Affäre um Missbrauchsgutachten Staatsanwaltschaft prüft Anzeigen gegen Kardinal Woelki
Rainer Maria Woelki steht wegen eines Gutachtens zu Missbrauchsfällen in der Kirche in der Kritik. Mehrere Personen haben nun Anzeigen gegen den Kölner Kardinal gestellt – dieser weist die Vorwürfe zurück.
Die Kritik an Rainer Maria Kardinal Woelki reißt nicht ab. Er hält ein Gutachten zu den Missbrauchsfällen im Kölner Erzbistum zurück und hat stattdessen ein neues Gutachten in Auftrag gegeben. Zehn Personen haben nun Anzeigen gegen den Erzbischof gestellt, berichtet die "Bild". Ihm werde Strafvereitelung vorgeworfen.
Ulf Willuhn, Oberstaatsanwalt in Köln bestätigte auf Anfrage von t-online, dass zehn Strafanzeigen gegen den Kardinal erstattet wurden. Jetzt gelte es bei jeder Anzeige zu prüfen, ob im Zurückhalten des Gutachtens ein strafbares Verhalten liegt. "Daher ist derzeit auch noch nicht abzusehen, wie lange die Prüfung dauert". Erst wenn sich dieser Anfangsverdacht bestätige, käme es zu einem Ermittlungsverfahren, so Willuhn weiter. Ähnlich gelagerte Anzeigen seien in der Vergangenheit aber "allesamt eingestellt" worden, sagte der Kölner Oberstaatsanwalt auf Anfrage.
Streit um Gutachten
In einer Stellungnahme hat das Erzbistum Köln die Vorwürfe der Strafvereitelung deutlich zurückgewiesen, heißt es laut "Bild". Woelki habe auf Anraten seiner Berater von der Veröffentlichung abgesehen und werde das neue Gutachten am 18. März veröffentlichen. Dieses soll demnach nicht nur exemplarische Fälle berücksichtigen, sondern sämtliche 236 Aktenvorgänge in die Prüfung einbeziehen. Das erste Gutachten sei zudem bereits im November 2020 an die Staatsanwaltschaft übergeben worden.
Das Gutachten der Münchner Kanzlei "Westpfahl Spilker Wastl" wird von Woelki seit vergangenem Jahr zurückgehalten. Kritik am Umgang mit sexualisierter Gewalt durch das Krisenmanagement des Erzbistums Köln kommt nicht nur von Opferverbänden, sondern auch von anderen kirchlichen Würdenträgern und dem Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK).
Steigende Kirchenaustritte in Köln wurden mit der Affäre im Erzbistum in Zusammenhang gebracht – letztendlich kann das aber nicht sicher gesagt werden, da diese beim Amtsgericht nicht nach Konfessionen aufgeschlüsselt werden. Dennoch sind die Termine für Austritte für die kommenden drei Monate ausgebucht.
- "Bild": "Staatsanwalt prüft Anzeigen gegen Kardinal Woelki"
- "Bild": "Erzbistum weist Vorwürfe zurück"
- Eigene Recherche
- Gespräch mit Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn