Mainz Rheinland-pfälzische Einzelhändler fordern Ende von 2G
Rheinland-pfälzische Einzelhändler sehen sich wegen unterschiedlicher Corona-Regeln in den Bundesländern massiv unter Druck und fordern auch hierzulande ein Ende der 2G-Regel beim Shoppen. Die Branchenvertreter sehen einen enormen Nachteil gegenüber Kollegen aus Nachbarländern wie Hessen und dem Saarland, wo längst nicht mehr nur Geimpfte oder Genesene Zutritt haben.
Der Präsident des Handelsverbandes Mitte für Rheinland-Pfalz, Hessen und das Saarland, Jan Sebastian, spricht von einer "sehr unbefriedigenden Situation" in Rheinland-Pfalz. Die Inzidenzen etwa in Mainz, Wiesbaden und Frankfurt seien ähnlich, die Regeln für das Einkaufen nicht - und das, obwohl es ein Leichtes sei etwa für Menschen aus dem Mainzer Raum, auf Läden in Wiesbaden oder im nahen Main-Taunus-Zentrum auszuweichen. "Diese Wettbewerbsverzerrung ist eine unfaire Sache", sagte Sebastian, der selbst in Mainz ein Juweliergeschäft hat.
In Rheinland-Pfalz gilt die 2G-Regel nach wie vor in Geschäften, ausgenommen sind nur Läden des täglichen Bedarfs - so wie es auch Bund und Länder Anfang Dezember bundesweit vereinbart hatten. Im angrenzenden Saarland hatte das Oberverwaltungsgericht die 2G-Regel Ende Januar außer Vollzug gesetzt und einem Eilantrag mehrerer Elektronik-Fachmärkte stattgegeben. Kurz darauf betonte Saar-Ministerpräsident Tobias Hans (CDU), eine Rückkehr zu 2G im Handel sei keine Option. Seit dem 26. Januar gilt an der Saar nur noch eine Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske in Läden.
In Hessen ist 2G im Einzelhandel seit dieser Woche Geschichte, auch hier können Kunden wieder ohne Einschränkung in allen Geschäften einkaufen - unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln und der Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske. Hier hatte zuvor die Betreiberin von Modehäusern, eines davon in Hanau, Erfolg mit einem Eilantrag beim Verwaltungsgericht Frankfurt gegen die 2G-Regel gehabt.
Und Rheinland-Pfalz? Hier sei derzeit das einfache Flanieren und Shoppen nicht möglich oder mache schlicht keinen Spaß, sagte Sebastian. Bändchen, die etwa in Mainz ausgegeben würden und mit denen ein Impf- oder Genesenen-Nachweis sowie der Ausweis nur einmal vorgezeigt werden müsse - hülfen da nur bedingt. Nicht alle Kunden wüssten davon. "Und es ist auch eine Kopfsache", sagte Sebastian. Während es etwa in Hessen keine Beschränkungen gebe, würden Kunden in Rheinland-Pfalz auf Impfung oder Nachweis angesprochen.
Dass 2G den Einzelhandel belaste, zeigten die nackten Umsatzzahlen. Während die Erlöse in Rheinland-Pfalz noch immer 25 bis 35 Prozent unter denen vor der Corona-Pandemie lägen, sei das Minus in anderen Ländern ohne 2G geringer. Derzeit seien Nachholeffekte zu beobachten, Kunden kauften Dinge, auf die sie zuvor in der Pandemie verzichtet hätten. Diese Einkäufe drohten zumindest an den grenznahen Einzelhändlern in Rheinland-Pfalz vorbeizugehen.
Ähnlich sieht das Patrick Sterzenbach, Vorsitzender der City Initiative Trier und Betreiber von Modegeschäften in der Stadt. Er sieht eine Abwanderung von Kunden etwa ins Saarland. 2G müsse endlich auch in Rheinland-Pfalz fallen. "Uns steht das Wasser bis zum Hals", sagte er. Händler in anderen Ländern freuten sich über Einkaufende aus Rheinland-Pfalz. Das bestätigt der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Saarland, Fabian Schulz, in Saarbrücken. Vor allem in den Regionen nahe der rheinland-pfälzischen Grenze wie in Homburg sei Shopping-Tourismus spürbar.
"Die Abschaffung von 2G und der Wechsel zu FFP-2-Masken bei uns war der richtige Weg", sagte Schulz. "Es läuft und es läuft auch besser." Nichtsdestotrotz liege auch der Saar-Einzelhandel vom Umsatz her nach wie vor zwischen 20 und 40 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau. "Weil auch immer noch die Angst da ist und die Menschen nicht die Laune und die Stimmung haben, unbeschwert bei Inzidenzwerten von über 1000 ein Einkaufsvergnügen zu durchlaufen."
Die unterschiedlichen Regelungen diesseits und jenseits der Grenze sind Schulz ein Dorn im Auge. "Der richtige Weg ist, dass wir bundeseinheitliche Regelungen haben. Dass da jedes Bundesland seine eigene Suppe kocht, ist für mich ein Riesennachteil." Da das Saarland im Dreiländereck Frankreich-Luxemburg-Deutschland liegt, wünsche er sich, "dass wir europaweit die gleichen Regelungen hätten".
In der Corona-Pandemie hätten die Regionen immer wieder Shopping-Tourismus erlebt - mal in die eine Richtung, mal in die andere. Anfangs bei den 2G-Regelungen seien viele Kunden aus dem Saarland nach Rheinland-Pfalz gegangen. Warum? Der Unterschied war: "Wir waren im Saarland verpflichtet, vor Betreten des Geschäftes den Impfstatus zu überprüfen. In Rheinland-Pfalz war es so, dass man auch innerhalb des Geschäftes überprüfen konnte."
Leicht bange wird Schulz, wenn er daran denkt, dass Luxemburg weitreichende Lockerungen plant. Es könne dann gut sein, dass kaufkräftige Kunden aus Luxemburg wegblieben. "Und das merken wir direkt in der Kasse", sagte Schulz.