"Querdenken"-Demo in Leipzig Demonstranten attackieren Polizisten und Journalisten
Ausschreitungen in der Leipziger Innenstadt: Nach der Auflösung einer "Querdenken"-Demo in Leipzig kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Die Lage geriet außer Kontrolle.
Tausende Demonstranten haben sich in Leipzig der Auflösung einer "Querdenken"-Demonstration widersetzt. Sie marschierten am Samstagabend auf dem Innenstadtring. Wenige Polizisten begleiteten den Zug. Einige der Demonstranten skandierten "Frieden Freiheit, keine Diktatur" und "Merkel muss weg". Aufnahmen der Kundgebung sehen Sie oben im Video oder hier.
Zuvor hatte die Stadt Leipzig die Kundgebung, die sich gegen Corona-Maßnahmen richtete, mit nach Polizeiangaben 20.000 Teilnehmern aufgelöst, da diese größtenteils gegen die Versammlungsauflagen verstoßen hatten. Die Demonstranten setzten sich trotzdem in Bewegung und marschierten über den Leipziger Ring. Darunter sollen etwa 400 Rechte und Neonazis gewesen sein. Es kam zu Auseinandersetzungen mit linken Gegendemonstranten.
Auch viele Journalisten attackiert
Demonstranten schossen mit Pyrotechnik und Feuerwerkskörpern auf die Polizei und warfen mit Flaschen. Die Beamten setzten Reizgas und Pfefferspray ein, konnten den Zug jedoch nicht stoppen. Mehr als 30 Journalisten sollen zudem angegriffen worden sein, wie die Gewerkschaft Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (DJU) berichtete.
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Das Bündnis "Leipzig nimmt Platz", das einen Gegenprotest organisiert hatte, rief am Samstagabend dazu auf, sich zurückzuziehen. "Wir schätzen die Lage als zu gefährlich ein", schrieb das Bündnis auf Twitter.
Zahlreiche Verstöße gegen Corona-Auflagen
Schon am Vortag hatten sich Stadt und Veranstalter über die Veranstaltung mitten in der Corona-Krise gestritten. Die Stadt Leipzig hatte damit gerechnet, dass die Demonstranten sich nicht an die Regeln zum Schutz vor der Corona-Pandemie halten würden.
Um das Infektionsrisiko gering zu halten, wollte die Stadt die Veranstaltung an den Stadtrand legen. Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Bautzen kassierte das jedoch am Samstagmorgen und ließ die Kundgebung auf dem Augustusplatz zu – unter der Bedingung, dass die Maskenpflicht eingehalten und die Teilnehmerzahl 16.000 nicht überschreiten werde.
Veranstalter wollten Auflagen nicht einhalten
"Das OVG hat uns eine Entscheidung auf den Tisch gelegt, die nur sehr, sehr schwer umzusetzen war", sagte Stadt-Sprecher Matthias Hasberg. Die Stadt habe den Veranstaltern zunächst noch Zeit gegeben, die Einhaltung der Bedingungen durchzusetzen. Die Polizei hatte den Versammlungsraum am Mittag sogar deutlich ausgedehnt, um den Teilnehmern die Gelegenheit zu geben, den Mindestabstand einzuhalten.
Statt das zu tun hätten die Organisatoren jedoch von ihrem Anwalt Beschwerde einlegen lassen. Die habe die Stadt dann sorgfältig geprüft und schließlich zurückgewiesen. Nicht nur habe der Großteil der Teilnehmer gegen die Corona-Zahl verstoßen. Die zugelassene Teilnehmerzahl von 16.000 sei auch deutlich überschritten worden.
"Querdenken“-Gründer gibt Behörden die Schuld
Die Veranstalter kündigten an, gegen die Auflösung zu klagen. Die Ordnungswidrigkeit hätte einzeln festgestellt werden müssen bei jedem Demonstranten, sagte "Querdenken“-Gründer Michael Ballweg, der selbst nicht in Leipzig war, der dpa. "Wir haben eine saubere Planung hingelegt", sagte Ballweg.
Die Behörden hätten den Aufbau der Veranstaltung bis zur OVG-Entscheidung allerdings behindert. Deshalb hätten nicht so viele Lautsprechertürme wie geplant aufgebaut werden können, was die Masse entzerrt hätte. Am Samstagabend hätten die Lautsprechertürme nun auch nichts mehr genutzt: Noch immer zogen Zehntausende über den Innenstadtring und machten keine Anstalten, nach Hause zu gehen.
- Nachrichtenagentur dpa