Wolfsburg Gegner von neuen Autobahnen steigen aufs Rad
Mit Fahrradkorsos an vielen Orten im Norden wollen Gegner von Autobahn-Neubauten am Samstag für eine Verkehrswende demonstrieren. Die Proteste gehören zum bundesweiten Aktionstag "Verkehrswende jetzt - Autobahnbau stoppen". Allein gegen die Verlängerung der Küstenautobahn A20 von Bad Segeberg in Schleswig-Holstein bis nach Westerstede bei Oldenburg sind sechs Veranstaltungen angekündigt.
Für Fahrraddemos in Braunschweig und Wolfsburg stand am Freitag noch eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes Lüneburg aus, ob auf den Autobahnen A2 und A39 geradelt werden darf. Das Verwaltungsgericht Braunschweig hatte die Demonstranten auf parallel laufende Ausweichstrecken verwiesen.
Dagegen urteilte das Verwaltungsgericht Oldenburg, dass Radfahrer auf der Bundesstraße B437 durch den Wesertunnel nördlich von Brake fahren dürfen. Eine Gefahr für die öffentliche Ordnung sei nicht zu erkennen, befand die Kammer (Az. 7 B 2216/21). Der Tunnel sei Teil der künftigen A20, deshalb dürfe dort auch demonstriert werden.
Gegen den Ausbau der A20 sind auch Demonstrationen in Bad Segeberg, an der Elbfähre Glückstadt, in Stade und eine Sternfahrt nach Rastede im Ammerland geplant. Die Autobahn-Gegner argumentieren, der teure Bau werde nicht ausgelastet sein, zerstöre aber wertvolle Wälder, Moore und Marschlandschaften.
Dagegen betonten die Industrie- und Handelskammern (IHK) Bremen, Oldenburg und Stade am Freitag die Bedeutung des Projekts. Die künftige A20 binde die Industrie- und Hafenstandorte der Region an das Netz europäischer Fernverkehrswege an und liefere dem Nordsee-Tourismus wichtige Impulse. Weil sie die Verkehrsträger besser vernetze, mache sie auch Transporte auf dem Wasser und der Schiene attraktiver. Dies wiederum helfe dem Klima, so die IHKs.
Im Kampf um eine Mobilitäts- und Energiewende ketteten sich Klimaaktivisten am Freitag an Bagger und Schienen beim Autobauer Volkswagen in Wolfsburg fest. Rund 40 Aktivisten der Gruppe "Runter vom Gas" versammelten sich nach eigenen Angaben an einer Baustelle und einem Kraftwerk bei Volkswagen. Einige seilten sich demnach mit Transparenten von Kohlebaggern ab.
"Wir rasen unaufhaltsam in die Klimakatastrophe", sagte eine Aktivistin. "Seit Jahren ist klar, dass wir dringend eine Mobilitätswende brauchen. Konzernen wie VW ist das egal, sie heizen die Krise lieber weiter an und ziehen daraus auch noch fette Gewinne." Statt auf E-Autos zu setzen, forderte sie einen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr, autofreie fahrradgerechte Städte und den Ausbau des Schienennetzes.