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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Keine Standardlösungen" Das sind Kellers Pläne mit dem 1. FC Köln
Christian Keller hat sich erstmals öffentlich als neuer Sport-Geschäftsführer beim 1. FC Köln vorgestellt. t-online.de war bei der ersten Pressekonferenz des 43-Jährigen dabei und erklärt die Pläne des neuen Sportchefs mit den Geißböcken.
Knapp zehn Monate nach dem Aus von Geschäftsführer Horst Heldt hat der 1. FC Köln am Montag Christian Keller als Nachfolger öffentlich vorgestellt. Der 43-Jährige war zuletzt achteinhalb Jahre beim SSV Jahn Regensburg tätig und ist nun seit dem 1. April der neue starke Mann am Geißbockheim.
Seinen ersten Arbeitstag hatte sich der gebürtige Donaueschinger dabei am vergangenen Freitag wohl anders vorgestellt. Nach einem ersten Kennenlernen der Mannschaften und der Mitarbeiter der Geschäftsstelle musste der Neu-Geschäftsführer die 0:1-Niederlage der Kölner bei Union Berlin live mit ansehen. "Es war ein schöner Tag, auch wenn das Ende nicht so positiv war", erklärte Keller am Montag bei seinem ersten öffentlichen Auftritt. "Schön war er deshalb, weil ich die Gelegenheit hatte, schon sehr viele Menschen hier am Geißbockheim kennenzulernen."
"Hygiene-Faktoren" ausschlaggebend für den 1. FC Köln
Seine Entscheidung für den 1. FC Köln sei dabei eine einfache gewesen, sagte Keller am Montag. "Es war eine Palette von Kriterien entscheidend. Der FC ist ein großer Klub mit riesiger Strahlkraft. Es gibt nicht viele vergleichbare Standorte in Deutschland", begründete Keller. Dabei hätten auch viele "Hygiene-Faktoren", wie das Bekenntnis des Vereins zur 50+1-Regelung, gestimmt. "Ich könnte mir gar nicht vorstellen, anders zu agieren", sagte Keller.
Beim 1. FC Köln ist man überzeugt davon, mit Christian Keller nun den richtigen Mann an einer der wichtigsten Positionen zu haben. "Er hat eine herausragende Kompetenz im sportlichen und kaufmännischen Bereich. Er kennt alle Zahlen und die Herausforderung, kann das ganzheitlich betrachten. In Regensburg hat er Beeindruckendes geleistet", lobte FC-Vizepräsident Eckhard Sauren den neuen Geschäftsführer.
FC hat Wartezeit in Kauf genommen
Dabei hat man beim 1. FC Köln auch in Kauf genommen, auf seine "Wunschlösung" (Sauren) knapp vier Monate zu warten. Nach seinem Aus in Regensburg wollte Keller keinen harten Übergang und sofort beim FC beginnen. Leere Akkus nach achteinhalb Jahren beim Jahn seien dabei aber nicht der Grund für die Pause gewesen.
Vielmehr sei die nötige Identifikation mit einer Aufgabe und einem neuen Verein ausschlaggebend. "Ich kann mir nicht glaubwürdig heute auf die Brust klopfen und sagen: ,Ich bin Jahn Regensburg'. Und morgen klopfe ich mir auf die Brust und sage dann: ,Ich bin FC'." Dass der FC diese Voraussetzung mitgetragen habe, habe Keller dabei besonders gefreut: "Ich war positiv überrascht darüber, dass dieses Kriterium kein Ausschlusskriterium war."
Nun beginnt für Keller also sein erstes Bundesliga-Abenteuer. Und die Aufgaben sind dabei so vielseitig wie herausfordernd. Während der Geschäftsführer zunächst einmal alle Menschen und Abläufe rund um das Geißbockheim kennenlernen möchte, folgen im nächsten Schritt die Planungen für die kommenden Saison. "Zu dem Kennenlernen der Abläufe gehört natürlich auch, die Kaderplanung sehr schnell und mit hohem Tempo voranzutreiben. Denn da drängt die Zeit. Wir haben jetzt April, das ist nicht der frühste Zeitpunkt, zu dem man anpacken kann."
"Ich habe alle Aufgaben auf dem Schirm"
Mit den Vertragsverlängerungen von Benno Schmitz und Florian Kainz hat der FC dabei schon zwei Entscheidungen ohne das Zutun von Keller getroffen. Überhaupt seien die Ideen für die kommenden Saison schon weitestgehend ausgereift, wie Keller betonte. "Die Kaderplanung ist ein Ganzjahresvorgang. Ich kenne den Schattenkader, weiß, was vorgearbeitet worden ist. Man war nicht untätig, ganz im Gegenteil. Aber es gilt jetzt, die Vorarbeit in Entscheidungen umzumünzen."
Von den möglichen Vertragsverlängerungen von Steffen Baumgart und Salih Özcan, über die Zukunfts-Gespräche mit Kapitän Jonas Hector, bis hin zum Vertrags-Poker mit Anthony Modeste: Die Aufgaben von Keller sind vielfältig in den kommenden Monaten. Eine Ranking, welches Thema zunächst zu priorisieren sei, gebe es aber nicht. "Ich habe alle Aufgaben auf dem Schirm und werde mich allen widmen. Die sind ja meistens nicht mit einem Gespräch erledigt", machte Keller klar.
"Fesseln in der Kaderplanung"
Einfach werden die Aufgaben angesichts der hohen Corona-Verluste für den Ex-Regensburger aber nicht. "Sie wissen, welche Lücken die Pandemie in die FC-Kassen gerissen hat", machte Keller keinen Hehl um die finanziell angespannte Situation beim FC. "Ein gutes Stück Zukunft wurde verfrühstückt, sodass es jetzt gewisse Fesseln in der Kaderplanung gibt."
Für die Kölner bedeutet dies, den Gürtel zukünftig noch einmal enger schnallen zu müssen. "Laut Planung wird es der geringste Etat beim Lizenzspielerbetrieb, den der FC in den vergangenen Jahren hatte. Wir haben aktuell 20 Prozent weniger im Planungsstand", machte Keller klar. Dabei hatte der FC bereits den Etat vor der laufenden Saison reduzieren müssen.
Damit die Kölner trotzdem auch in der kommenden Saison eine wettbewerbsfähige Mannschaft auf den Rasen schicken können, "wird es keine Standardlösungen geben", sagte Keller und sprach von nötiger Kreativität. Eine klare Idee habe er dabei schon, die er jedoch zunächst intern besprechen müsse. Beim 1. FC Köln weiß man derweil, dass Christian Keller bereits in Regensburg aus geringen finanziellen Mitteln das Maximum für den vergleichsweise kleinen Zweitligisten herausholen konnte. Nun bleibt die Hoffnung, dass dem 43-Jährigen dies auch in Köln gelingen mag.
- Eigene Recherchen und Beobachtungen des GEISSBLOG