Missbrauchskomplex Münster Verdacht auf Kindesmissbrauch: Wer kennt diesen Mann?
Im Missbrauchskomplex Münster wurde ein neuer Tatverdächtiger ermittelt. Die Polizei ruft nun Zeugen zur Mithilfe auf und nimmt Hinweise in einer Hotline entgegen.
Die Polizei in Münster und die Zentral- und Ansprechstelle für Cybercrime (ZAC NRW) in Köln haben einen neuen Tatverdächtigen im Missbrauchsfall Münster ermitteln können und bitten um Mithilfe. Seit mittlerweile zwei Jahren sind die Haupttäter im Missbrauchskomplex Münster verurteilt und sitzen ihre Strafen ab. Doch noch immer gelingt es den Ermittlern des Spezialteams "Rose" in Münster, neue Täter ausfindig zu machen.
Erneut konnten die Ermittler eine Festplatte knacken und so Zugriff auf mehrere Terabyte Video- und Bildmaterial erlangen, das sie nun nach und nach auswerten. In Abstimmung mit dem ZAC in Köln, haben sich die Ermittler dazu entschieden, einen Tatverdächtigen zur öffentlichen Fahndung auszuschreiben.
Dieser sei auf dem Material der Festplatte zu sehen gewesen, wie er dem Haupttäter per Videoanruf Anweisungen zum sexualisierten Missbrauch an einem damals Neunjährigen gab. Damit steht der Gesuchte im Verdacht, sich zur Beihilfe zum sexualisierten Missbrauch eines Kindes strafbar gemacht zu haben, wie die Polizei Münster und das ZAC NRW mitteilten.
Hauptverdächtiger missbrauchte Stiefsohn jahrelang
Wer den Gesuchten kennt oder Hinweise auf seinen Verbleib geben kann, soll sich mit diesen Angaben bei der Polizei Münster melden. Diese haben im Rahmen der Suche eine Hotline eingerichtet, die unter folgender Telefonnummer erreichbar ist: 0251 275-4000.
Der Missbrauchskomplex in Münster war einer von drei großen in kurzer Zeit in NRW. Der Hauptverdächtige Adrian V. hatte sich jahrelang an seinem Stiefsohn vergriffen – die Mutter hatte mehrere Jahre Kenntnis vom Missbrauch und schritt nicht ein. Zusätzlich hat Adrian V. seinen Stiefsohn anderen Männern zum Missbrauch angeboten, die Taten gefilmt und online verbreitet.
Auch wenn die Ermittlungskommission "Rose" auf eine handvoll Ermittler zusammengeschrumpft ist, werden nach wie vor weitere Verdächtige ermittelt und festgenommen. Zum jetzigen Zeitpunkt konnten die Beamten bereits 59 Täter ermitteln und 40 Kinder, davon zehn aus Österreich, aus ihrem Martyrium befreien.
In jeder Klasse sind ein bis zwei Kinder betroffen
Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass in Deutschland bis zu eine Million Kinder und Jugendlich sexualisierte Gewalt durch Erwachsene erfahren mussten oder immer noch erfahren. Das sind ein bis zwei Kinder in jeder Schulklasse.
Julia von Weiler vom Kinderschutzverein "Innocence in Danger" sagte in einem Interview mit dem Deutschlandfunk, Kinder, die eine solche Gewalt erleben, müssten sich durchschnittlich an bis zu acht Erwachsene wenden, bis ihnen geglaubt wird.
Hier gibt es Hilfe
Die Sprecherin des Kinderschutzbunds Münster forderte deswegen auch schon kurz nach dem Prozess gegen den Hauptangeklagten Adrian V., Kindern müsse zugehört und insbesondere geglaubt werden, wenn sie eine solche Anschuldigung äußerten. Denn dies würden sie niemals leichtfertig tun.
Wer einen Verdacht hat und sich beraten lassen möchte oder sogar selber betroffen ist, kann sich an das "Hilfetelefon Sexueller Missbrauch" wenden. Unter 0800 22 55 530 finden Betroffene von sexueller Gewalt, Angehörige sowie Personen aus dem sozialen Umfeld von Kindern eine Beratung und erfahren, welche Schritte sie unternehmen können, um dem betroffenen Kind zu helfen.
- presseportal: Mitteilung der Polizei Münster und des ZAC NRW vom 31. Juni
- wdr.de: "Missbrauchskomplex in Münster: Ermittlungen laufen weiter"
- wdr.de: "Nach Missbrauch-Urteilen von Münster: Erwachsene in der Verantwortung"
- dfl.de: ""Kinder brauchen bis zu acht Anläufe, bevor ein Erwachsener ihnen glaubt""