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Stuttgart: Urteil nach Mord vor 26 Jahren – DNA führte zum Täter


Er überfiel sein Opfer auf der Straße
Brutaler Frauenmörder nach 26 Jahren verurteilt

Von t-online
07.07.2021Lesedauer: 2 Min.
Urteil in Prozess um Mord vor 26 JahrenVergrößern des Bildes
Der Angeklagte vor Gericht: Eine DNA-Spur führte die Polizei zum Täter. (Quelle: Marijan Murat/dpa)
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Brigitta J. war am 14. Juli 1995 um kurz vor Mitternacht auf dem Weg zur S-Bahn, als plötzlich ein Mann über sie herfiel. Er stach wie im Rausch auf sie ein, Zeugen beobachteten den Mord. Aber erst ein Vierteljahrhundert später konnte der Täter überführt werden – dank moderner DNA-Technik.

Lebenslange Haft für Hartmut M.: Der 71-jährige Ex-Manager hat nach Auffassung des Landgerichts Stuttgart vor fast auf den Tag genau 26 Jahren die Künstlerin Brigitta J. ermordet. Am Mittwoch sprach das Gericht das Urteil.

Die 35-Jährige war am 14. Juli 1995 auf dem Heimweg von der Arbeit, wollte zum S-Bahnhof Goldberg, als sie gegen 23.40 Uhr unvermittelt ein Mann anfiel. 23 Mal stach er in Sindelfingen auf sein offenbar vollkommen zufällig gewähltes Opfer ein. Schon der zweite Stich war tödlich, er durchschlug das Brustbein und traf Brigitta J. ins Herz.

Blickkontakt mit dem Killer

In diesem Moment fuhren zwei US-Soldaten mit einem Mietwagen vorbei, bemerkten, den Ernst der Lage und wendeten. Am Tatort kam der Angreifer noch an ihr Autofenster, sagte etwas für sie Unverständliches auf Deutsch. Dann verschwand er in der Nacht, fuhr mit einem Auto davon.

Hartmut M. geriet als Halter eines Honda-Sportwagens, der damals verdächtig erschien, kurz ins Visier der Ermittler. Die ließen die Spur jedoch schnell wieder fallen, obwohl M. nur ein wackliges Alibi vorweisen konnte: Angeblich war er mit einem Freund zur Tatzeit in einem Biergarten. Dieser war zu der Uhrzeit aber wohl schon längst zu, wie Zeugen nun im Prozess sagten.

Ein Vierteljahrhundert blieb der Fall ungelöst. M. wanderte derweil für andere Delikte ins Gefängnis. Er wurde 2007 wegen der Tötung einer 51-jährigen Geschäftsfrau und einer gescheiterten millionenschweren Shell-Erpressung verurteilt. Der Ladenbesitzerin hatte er die Kehle durchgeschnitten.

DNA unter den Fingernägeln des Opfers führte zu M.

Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis wohnte der ehemalige Rosenthal-Finanzvorstand in einer Schrebergartenanlage. 2020 wurde er in Hamburg verhaftet. Moderne DNA-Analysemethoden hatten die Fahnder auf seine Spur geführt: Unter den Fingernägeln der linken Hand hatte Brigitta J. fremde DNA – die jetzt erst Hartmut M. zugeordnet werden konnte.

Im September 2020 startete daraufhin der Prozess. Der Angeklagte schwieg bis zuletzt, nutzte erst die Gelegenheit, das letzte Wort zu ergreifen: Er sprach mehrfach von "Fake News" und sagte, die mangelhaften Ermittlungen dürften "nicht zum Nachteil gereichen".

"Das ist der Drecksmörder"

Die Indizien waren jedoch erdrückend. Unter anderem erkannte einer der US-Soldaten, die 1995 Zeugen der Tat waren, Hartmut M. wieder. "Das ist der Drecksmörder", wurde er im Prozess wörtlich zitiert.

Zusammengenommen genug für Richter Norbert Winkelmann, um ein Urteil zu fällen: Das Motiv bleibe zwar im Dunkeln, aber das verhindere eine Verurteilung nicht, sagte er laut "Stuttgarter Zeitung" am Mittwoch. Die Staatsanwaltschaft hatte lebenslange Haft gefordert, die Verteidigung – im Zweifel für den Angeklagten – Freispruch.

Der Nebenklage-Anwalt, der die Familie des Opfers vertrat, sprach im Schlussplädoyer von Mordlust als Hauptmotiv. M. habe eine sexuell-sadistische Neigung: Dafür sprächen unter anderem bei ihm gefundene Pornobilder mit erniedrigten und gequälten Frauen.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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