Wolfsburg VW schüttelt Corona wohl endgültig ab: aber Chip-Probleme
Europas größter Autokonzern Volkswagen hat sich in der ersten Jahreshälfte weiter aus der Pandemie gearbeitet. Ausgerechnet im wichtigen China-Geschäft bremste die Lieferkrise bei Elektronik-Chips die Verkäufe zuletzt jedoch wieder spürbar aus.
Laut jüngsten Daten vom Freitag lieferten die Marken der VW-Gruppe zwischen Januar und Juni weltweit knapp fünf Millionen Fahrzeuge aus. Dies entspricht einer Steigerung um rund 28 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020. Damals hatten während der Hochphase der ersten Corona-Welle zeitweilige Schließungen von Werken und Händlern sowie die eingebrochene Nachfrage die Autobranche schwer getroffen.
Im Heimatmarkt Westeuropa konnten die Verkäufe der Wolfsburger nun um fast 31 Prozent zulegen, hier hatte die Erholung im Frühling teils noch gestockt. Für Nordamerika meldete Volkswagen ein Halbjahresplus von gut 45 Prozent, ebenso für die südamerikanischen Länder.
In allen Weltregionen gab es auch im zweiten Quartal starke Zuwächse - ausgenommen China inklusive Hongkong. Dort brachten die Konzernmarken von April bis Juni 12 Prozent weniger Fahrzeuge an die Kunden. Die drei Monate davor (plus 61 Prozent) waren noch stark verlaufen, so dass am Ende insgesamt eine gut 16-prozentige Steigerung gelang.
Ein Hauptgrund sollen die anhaltenden Engpässe bei Halbleitern sein. Volkswagens China-Chef Stephan Wöllenstein sprach deshalb von einem "besonders herausfordernden Jahr" für den wichtigsten Automarkt der Welt. In der Volksrepublik läuft vor allem das Geschäft mit teureren Wagen besser - auch andere Hersteller lassen die noch verfügbaren Chipmengen daher vorrangig in die Fertigung solcher Modelle fließen.
Es gibt unterschiedliche Annahmen, wann sich die Versorgungskrise nach dem zwischenzeitlichen Umschwenken der Halbleiterindustrie auf andere Wirtschaftszweige entspannt. Im Angesicht der Verkaufsflaute Mitte 2020 hatten viele Autohersteller große Halbleiter-Bestellungen storniert. Dies rächt sich nun in Zeiten einer stabileren Nachfrage. Sicher ist bereits, dass etliche Anbieter bis zum Jahresende große Volumina ihrer eigentlich geplanten Autoproduktion streichen müssen.
Wöllenstein schätzt, dass die Probleme im Laufe der zweiten Jahreshälfte weitestgehend überwunden werden: "Während sich die Chip-Knappheit in den letzten Monaten vorübergehend auf unsere Umsatzentwicklung ausgewirkt hat, erwarten wir keine langfristigen Auswirkungen." Auch der Absatz von E-Autos in China wachse stark.
Die einzelnen Marken konnten global allesamt Boden gutmachen. In der Hauptsparte VW-Pkw wuchsen die Auslieferungen seit dem Jahresbeginn um nahezu 23, bei Audi um mehr als 38 und bei Porsche um über 31 Prozent. Seat verkaufte etwa 45 Prozent mehr Autos. Im Monat Juni kam die Gruppe insgesamt auf ein Plus von 6,5 Prozent. Alle Werte sind jedoch in Bezug auf das durchwachsene Anfangsniveau 2020 zu sehen.
Die höheren Auslieferungen lassen auch den Gewinn anschwellen. Beim Betriebsergebnis erreichte der VW-Konzern zur Jahresmitte nach vorläufigen Zahlen bereits rund elf Milliarden Euro - mehr als 2020 in Summe. Die vollständigen Zahlen kommen am 29. Juli. Auch andere Hersteller verdienen üppig. Daimler meldete für das zweite Quartal gerade einen bereinigten operativen Ertrag von 5,42 Milliarden Euro.