Roger Waters in der Kritik Jüdische Gemeinde will Auftritt von Pink-Floyd-Star verhindern
In Köln sorgt ein geplantes Konzert für Querelen. Die Synagogen-Gemeinde ist entsetzt und erhebt schwere Vorwürfe. Die Veranstaltungsarena antwortet.
Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters wird seit Jahren von vielen Seiten unverhohlener Antisemitismus vorgeworfen. Er unterstützt nicht nur eine Boykott-Kampagne gegen Israel, sondern ließ auf Konzerten auch Ballons in Schweineform mit Davidstern aufsteigen.
Im Frühling kommt Waters für mehrere Auftritte nach Deutschland, am 9. Mai soll er in der Lanxess Arena in Köln spielen. Die Synagogen-Gemeinde Köln kann es nicht fassen – und hat Arena-Geschäftsführer Stefan Löcher einen an ihn persönlich adressierten, offenen Brief geschrieben. Das Ziel ist klar: Der Auftritt soll abgesagt werden.
Synagogen-Gemeinde Köln: "Symbolfigur für Rassismus und Antisemitismus"
"Bekannt ist, dass Waters seine Auftritte zur Verbreitung seiner menschenfeindlichen und antisemitischen Haltung nutzt", heißt es in dem Schreiben. Wenn Rogers auftrete, müsse sich Löcher vorwerfen lassen, "einer Symbolfigur für Rassismus und Antisemitismus ein Forum geboten" zu haben.
Der Anspruch der Lanxess Arena, diverse und unterschiedliche Auftritte und Konzerte zu ermöglichen, habe eine fest umrissene Grenze. "Hierunter dürfen nicht Veranstaltungen fallen, die dazu geeignet sind, die stark zunehmende Demokratiefeindlichkeit und den wachsenden Antisemitismus zu befördern."
"Hasserfüllter Gegner des Staates Israel"
Auch an anderen Orten in Deutschland hat sich bereits Protest gegen die anstehende Tour von Waters formiert. Unter anderem äußerte der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker scharfe Kritik: Waters habe sich "immer mehr zu einem hasserfüllten Gegner des Staates Israel entwickelt", sagte Becker. Der Musiker trete "mit zunehmender Aggressivität" für die antisemitische Boykottbewegung BDS ein.
Die Abkürzung steht für "Boycott, Divestment and Sanctions". Ziel ist laut Kritikern, den Staat Israel wirtschaftlich, kulturell und politisch zu isolieren.
Tourveranstalter distanziert sich halbherzig von Roger Waters
Anfang November hatte sich der in Hamburg ansässige Konzertveranstalter FKP Scorpio dann von Waters politischen Ansichten distanziert, eine Absage der Tour jedoch gleichzeitig abgelehnt. "Unsere Vertragsunterzeichnung und die damit verbundenen Verpflichtungen für die betreffenden Shows von Roger Waters fallen in eine Zeit, bevor der Künstler Aussagen getätigt hat oder wir Kenntnis über einzelne Statements hatten, die wir selbst problematisch finden und keinesfalls unsere eigenen Ansichten widerspiegeln", hieß es in einem gewunden klingenden Statement.
Zur Einordnung: Über Waters Schweineballons mit Davidstern darauf war schon im Jahr 2013 ausführlich berichtet worden.
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Lanxess Arena: "Keine strafrechtlich relevanten Vorkommnisse"
Die Antwort der Lanxess Arena auf den offenen Brief der Synagogen-Gemeinde Köln ähnelt nun der ausweichenden Reaktion von FKP Scorpio. Wie der Tourveranstalter versucht sich auch der Kölner Veranstaltungsort einerseits zu distanzieren, andererseits eine Absage zu vermeiden.
In einem Statement, aus dem die "Bild" zitierte, heißt es: Die Arena finde zwar die Aussagen des Sängers sehr problematisch, stelle aber fest: "Sofern keine strafrechtlich relevanten Vorkommnisse wie Tatbestände der Volksverhetzung oder ähnliche Vergehen vorliegen, und eine Veranstaltung nicht Gegenstand behördlicher Beschränkungen oder Verbote ist, halten wir uns als Hallenbetreiber an die vertragliche Ausgangslage."
- facebook.com: Offener Brief der Synagogen-Gemeinde Köln an den Geschäftsführer der Lanxess Arena vom 19. Dezember 2022
- Eigene Recherchen
- bild.de: "Jüdische Gemeinde will Auftrittsverbot für Pink-Floyd-Star"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa