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29. April 1978: Als der 1. FC Köln so erfolgreich wie nie war


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Ein besonderer Tag
Als der 1. FC Köln so erfolgreich wie nie war


Aktualisiert am 29.04.2021Lesedauer: 3 Min.
1. FC Köln jubelt: Der Titel wurde im Fernduell entschieden.Vergrößern des Bildes
1. FC Köln jubelt: Der Titel wurde im Fernduell entschieden. (Quelle: Horstmüller/imago-images-bilder)
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Nach dem DFB-Pokal gewinnt der FC Köln auch die Deutsche Meisterschaft. Das Saisonfinale wird jedoch zu einem dramatischen Schlagabtausch mit dem Erzrivalen. t-online.de blickt auf den 29. April 1978 zurück.

Einen Titel hat der 1. FC Köln schon eingefahren, als die Mannschaft von Trainer Hennes Weisweiler als Tabellenführer in den letzten Bundesliga-Spieltag geht.

Zwei Wochen vor dem Saisonfinale haben die Geißböcke im DFB-Pokal-Finale den rheinischen Rivalen aus Düsseldorf mit 2:0 besiegt. Am 29. April 1978 ruft nun das nächste Duell gegen einen Erzrivalen vom Rhein, jedoch ein Fernduell.

Das Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel

Der 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach liegen nach 33 Spieltagen mit 46:20 Zählern punktgleich an der Tabellenspitze. Der FC hat im Vergleich zu den Fohlen jedoch das um zehn Tore bessere Torverhältnis. Ein Kölner Sieg beim FC St. Pauli, der bereits als Absteiger feststeht, bedeutet die Meisterschaft. Davon sind alle Experten überzeugt. Schließlich kann Gladbach im parallel stattfindenden Duell mit Borussia Dortmund unmöglich zehn Tore aufholen. Oder doch?

Schon die Spielorte sorgen für ein besonderes Vorspiel. Weil der Gladbacher Böckelberg umgebaut wird, weicht die Borussia ins Düsseldorfer Rheinstadion aus – und spielt somit vor deutlich mehr Zuschauern. Die Geißböcke wiederum müssen eigentlich im Hexenkessel Millerntor antreten.

Doch FC-Manager Karl-Heinz Thielen greift zum Hörer und überredet die Hamburger Verantwortlichen, das Spiel ins größere, aber weniger stimmungsvolle Volksparkstadion zu verlegen. Über 15.000 Kölner Fans können die Reise nach Hamburg antreten. Aus dem Auswärtsspiel wird ein Kölner Heimspiel in der Hansestadt.

Gladbach führt nach einer Stunde mit 9:0

Nichts soll die Mission "Double" mehr gefährden. Trotzdem müssen die Geißböcke ihr Spiel erst einmal gewinnen – und St. Pauli erweist sich als fairer Absteiger, der um jeden Ball kämpft und sich im Kampf um die Meisterschaft nichts nachsagen lassen will. So muss Toni Schumacher früh in der Partie zwei Hamburger Chancen entschärfen, während auf der Kölner Bank Sprachlosigkeit herrscht.

Denn dort läuft das Radio mit der Übertragung des Spiels aus Düsseldorf: Mönchengladbach führt nach gerade einmal 13 Minuten mit 3:0 gegen den BVB. Die Nervosität wächst, Kölns Probleme auch. Bis zur 28. Minute: Heinz Flohe und Herbert Neumann kombinieren sich mit einem Doppelpass in Tornähe, "Flocke" fasst sich ein Herz und jagt den Ball zur 1:0-Führung für die Geißböcke ins Tor. Die Erlösung?

Nein, denn bis zur Halbzeit bleibt es bei der knappen Führung, während sich die Fohlen im Borussen-Duell gegen Dortmund in einen Rausch spielen. 6:0 heißt es zur Pause, fünf von zehn Toren haben die Gladbacher in 45 Minuten bereits aufgeholt. Und so geht es in Halbzeit zwei weiter. Nach etwas mehr als einer Stunde führt Mönchengladbach sogar mit 9:0, Kölns 2:0 durch Yasuhiko Okudera nach einem Eckball bringt kaum Beruhigung. Gladbach hat noch eine halbe Stunde Zeit und nur noch drei Tore Rückstand auf die Geißböcke. Gleitet dem FC das Double doch noch durch die Finger?

"Eine Unverschämtheit! Ein Skandal!"

Trainer Hennes Weisweiler fordert seine Spieler auf alles nach vorne zu werfen. Angetrieben vom dem überragenden Flohe gelingt dies: Der Kapitän erzielt in der 69. Minute aus 20 Metern das 3:0, während Jupp Heynckes in Düssedorf auf 10:0 erhöht.

Erst die Schlussphase erlöst den FC: Mit einem Doppelschlag in der 83. und 86. Minute durch Bernd Cullmann und erneut Okudera steht fest: Der 1. FC Köln ist von der Tabellenspitze nicht mehr zu verdrängen.

Und doch hängen die Kölner Ersatzspieler bis zum Schlusspfiff am Radio. Kurios: Trainer Weisweiler ist bereits während der Schlussphase der Partie auf der Tartanbahn von Journalisten umringt – 40 Jahre später ein unvorstellbares Schauspiel.

Der FC-Coach kann das Spiel seiner Mannschaft kaum noch verfolgen. Erst als der Abpfiff ertönt, weiß der Erfolgstrainer, dass es gereicht hat. Und das, obwohl aus Düsseldorf die Kunde durchsickert: Gladbach hat mit 12:0 gegen Dortmund gewonnen und den höchsten Sieg in der Bundesliga aufgestellt.

Kölns Herbert Neumann entlädt seine Emotionen noch auf dem Rasen in einem TV-Interview: "Eine Unverschämtheit, was da passiert ist! Da kämpfen die Pauli-Spieler bis zum Umfallen, und die Dortmunder lassen sich ohne Gegenwehr überfahren. Das ist ein Skandal!"

Flohe und Weisweiler als Symbol des Doubles

Und doch ist das Double ist perfekt. Spieler und Fans feiern in Hamburg, die FC-Profis mit dicken Havanas und Alkohol auf der Reeperbahn. Am nächsten Tag folgt die große Parade in Köln. Vor dem Rathaus reißt Kapitän Flohe die Meisterschale in die Höhe.

Zehntausende Kölner Anhänger feiern mit ihrer Mannschaft. Das Bild der folgenden Triumphfahrt mit Flohe und Weisweiler nebeneinander auf der Rückbank eines Cabrios ist bis heute das Symbol der erfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen des GEISSBLOG
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