Expertin erklärt Begegnung "Wohl falsch abgebogen": Video zeigt Wolf mitten in Köln
Ein Wolf soll in der Nacht durch Köln geirrt sein: Videoaufnahmen zeigen das Tier, wie es durch die Innenstadt lief. Eine Expertin erklärt, wie der Wolf in die Stadt gelangen konnte.
Mitten in Köln ist in der Nacht zum Mittwoch ein Wolf durch die Straßen geirrt. "Das ist extrem selten, dass so etwas passiert – aber es passiert", sagte am Freitag ein Sprecher des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV). "Der Wolf – der läuft einfach, und er kann einmal an einer Straße die falsche Abzweigung nehmen."
Die Aufnahme von dem Wolf in Köln sehen Sie im Video oben oder hier.
Der Wolf wurde in der Nacht zum Mittwoch zunächst von einer Bürgerin mit ihrem Handy im innenstadtnahen Szeneviertel Ehrenfeld gefilmt. Er trabte dort eine Straße entlang, den Melatengürtel.
Die Sichtung war an der Ecke Fröbelstraße an einem Autohaus. Von dort bewegte er sich immer weiter stadtauswärts und wurde dabei noch mehrmals gesichtet oder gefilmt, unter anderem von einer Überwachungskamera am Firmengelände der RheinEnergie. Er habe es also allein geschafft, wieder aus der Stadt hinauszufinden, sagte der Sprecher.
Wie kann es passieren, dass es so ein Tier in die Innenstadt verschlägt? "Der Wolf hat vor uns Menschen mehr Angst als wir vor ihm. Das ist Fakt", sagt Birgit Kaiser de Garcia vom LANUV gegenüber t-online, und erklärt weiter: "Im ersten Halbjahr gehen Jungwölfe häufig aus ihrem Rudel heraus und suchen sich einen eigenen Lebensraum. Dabei legen sie oft große Entfernungen zurück. Da muss der Wolf in der Kölner Gegend unterwegs gewesen sein, wohin genau wissen wir nicht. Nur wenig Tiere haben einen Sender zur Ortung", so die Sprecherin. "Da muss der Wolf sozusagen 'falsch abgebogen' sein, kam möglicherweise aus einem Park wieder heraus und stand dann da in Ehrenfeld. Er hat sich irgendwie verlaufen."
Der Wolf wollte wieder raus aus Köln
Kann es zukünftig öfter passieren, dass sich ein Wolf nach Köln verirrt? Kaiser de Garcia: "Ausschließen kann man das nicht, aber es ist relativ unwahrscheinlich und selten. Die Wölfe meiden generell besiedelte Gebiete. Man sieht auf dem Video, dass er nicht gemütlich unterwegs ist, sondern auf der Flucht. Er wollte da wieder weg. Es ist uns später nichts mehr über neue Sichtungen berichtet worden, der Wolf ist also längst wieder weg."
In der Natur gebe es laut Sprecherin sogenannte Kulturfolger, dazu zählen beispielsweise Füchse. Die kommen zu den Menschen, weil sie Nahrung finden. Wölfe hingegen sind keine Kulturfolger, deshalb würden sie sich auch nie in der Stadt ansiedeln.
Ruhig verhalten, im Zweifel laut werden
Sollte man doch einmal auf einen Wolf treffen, rät Kaiser de Garcia dazu, sich ruhig zu verhalten und erstmal abzuwarten, ob er wieder davonläuft.
"Schön ist es, wenn man ihn filmen kann, da wir solche Hinweise gerne aufnehmen, um mehr über das Verhalten zu erfahren. Sollte er näher kommen und man glaubt, dass es gefährlich werden könnte, sollte man sich laut bemerkbar machen", so die Sprecherin. "Dann haut der Wolf sehr wahrscheinlich wieder ab. Er kann den Menschen eigentlich nicht leiden."
- Nachrichtenagentur dpa
- Telefonat mit Sprecherin des LANUV