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Zum journalistischen Leitbild von t-online.1. FC Köln Supertalent vor dem Abgang: "Warum lehnst du das ab?"
Justin Diehl gilt als größtes Talent des 1. FC Köln seit Florian Wirtz – und könnte dem FC ebenso durch die Finger gleiten. Hat Köln noch eine Chance?
Keine Frage, Justin Diehl ist zu gut für die Regionalliga West. Für die U21 des 1. FC Köln hat der Flügelstürmer in dieser Saison bereits elf Tore erzielt und acht weitere vorbereitet. Trotzdem trainiert und spielt er nicht für die Profis der Geißböcke. Der Grund: Sein Vertrag läuft 2024 aus – dann will Diehl den Club verlassen.
Diese Entscheidung hat der 19-Jährige seinem Heimatverein bereits mitgeteilt. Steffen Baumgart entschied daraufhin, dass Diehl nicht mehr Teil des Profi-Kaders sein könne und verzichtet seit dieser Saison auf das Talent. Für viele Fans ein Unding, schließlich hat die Bundesliga-Mannschaft in der Offensive große Probleme, und so mancher sieht in Diehl eine mögliche Lösung.
Baumgart stellt wichtige Frage
Am Mittwoch wurde Baumgart mal wieder auf den Youngster angesprochen. Und da war es dem Cheftrainer der Geißböcke offenbar ein Bedürfnis, die Verhältnisse geradezurücken. "Ich habe immer den Eindruck, man hätte das Gefühl, wir hätten die Tür zugemacht. Wir haben gar nichts zugemacht", sagte der 51-Jährige auf die Frage, warum er freiwillig auf Diehl verzichte.
"Dieser Junge hat zwölf Jahre in diesem Verein gespielt, er wurde in dieser Stadt geboren, er war vom allerersten Tag meiner Zeit hier, vom allerersten Training an, seit ich Cheftrainer bin, dabei. Trotzdem gibt es ein klares Statement von ihm, dass er nächstes Jahr nicht mehr mit uns arbeiten möchte. Daher stellt sich die Frage: Warum möchte er in seiner Heimatstadt, bei dem Verein, in dem er groß geworden ist, nicht Bundesliga spielen?"
"Und ich muss mich entschuldigen?"
Beim FC ist es inzwischen kein Geheimnis mehr, dass der Club den Spieler falsch beraten sieht. Diehl spielt seit 2011 für die Geißböcke, trainierte mit 16 Jahren erstmals unter Baumgart bei den Profis, verletzte sich dann schwer, kehrte zurück, debütierte im Januar in der Bundesliga und war eigentlich für die Saison 2023/24 fest im Profi-Kader eingeplant. Dann kam Diehls Entscheidung, schon ein Jahr vor Vertragsende dem FC mitzuteilen, den Club 2024 ablösefrei verlassen zu wollen: nachdem der Spieler gerade den Sprung zu den Profis geschafft hatte und obwohl die Geißböcke ihm aufgezeigt hatten, fester Bestandteil des Bundesliga-Kaders werden zu wollen.
Für Baumgart ein Unding. "Der Junge hat ein sehr großes Standing bei uns. Unsere Tür steht ihm offen. Da stellt sich mir die Frage: Warum lehnst du das ab?", fragte Baumgart. "Und dann muss ich mich entschuldigen, ihn nicht dazuzunehmen? Ich will ihn in meiner Mannschaft haben. Ich will ihn zum Bundesliga-Spieler ausbilden. Aber nicht als Gast für ein halbes Jahr."
Nach Wirtz auch Diehl? Fragen bleiben offen
Baumgarts klare Kante sorgt bei einigen Fans trotzdem für Unverständnis. Wenn der Club wirklich um den 19-Jährigen kämpfen wolle, müsse man ihn wieder in die Profi-Mannschaft eingliedern – auch auf die Gefahr hin, Diehl am Ende der Saison trotzdem zu verlieren. Für Baumgart keine Option. "Dazu gehören zwei Parteien", machte der FC-Trainer klar. Und so bleibt nur noch eine kleine Hoffnung auf den Verbleib des Talents. Und es dürfte die Frage bleiben: Warum konnte der FC nach Florian Wirtz das nächste Top-Talent nicht halten?
- Geissblog