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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Der Zwangsentschleunigte Rente mit 67? Schumacher ist noch nicht fertig
Am Samstag wird der einstige Weltklasse-Torhüter Toni Schumacher 67 Jahre alt. Ein Neujahrsgruß war die letzte öffentliche Bekundung der Legende des 1. FC Köln. Zum Rentner hat den "Tünn" aber nur die Pandemie gemacht.
Als Vize-Präsident des 1. FC Köln prägte Toni Schumacher den Satz: "Ich kenne nur ein Gas, und das ist Vollgas." Seit seiner aktiven Zeit als FC-Rekordhalter mit 422 Bundesliga-Spielen für die Geißböcke lebt der heute 67-jährige nach dieser Devise. Damit machte er sich nicht immer Freunde, eckte an, wo er nur konnte, doch das machte für ihn auch den Reiz des Lebens aus. Seit der Corona-Pandemie jedoch lebt Schumacher "zwangsentschleunigt", wie er es Ende des vergangenen Jahres "RTL" in seinem bis heute letzten Interview nannte.
Der FC bindet Schumacher nur sporadisch ein
Seit Ausbruch der Pandemie lebt Schumacher zurückgezogen in seinem Haus in Köln-Sürth. Direkt am Rhein gelegen, ist der "Tünn" eher unfreiwillig zum Gärtner geworden. Seine jüngste Tochter hätte eigentlich ein Auslandsjahr in England absolvieren sollen. Dass sie wegen der strengen Lockdown-Regeln in Großbritannien wieder zuhause eingezogen ist, ist einer der schöneren Nebeneffekte für die Familie Schumacher in Zeiten von Corona. Doch darüber hinaus gilt für den einstigen Torhüter dasselbe Warten wie für viele andere Familien in Deutschland auch.
Einerseits keine leichte Aufgabe für Schumacher, der eher als ungeduldig bekannt ist. Andererseits gehörte Selbstdisziplin zu einer der Charaktereigenschaften, die ihn zur FC-Legende machten. So muss der gelernte Kupferschmied Ruhe bewahren, auch im Hinblick auf seinen 1. FC Köln. Die Geißböcke stecken tief im Abstiegskampf, Schumacher hat seit Ausbruch der Pandemie kein einziges Spiel mehr im heimischen Müngersdorf live verfolgen können. Vor Weihnachten besuchte er für die FC-Stiftung die Bewohner des St. Josefsheims in Weiden. Darüber hinaus ist von der vom neuen Präsidium in Aussicht gestellten Einbindung Schumachers seit dessen Ende als Vize-Präsident noch nichts zu sehen.
Schumacher würde FC-Abstieg nicht wortlos hinnehmen
Seine Ohren ins Geißbockheim hat der 67-jährige freilich noch immer gespitzt, nicht nur aufgrund seiner engen Bande zu Geschäftsführer Alexander Wehrle. Die "Alt-Internationalen" rund um Schumacher, Stephan Engels und Karl-Heinz Thielen hatten im vergangenen Herbst den FC aufgerüttelt und sich zu einem klärenden Gespräch mit dem Vorstand getroffen. Seitdem ist es aber auch um die Granden des einst großen FC ruhig geworden. Man hat sich darauf geeinigt, bis zum Saisonende zusammenzustehen und die sportliche Entwicklung des Klubs abzuwarten. Wer Schumacher aber kennt, weiß, dass er einen erneuten Abstieg nicht wortlos hinnehmen würde. Nicht, nachdem er im Unfrieden aus dem Amt geschieden war.
Ein Wunsch erfüllt sich nicht – ein anderer ist noch offen
Bis dahin aber wird Schumacher seine erzwungene Rente in Köln-Sürth verleben. "Der Kölner ist ein Mensch, der gerne mit offenen Armen durch das Leben läuft. Das fehlt mir", hatte der "Tünn" zum Jahreswechsel erklärt.
Und sich gewünscht, dass "bis März" – also bis zu seinem 67. Geburtstag, "Corona besiegt ist". Dieser Wunsch hat sich bekanntlich nicht erfüllt. Der Klassenerhalt des 1. FC Köln ist aber noch möglich.
Eigene Recherchen des GEISSBLOG
Interview von Toni Schumacher mit RTL