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Turnerin Kim Bui spricht offen über ihre Bulimie: "Die Scham ist groß"


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Mit Bulimie im Leistungssport
Nationalturnerin Kim Bui: "Die Scham ist groß"


Aktualisiert am 26.02.2023Lesedauer: 3 Min.
Zeigte am Stufenbarren eine überzeugende Vorstellung beim DTB-Pokal in Stuttgart: Kim Bui.Vergrößern des Bildes
Zeigte am Stufenbarren eine überzeugende Vorstellung beim DTB-Pokal in Stuttgart: Kim Bui. (Quelle: Amy Sanderson./dpa)
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Raus aus der Tabuzone: Turnerin Kim Bui spricht über ihre Essstörung und zeichnet ein erschreckendes Bild vom Druck im Leistungssport.

Ihre eigene Leistungssport-Karriere hat Kim Bui im August beendet. Dennoch ist die 34-Jährige dieser Tage viel gefragt. Beim ersten Turn-Weltcup des Jahres in Cottbus ist die gebürtige Tübingerin, die bei Europameisterschaften zwei Bronzemedaillen gewann, als Co-Moderatorin im Einsatz. Daneben promotet sie ihr Buch "45 Sekunden", das am 4. März erscheint, und eine Dokumentation des Bayerischen Rundfunks, in der sie zusammen mit der früheren Biathletin und Langläuferin Miriam Neureuther das Thema "Essstörungen im Leistungssport" aufgreift.

Im Vorfeld des Films mit dem Titel "Hungern für Gold", der schon vor seiner Ausstrahlung am 5. März ab Montag in der ARD-Mediathek zu sehen sein wird, hatte Bui eine Bulimie-Erkrankung in ihren Jugendjahren öffentlich gemacht. "Ich wünsche mir einen offeneren Umgang mit dem Thema", erklärt die langjährige Nationalturnerin. Es müsse raus aus der Tabuzone, in der es sich noch immer befinde. "Die wenigsten trauen sich, öffentlich darüber zu sprechen", sagt Bui im Gespräch mit t-online. Doch schon die große Resonanz, die sie und Neureuther in den vergangenen Tagen mit der Ansprache des Themas hervorgerufen hatten, zeige, "wie wichtig das ist".

Einsamkeit und Scham: "Man ist mit dieser Krankheit allein"

Bulimie sehe man den Menschen nicht an. "Man ist mit dieser Krankheit allein. Die Scham vor sich selbst ist groß, und man will sie nicht mit anderen teilen." Deshalb falle es schwer, darüber zu sprechen, sagt Bui aus Erfahrung. Sie selbst war als 15-Jährige in den Teufelskreis hineingeraten, nachdem eine Trainerin ihr mehrmals gesagt hatte, sie solle abnehmen. "Irgendwann entwickelt man daraus einen Glaubenssatz und hat das Gefühl, man ist dick und fett", sagt Bui, obwohl sie schon von den Anlagen her nie dazu neigte. "Wenn einem im Training dann etwas schwerfällt, kommen diese Worte wieder hoch." Normale Maßnahmen hätten bei ihr nicht angeschlagen. Zudem habe sie auf Essen nicht verzichten wollen. Deshalb erbrach sie dieses regelmäßig.

Eine Therapie half Bui schließlich, einen Weg aus der Krise zu finden. "Aber man rennt ja nicht gleich zum Psychologen", sagt sie. "Damit herauszugehen, ist ein großer Schritt." Sie würde sich wünschen, dass man sich nicht einfach an Gewichtstabellen orientiert und Trainer nicht alleine entscheiden, was gut für die Athleten sein soll. Man sollte im Leistungssport "Experten an den Tisch holen", Ernährungsberater, Psychologen, Athletiktrainer, und dann gemeinsam analysieren, "was das Beste für die Athleten ist, und zwar auf allen Ebenen, körperlich und mental".

Kim Bui: Dreimalige Olympiateilnehmerin will auf das Thema aufmerksam machen

Essstörungen seien auch ein mentales Problem. In den vergangenen Jahren habe sich dahingehend schon einiges entwickelt. Um die deutsche Nationalmannschaft der Turnerinnen etwa wird gerade so ein Expertenkreis gegründet. Zudem habe sich das Bild im Turnen verändert. "Nicht nur drahtige und schlanke Turnerinnen sind Weltspitze", sagt Bui, "auch andere Körperideale stehen vorne." Das tue ihrer Sportart sehr gut.

Die dreimalige Olympiateilnehmerin will nicht allein im Leistungssport für das Thema "sensibilisieren und ein Bewusstsein dafür schaffen". Auch "andere Faktoren" als der dort herrschende Druck könnten zu Essstörungen führen, schwierige Familienverhältnisse etwa. "Im Leistungssport gibt es eine höhere Wahrscheinlichkeit", sagt sie, "aber das heißt nicht, dass es nur dort passiert."

Verwendete Quellen
  • Interview mit Kim Bui
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