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Zum journalistischen Leitbild von t-online.FC bleibt auf Kurs Sieg verpasst, Vertrauen gewonnen
In Freiburg ist der 1. FC Köln in der Vergangenheit allzu häufig gescheitert, mitunter krachend. Der verdiente Punktgewinn und nur knapp verpasste Sieg am Samstag war daher nicht nur eine Bewährungsprobe für die Mannschaft von Steffen Baumgart. Das 1:1 war der Gradmesser für die kommenden Wochen und Monate.
Als der Ball in der 89. Minute über Timo Horn hinweg im Kölner Tor einschlug, unhaltbar abgefälscht von Rafael Czichos, ging die Hoffnung auf einen FC-Sieg im Freiburger Jubel unter. Keine Frage, der Sport-Club hatte sich den Treffer erarbeitet, verdient, erspielt. Die Geißböcke hatten lange träumen dürfen vom Neun-Punkte-Start nach vier Spielen, von Platz fünf.
Doch Platz sieben mit sieben Punkten liest sich ebenso respektabel wie vielversprechend. "Ich fahre sehr zufrieden nach Hause", sagte daher Steffen Baumgart hinterher. Der FC-Trainer hatte allen Grund dazu. Denn Timo Horn brachte es auf den Punkt: "Natürlich ist es bitter, so spät den Ausgleich zu bekommen. Aber Freiburg war ein richtiger Gradmesser. Wir haben das hier schon anders erlebt. Unsere Mannschaft wirkt deutlich gefestigter als im vergangenen Jahr." Das ließ sich an mehreren Personalien festmachen.
1. Ljubicic kann Skhiri ersetzen
Überraschend fehlte am Samstag Ellyes Skhiri in der Startelf. Der Tunesier hatte die Nacht zuvor praktisch nicht geschlafen, fühlte sich schlapp. Baumgart nahm seinen Sechser aus der Startelf und beorderte Sommer-Neuzugang Dejan Ljubicic als Staubsauger vor die Abwehr. Der Österreicher hatte zuletzt als Achter oder Zehner agiert, wechselte jedoch als designierter Skhiri-Nachfolger aus Wien nach Köln. Am Samstag bewies der 23-Jährige erstmals: Er kann Skhiri ersetzen.
Ljubicic gehört fraglos zu den spielintelligentesten Kölnern, ist nicht nur laufstark, sondern auch schnell und ballsicher. Kaum ein FC-Spieler fand auch in Freiburg wieder so viele Lösungen in engen Situationen und antizipierte Spielverläufe so gut wie Ljubicic. Sein Ballgewinn war es daher auch, der das 1:0 einleitete.
2. Modeste und Baumgart – das passt
Apropos 1:0. Das erzielte Anthony Modeste. Natürlich Modeste. Der Franzose ist unter Steffen Baumgart nicht wiederzuerkennen. Der Kopfball des 33-Jährigen nach Flanke von Benno Schmitz war weder einfach noch eine Großchance. Doch Modeste strotzt wieder vor Selbstbewusstsein. Und so wunderte es nicht, dass der Angreifer nach seinem Treffer zum Jubel-Sturm auf Baumgart ansetzte und seinem Trainer in die Arme fiel. Modeste hat sein Glück beim FC wiedergefunden, auch und vor allem dank des Mannes an der Seitenlinie.
3. Das Unglücks-Trio wird aufgebaut
Weniger glücklich waren nach dem 1:1 die Kölner Rafael Czichos, Florian Kainz und Mark Uth. Czichos hatte seinen Fuß in die Flanke gehalten, die zu seinem Eigentor führte. Kainz hatte sich eine Viertelstunde vor Schluss zu einer Rangelei verleiten lassen, obwohl er schon Gelb-verwarnt gewesen war. Die logische Folge war Gelb-Rot. Uth hatte nur drei Minuten nach dem 1:0 das leere Tor aus spitzem Winkel nicht getroffen, dafür aber den Pfosten.
Baumgart sprach hinterher alle drei von Vorwürfen frei. Czichos hatte bis dahin ein nahezu fehlerfreies Spiel gezeigt. Der erfahrene Kainz hätte sich besser im Griff haben müssen, doch der einstige Hitzkopf-Fußballer Baumgart weiß selbst am besten, wie schwierig es ist, seine Emotionen im Zaum zu halten. Und Uth? "Ihn müssen wir nur noch dahin bekommen, dass er das leere Tor trifft. Aber das schaffen wir auch noch."
Auch dafür war das 1:1 in Freiburg ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Kölner. Gegen eine Mannschaft, die den FC allzu oft schon bestraft hat für Fehler, Nachlässigkeiten, mangelnden Einsatz. Am Samstag reichte es zwar nicht für den Sieg, sehr wohl aber für eine Bestätigung des eigenen Leistungsvermögens.
- Eigene Beobachtungen und Recherchen des Geißblog