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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Ein absoluter Schock" Gefälschte Impfpässe eines Kölner Arztes im Umlauf
Gefälschte Corona-Impfpässe werden derzeit für über hundert Euro im Netz angeboten. Kriminelle nutzen dazu auch den Namen eines Kölner Arztes. Dieser weiß, wie man Fälschungen erkennt.
Sich um seine Patienten kümmern, ihnen helfen, gesund zu werden – eigentlich will der Kölner Arzt Johannes Nolte nur seinen Job machen. Doch nun muss er sich auch noch mit Kriminellen herumschlagen. Die bieten auf verschiedenen Telegram-Kanälen gefälschte Impfpässe an – mit seinem Namen darauf. "Da ist mir echt die Kinnlade runtergefallen", sagt der Arzt. "Ein absoluter Schock."
Schon früh hat der 38-Jährige mit Praxis in Porz-Zündorf Menschen impfen können. Er war einer von fünf Ärzten in Köln, die im Rahmen eines Pilotprojekts bei Hausbesuchen impfen durften – t-online hatte ihn dabei begleitet. Schon Hunderte Menschen haben mittlerweile von dem Mediziner einen Piks in den Arm bekommen. Sie alle sind entsprechend registriert. "Wir können im Computer nachkontrollieren, wen wir wann geimpft haben", so der Arzt.
Für die gefälschten Impfpässe müssen sich Kriminelle die Daten des stellvertretenden Vorsitzenden der Kreisstelle der Kölner Ärztekammer im Netz besorgt haben. "Der Stempel, der dafür benutzt wurde, ist aber nicht unserer", betont Nolte. Zusammensetzung und Schriftart seien eine andere. Er hat umgehend bei der Kölner Polizei Anzeige erstattet.
Fake-Impfpässe mit Mengenrabatt
Gefälschte Impfpässe beschäftigen derzeit auch die Polizei. Auf Nachfrage heißt es, dass es Ermittlungen "im hohen einstelligen Bereich gebe". Es kommen immer mehr Hinweise bei den Beamten an, dass im Netz gefälschte Impfpässe angeboten werden.
Nach Recherchen des ARD-Magazins "Report Mainz" werden bei Telegram in mehreren Gruppen gefälschte Impfpässe mit Stempel, Unterschriften und Aufkleber mit Chargennummern zum Kauf angeboten. Der Stückpreis liegt bei rund 150 Euro, es wird sogar mit Mengenrabatt geworben.
Wie viele davon den gefälschten Stempel von Nolte tragen, ist ungewiss. Zumindest scheint der 38-Jährige derzeit der einzig betroffene Arzt aus Köln zu sein.
"Mir sind keine weiteren Fälle von Impfpass-Fälschungen bekannt", so Jürgen Zastrow, der Vorsitzende der Kreisstelle Köln der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) auf Nachfrage von t-online. Wie hoch eventuell die Dunkelziffer sei, könne er aber nicht sagen.
Nolte jedenfalls hofft, dass der Spuk bald ein Ende hat. Denn nach einem 14-Stunden-Tag in der Praxis habe er keine Lust, sich auch noch mit den Machenschaften von Kriminellen auseinanderzusetzen. "Ich will mich auf meine Patienten konzentrieren", betont der Arzt.
- Gespräch mit Johannes Nolte
- Nachfragen bei der Polizei Köln und der Kreisstelle Köln der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KNVO)
- Fernsehbeitrag von Report Mainz: Gefälschte deutsche Impfpässe