefäß hat, kann es bei uns erwerben, zudem steht ein Fundus an Altglas zur Verfügung. Außerdem erhalten Sie bei uns alles grammgenau. Das bietet kein Bioladen.
Was bieten Sie an?
Wir starten mit 350 Produkten, wollen aber auf 600 bis 700 kommen. Wir bieten zum Beispiel Backwaren, verschiedene Getreidesorten, Hülsenfrüchte, Haferflocken, viele Müslisorten, Kräutermischungen, Nudelsorten, Schokoladen, Trockenfrüchte, Molkereiprodukte und Eier an. Zudem Hygieneartikel wie Zahnbürsten aus Bambus, Seifen, Shampoos und Waschmittel in fester Form. Aber auch Kerzen aus Rapsöl und Handfeger aus Metall. Uns geht es um langlebige und qualitativ hochwertige Waren. Über 95 Prozent der Waren haben Bio-Qualität, angestrebt werden Produkte aus der Region.
Hört sich teuer an…
Wir haben die Preise sozialverträglich gestaltet, jeder soll es sich leisten können, bei uns einzukaufen. Deswegen ist bei uns beispielsweise eine bestimmte Nudelsorte auch zu einem Kilopreis von 3,40 Euro zu haben, was in etwa marktüblich ist. Natürlich sind Bio-Produkte etwas teurer, aber auch nachhaltiger. Lieber Klamotten gebraucht erwerben, Produkte selber machen, saisonal kaufen und das Eingesparte dann für hochwertige Lebensmittel ausgeben.
Was ist mit Fleisch?
Das gibt es bei uns nicht.
Ist bei Ihnen tatsächlich alles unverpackt zu bekommen – Stichwort Hygiene – und was machen Sie mit dem Verpackungsmüll der angelieferten Waren?
Honig und Marmelade gibt es bei uns zunächst mal nur im Glas. Milch und Wein werden in Pfandflaschen verkauft. Wir schauen darauf, dass wir die Waren in möglichst großen Gebinden oder Pfandgefäßen kaufen.
Was hat Sie dazu bewogen, Ihren vermutlich nicht schlecht bezahlten Job als Unternehmensberaterin für Ihr Geschäft aufzugeben?
Das ist richtig, der Berater-Job war gut bezahlt. Hinter dem Wechsel steckt Idealismus und Drang, etwas ändern zu wollen. Der Auslöser für den Laden war eine "Fridays for Future"-Demo, die mir auf der B7 entgegenkam. Da habe ich mich gefragt: Was kann ich gegen den Klimawandel tun? Nachdem ich mir abends noch ein paar Greta-Thunberg-Videos angesehen habe, habe ich eine Entscheidung getroffen und mir das Motto der Kids zu Herzen genommen: einfach machen – jetzt!
Eine Rolle spielte im vergangenen Jahr auch eine Wohnmobil-Tour durch Europa. Da haben wir im spanischen Almeria die Gemüseplantagen gesehen und mitbekommen, in welcher Plastikgesellschaft wir leben und wie viele Tomaten weggeworfen wurden. Es geht nicht mehr anders, wir müssen umdenken.
Sie sind verheiratet und Mutter zweier Kinder. Haben Ihnen die Planungen und Kalkulationen für das Geschäft schon schlaflose Nächte bereitet?
Es gibt zwar "Ups and Downs", aber schlaflose Nächte hatte ich noch nicht. Ich sehe dem Unternehmen gelassen entgegen. Ich merke, dass die Menschen diesen Laden wollen. Die Resonanz auf das Crowdfunding war mit 680 Unterstützern enorm, es wurden 41.000 Euro ausgezahlt. Zudem haben wir noch einen Kredit aufgenommen.
Wie viel Geld haben Sie in den Laden investiert?
Etwa 80.000 Euro.
Wer unterstützt Sie?
Mein Mann, meine Geschwister und ein Team aus vielen Freiwilligen. Allein ist so etwas nicht zu stemmen. Mit den anderen Unverpackt-Läden in der Region stehe ich in gutem Kontakt. Man hilft sich untereinander. Das Motto lautet: Kooperation statt Wettbewerb. Insgesamt sehe ich mich gut aufgestellt für das Projekt.
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Vielen Dank für das Gespräch!
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