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Corona in Köln: Impfarzt nennt stures Impfen nach Alter "Quatsch"


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Leitender Impfarzt
"Stures Festhalten an Impfreihenfolge nach Alter ist Quatsch"


Aktualisiert am 24.04.2021Lesedauer: 3 Min.
Der leitende Kölner Impfarzt Jürgen Zastrow: "Das sture Festhalten an der Impfreihenfolge nach Alter ist Quatsch."Vergrößern des Bildes
Der leitende Kölner Impfarzt Jürgen Zastrow: "Das sture Festhalten an der Impfreihenfolge nach Alter ist Quatsch." (Quelle: Horst Galuschka/imago-images-bilder)
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In Nordrhein-Westfalen gilt nach wie vor eine strikte Priorisierung nach Alter beim Impfen – das soll auch so bleiben. Der leitende Kölner Impfarzt Jürgen Zastrow hält davon wenig. t-online hat er gesagt, wie er vorgehen würde.

Vor dem Hintergrund steigender Inzidenzen sowie steigender Impfstofflieferungen werden die Rufe nach einer Abschaffung der Imfpriorisierung nach Alter lauter. Auch der leitende Kölner Impfarzt Dr. Jürgen Zastrow ist dafür. Er will stattdessen andere Kriterien für die Priorisierung heranziehen.

"Das sture Festhalten an der Impfreihenfolge nach Alter ist Quatsch", sagt ein hörbar erregter Jürgen Zastrow im Gespräch mit t-online. "Das Virus ist flexibel und genauso flexibel müssen wir darauf reagieren." Die Patienten auf den Intensivstationen würden immer jünger und in manchen Kölner Stadtvierteln lägen die Inzidenzen bei über 700. Das sind nur zwei Argumente, die der Mediziner für seine Forderung vorbringt.

Statt das Alter heranzuziehen würde er auch auf medizinische und epidemiologische Kriterien schauen. Das heißt, er hält es mittlerweile für sinnvoller, eben dort zu impfen, wo die Ansteckungsraten besonders hoch sind, um das Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen. In solchen lokalen Hotspots würde er am liebsten gleich alle durchimpfen – unabhängig von allen weiteren Kriterien. Sein Credo: "Lage, Lage, Lage." Konkret heißt das: Wo geimpft wird, soll sich nach der Infektionslage richten.

Impfungen für Vorerkrankte beim Hausarzt

Ganz auf Priorisierung verzichten, will aber auch Zastrow nicht. Vorerkrankte sollen im Allgemeinen bevorzugt gegen Corona geimpft werden – nur geschehe das oft noch nicht, da in den meisten Fällen immer noch das Alter entscheide. Besser sei daher, dass der Hausarzt entscheidet.

Vorerkrankungen richteten sich schließlich nicht nach einem bestimmten Alter, argumentiert Zastrow. Auch gesellschaftlich besonders relevante Berufsgruppen würde er bevorzugt impfen. Nach Kritik an Impfungen für Mitarbeiter des städtischen Bauhofs argumentiert der Impfarzt, dass sie für die Gesellschaft und die kritische Infrastruktur einen hohen Stellenwert hätten und im Job nicht immer Abstand halten könnten. Gleiches gelte beispielsweise für Drucker, die jeden Tag die Zeitung herstellen.

Kritik an der Politik

Leider stünden den Änderungen der Impfreihenfolge zu oft juristische Hürden im Weg. "Juristen sind Wegelagerer der Gesellschaft. Sie hinterfragen jede Verordnung", wettert der HNO-Arzt. Durch die vielen Richtlinien und Bestimmungen gehe das Impfen in Deutschland so langsam voran. Auch die Politik kritisiert Zastrow: "In der Zeit, in der wir politische Entscheidungen getroffen haben und uns darüber mit der EU abgestimmt haben, haben die Amerikaner ihren Impfstoff bestellt, bezahlt und sind schon wieder zu Hause."

Dennoch hat der Kölner auch Verständnis für die langsamen Mühlen der Politik. Immerhin seien die Regeln jetzt demokratisch legitimiert. Hätte man die demokratischen Prozesse übersprungen, so Zastrow, hätte man zwar schneller impfen können, aber man hätte die Demokratie ausgehebelt.

Im Gegensatz zu anderen Bundesländern will NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann an der Priorisierung nach Alter festhalten. Auch eine generelle Freigabe von Astrazeneca-Impfsoff für alle lehnt er ab, so Laumann auf einer Pressekonferenz am Freitag.

Als Begründung sagte er, das Land bekomme zurzeit lediglich 600.000 Impfdosen pro Woche geliefert. Wenn denn genug Impfstoff da sei, dann sei er aber auch dafür, die Priorisierung aufzuheben. Die Ärzte haben allerdings mehr Spielraum. Die Kommunen müssen sich dagegen an die Vorgaben des Landes halten.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Dr. Jürgen Zastrow
  • Pressekonferenz von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann
  • Eigene Recherchen
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