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1. FC Köln: Ukrainische Frauenmannschaft trainiert am Geißbockheim


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Zuflucht am Geißbockheim
Ukrainische Fußballerinnen trainieren beim 1. FC Köln


18.03.2022Lesedauer: 3 Min.
"Stop war": Schon beim Spiel am 26. Februar, unmittelbar nach Kriegsbeginn, sandten der 1. FC Köln und Greuther Fürth dieses Signal aus.Vergrößern des Bildes
"Stop war": Schon beim Spiel am 26. Februar, unmittelbar nach Kriegsbeginn, sandten der 1. FC Köln und Greuther Fürth dieses Signal aus. (Quelle: Zink/imago-images-bilder)

Angesichts des russischen Angriffskrieges mussten viele Sportler und Sportlerinnen ihr Heimatland verlassen. Eine ukrainische Erstligamannschaft hat nun Zuflucht beim 1. FC Köln gefunden.

Es ist ein Bild, das dieser Tage in einer Vielzahl um die Welt geht: Sportler und Sportlerinnen stellen sich hinter einem großen Banner mit der Aufschrift "Stop War" auf und senden somit ein Zeichen für den Frieden. Auch am Geißbockheim versammelten sich am Donnerstag während der Trainingseinheit des 1. FC Köln die Spieler für solch ein Foto.

Der einzige Unterschied zu den vorherigen Bildern: Zwischen den FC-Profis standen auch Spielerinnen der ukrainischen Frauenmannschaft FC Kryvbas. Das Team war am Sonntag gemeinschaftlich aus der Südukraine geflüchtet und in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch in Köln angenommen.

In ihrer Heimat spielt die Mannschaft in der ersten ukrainischen Frauen-Liga und belegte dort vor Beginn des Krieges den dritten Platz. Eigentlich hatte die Mannschaft am Tag der Invasion Russlands ins Trainingslager in die Türkei aufbrechen wollen. Doch es sollte alles ganz anders kommen.

Ukrainische Fußballerinnen mit traumatischen Erlebnissen

Das Team befand sich am 24. März gerade auf dem Weg zum Flughafen, als dieser von russischen Raketen angriffen wurde. Im Bus erlebten die Spielerinnen und Betreuer Bombeneinschläge aus der Ferne. Sofort brachte sich die Mannschaft in einem Hotelkeller in Krivij Rih in Sicherheit. "Wir waren dann zwei Wochen in einem Hotel eingesperrt. Bei jeder Sirene sollten wir in den Keller laufen, um uns vor Bomben zu schützen", berichtet die 22-jährige Kapitänin Anna Ivanova.

Zwei Wochen lang harrten die Spielerinnen dort aus, ehe über einen persönlichen Kontakt die sichere Ausreise nach Köln organisiert werden konnte. In der Domstadt ist der Verein nun in einem stillgelegten Hotel untergebracht und kann vorerst so lange wie nötig bleiben. Beim 1. FC Köln kann die Mannschaft zudem regelmäßig trainieren.

1. FC Köln: Herrenmannschaft lässt Damen den Vortritt

Dabei hatte eigentlich zunächst die Herrenmannschaft nach Deutschland gebracht werden sollen. Doch die Männer hätten sich entschieden, "in ihre Familien zurückzukehren und vor Ort zu helfen", berichtete Direktor Yevhenii Arbuzov am Donnerstag am Geißbockheim.

Artur Podkopayev, der einst selbst für den Verein spielte, seit seinem 16. Lebensjahr jedoch in Deutschland lebt und am Donnerstag bei der Übersetzung half, ergänzte: "Der Plan war, dass die Frauen erst einmal in Sicherheit gebracht werden, dass keine Raketen mehr über ihren Köpfen fliegen."

Bei den Spielerinnen, die in den vergangenen drei Wochen Traumatisches erlebt haben, überwog am Donnerstag die Erleichterung und der Dank. Auch gegenüber der Stiftung des 1. FC Köln, die den Bustransfer von der polnisch-ukrainischen Grenze möglich gemacht hatte. "Wir haben uns Sorgen gemacht um unser Leben. Die letzten zwei Wochen waren katastrophal für uns. Die Luftangriffe sind nicht zielgerichtet, sie schießen auf alles. Unsere Frauen, Kinder und Soldaten sterben. Es ist nicht zu glauben, dass so etwas im 21. Jahrhundert passieren kann", sagte Ivanova.

"Ganz Europa wird angegriffen"

Auch der erst 17-jährigen Inna Hlushchenko waren die Strapazen der vergangenen Wochen anzumerken. Noch immer mache sich die Spielmacherin Sorgen um ihre Familie: "Die Situation wird immer schlimmer. Es wurde nicht nur die Ukraine angegriffen, sondern ganz Europa." Thorsten Friedrich von der FC-Stiftung, der die Flucht von der Grenze aus nach Köln begleitet hatte, zeigte sich ebenfalls sichtlich emotional. "Die Schicksale berieten alleine schon vom Zuhören schlaflose Nächte."

Wie lange die Mannschaft in Köln bleiben wird, hängt auch von der Situation in der Ukraine ab. Zunächst können die Spielerinnen zweimal in der Woche am Geißbockheim trainieren, auch Freundschaftsspiele sind geplant. Zudem werden die Spielerinnen zum bevorstehenden Heimspiel des 1. FC Köln gegen Borussia Dortmund eingeladen. Yevhenii Arbuzov zumindest ist entschlossen: "Wir planen, so lange zu bleiben, bis die Ukraine siegen wird. Und wir sind sicher, dass die Ukraine siegen wird."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen und Beobachtungen des GEISSBLOG
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