Gutachten zu Kiesgrube Mangelhafter Hochwasserschutz führte zu Erftstadt-Katastrophe
Bei der Flutkatastrophe 2021 wurde Erftstadt durch die naheliegende Kiesgrube besonders hart getroffen. Brisante Gutachten zeigen nun, dass diese nicht ausreichend geschützt war.
Aus zwei Gutachten soll hervorgehen, dass der dramatische Schaden durch adäquaten Hochwasserschutz vermeidbar gewesen wäre. Das berichtet der WDR, dem die Gutachten im Auftrag der Stadt Erftstadt und der Bezirksregierung Arnsberg vorliegen.
Dem Bericht zufolge seien die Gutachtenden zu dem Ergebnis gekommen, dass an der an Erftstadt grenzenden Südseite der Kiesgrube der Schutz nicht ausreichend war. Zwei Gutachter der Bezirksregierung kommen demnach zu dem Ergebnis, dass der Schutz "nicht den Anforderungen an ein technisches Hochwasserschutzbauwerk nach dem Stand der Technik" entsprach.
Experte: Schäden "einzig und allein dem Tagebau nördlich von Blessem geschuldet"
Bei dem Hochwasserschutzwall habe es sich lediglich um lose aufgeschüttetes Material gehandelt, so auch Ingenieurgeologe Professor Lutz-Heinrich Benner, Gutachter für die Stadt. Er nennt den Wall eine "absolut fehlerhafte Konstruktion". Die Totalschäden seien "einzig und allein dem Tagebau nördlich von Blessem geschuldet". Dennoch war der Hochwasserschutzwall einst nachweislich "mängelfrei abgenommen" worden, wie der RWE, Mutterkonzern des Kiesgrubenbetreibers, gegenüber dem WDR bekräftigt.
Bereits seit Wochen laufen deshalb Ermittlungen bei der Staatsanwaltschaft in Köln. "Es geht dabei um den Verdacht, dass kein den behördlichen Bestimmungen entsprechender Hochwasserschutzwall sich an der Südseite der Kiesgrube befunden haben soll", sagt Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer dem WDR. Ermittelt wird wegen des Vorwurfs des fahrlässigen Herbeiführens einer Überschwemmung durch Unterlassen und Verstoß gegen das Bergbaugesetz.
Gutachten bekräftigen Vorwürfe der Staatsanwaltschaft Köln
Bereits im Januar hatte die Polizei Büroräume von RWE und RBS sowie der Bezirksregierung durchsucht und Unterlagen beschlagnahmt. Die Gutachten könnten nun zu einer weiteren Belastung des Kiesgrubenbetreibers und der Aufsichtsbehörde führen.
Bei dem Hochwasser im Sommer vergangenen Jahres war der Krater der Kiesgrube immer größer geworden, bis er Teile der Stadt in den Abgrund riss. Mehrere Menschen kamen ums Leben, zahlreiche Häuser wurden teilweise oder völlig zerstört, auch die Autobahn wurde weggeschwemmt.
- WDR: "Katastrophe an der Kiesgrube: Fehlender Hochwasserschutz führte zu Unglück"
- Eigene Recherche