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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Experte erklärt Waldbrandgefahr steigt – aber nicht nur wegen der Trockenheit
In Köln hat es in den vergangenen Wochen kaum geregnet. Die Waldbrandgefahr steigt – daran ist aber nicht nur die Trockenheit schuld, sondern auch ein Käfer.
Fast täglich rückt die Kölner Feuerwehr in diesen Tagen zu kleineren Flächen- und Vegetationsbränden aus. Erst am vergangenen Sonntag brannte es am Höhenfelder See, 50 Einsatzkräfte waren vor Ort. Einen größeren Waldbrand gab es in der Region nicht – bisher.
Szenarien wie in Kanada, wo seit Wochen Tausende Quadratkilometer brennen, seien in Deutschland ohnehin unrealistisch, sagt Stephan Schütte vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft im Gespräch mit t-online. "Die Feuer, die wir hier haben, sind zu 99 Prozent Bodenfeuer. Die Baumkronen sind nicht betroffen." Oft würden die Brände durch weggeworfene Zigaretten ausgelöst. "Das mit der Glasscherbe, die das Sonnenlicht bündelt, ist Quatsch", so Schütte.
Hungriger Käfer sorgt für Gefahr
Der Experte weiß genau, was Waldbrände begünstigt: "Wenn es warm und trocken ist, hauptsächlich Nadelbäume im Wald stehen und viele Äste am Boden liegen, wird es schnell gefährlich." Deswegen gerieten Brände in Südeuropa so schnell außer Kontrolle. Dort wüchsen hauptsächlich Nadelbäume und die Wälder würden nicht gepflegt. Schütte und seine Kollegen forsten die Wälder deswegen mit widerstandsfähigen Laubbäumen wieder auf, Esskastanie etwa.
Denn ein gesunder Baum habe bessere Chancen gegen Borkenkäferbefall, so Schütte. Ganze Landstriche habe der Schädling im Kölner Umland schon vernichtet – und so eine Grundlage für Waldbrände geschaffen.
Brand löschen und Fortschreiten erschweren
Wie die Feuerwehren und die Forstämter zusammenarbeiten, ist in einem Erlass des Landesumweltministeriums geregelt. Beispielsweise gibt es eine zentrale Rufbereitschaft, mit der der zuständige Forstbeamte informiert wird, um den Feuerwehrleuten den Weg zu weisen. "Bei einer Waldbrandmeldung sind ein Lagebild über die betroffene Fläche, deren Zuwegung, geografischen Aufbau sowie die Wetterlage die entscheidenden Informationen für das weitere Vorgehen", sagt Ulrich Laschet, Pressesprecher der Kölner Feuerwehr.
"Das heißt, neben der direkten Brandbekämpfung müssen Abschnitte festgelegt und vorbereitet werden, bei denen das Fortschreiten des Wald- oder Vegetationsbrandes gestoppt oder erschwert wird." Wie vorgegangen werde, hänge auch davon ab, ob Menschen in Gefahr seien.
In diesem Jahr sei es ungewöhnlich früh zu Wald- und Vegetationsbränden gekommen, auch auf den 6.000 Hektar Wald im Kölner Stadtgebiet, was einer Fläche von 15 Prozent entspricht. Für die Bekämpfung von Waldbränden habe die Feuerwehr neue Gerätewagen angeschafft. "Diese können aufgrund ihrer flexiblen Ladefläche mit Wasserschläuchen, Schaummittel und Arbeitsmaterialien beladen werden", so Laschet. Werde bei Bränden in der Wahner Heide viel Wasser benötigt, könne auch schon mal die Flughafenfeuerwehr zum Einsatz kommen.
- Gespräch mit Stephan Schütte
- Gespräch mit der Kölner Feuerwehr