Kiel Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt im Nordosten
Trotz einer im März fortgesetzten Erholung am Arbeitsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern sieht die Arbeitsagentur Nord weiter Auswirkungen der Corona-Pandemie. Wie die Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag mitteilte, sank die Zahl der Arbeitslosen hierzulande deutlich um 9600 oder 13,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, damit setzte sich die Entwicklung der vergangenen Monate fort. "Der Arbeitsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern hat von der einsetzenden Frühjahrsbelebung profitiert", sagte die Chefin der Regionaldirektion, Margit Haupt-Koopmann. Hiervon hätten alle Alters- und Personengruppen profitiert.
Im März waren demzufolge 60.100 Menschen ohne Job, dies entsprach einer Arbeitslosenquote von 7,3 Prozent. Haupt-Koopmann wies zudem darauf hin, dass auch zum Vormonat Februar ein Rückgang um 3,1 Prozent oder 2000 ehemals Arbeitslose verzeichnet wurde. Zudem ging die Zahl der Anmeldungen für Kurzarbeit zurück.
Auch bei den Langzeitarbeitslosen war den dritten Monat in Folge ein Rückgang zu beobachten, der Chefin der Arbeitsagentur Nord zufolge traf dies jedoch nicht auf Arbeitslose zu, die bereits zwei Jahre und länger auf Jobsuche sind, hier gab es eine Zunahme. Als Gründe dafür, dass die Menschen keinen Arbeitsplatz finden, wurden sowohl die Faktoren Alter, Krankheiten, wie auch eine fehlende Ausbildung genannt. Haupt-Koopmann zufolge beeinträchtigte die Pandemie die Umschulungs- und Ausbildungsprogramme, da digitale Angebote für diese Menschen oft nicht geeignet seien.
Den Angaben der Arbeitsagentur zufolge sank die Zahl der Langzeitarbeitslosen im März gegenüber dem Vorjahr um 2000 oder 7,5 Prozent. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie seien hier aber immer noch erkennbar, die Gesamtzahl der Langzeitarbeitslosen liege weiter deutlich über dem Vorkrisenniveau von 18.900 im März 2020. Zuletzt wurden 24.300 Langzeitarbeitslose im Nordosten gezählt.
Der insgesamt gute Trend im Zuge der Belebung zum Ende des Winters war erwartet worden und zeigte sich unter anderem bei der Personalnachfrage. Die Zahl der Stellenmeldungen stieg den Angaben zufolge im Vorjahresvergleich um 7,7 Prozent, seit Jahresbeginn seien 11.500 sozialversicherungspflichtige Stellen gemeldet worden, ein Plus von 850 Stellen im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2021. "Insbesondere im Gastgewerbe, im Handel sowie im Gesundheits- und Sozialwesen wird Personal gesucht", so Haupt-Koopmann. Für die Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten liegen bisher nur die Januar-Zahlen vor, hier gab es jedoch bereits einen Anstieg von 1,1 Prozent auf 574.900 Beschäftigte.
Am Ausbildungsmarkt gehen Angebot und Nachfrage im Nordosten immer weiter auseinander. Der Statistik zufolge gab es im März im Vergleich zu 2021 mit 6495 unbesetzten Ausbildungsplätzen 6 Prozent mehr. Die Zahl der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber ging zum Vorjahr um 12,4 Prozent auf 3020 zurück. Haupt-Koopmann zufolge sinken seit Beginn der Corona-Pandemie die Bewerberzahlen. Die Expertin macht dafür unter anderem die Einschränkungen für die Berufsberatung an den Schulen verantwortlich, zudem entscheiden sich immer weniger Jugendliche mit Abitur oder Fachhochschulreife für eine Ausbildung, dabei gebe es aus ihrer Sicht viele attraktive Berufe speziell für diese Gruppe. An Unternehmen richtete sie die Bitte, mehr Praktikumsplätze anzubieten.
Der Einfluss des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine auf den Arbeitsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern ist laut Haupt-Koopmann noch nicht abzuschätzen, hier gebe es zu viele Ungewissheiten. Für die Geflüchteten stehe zurzeit vor allem der humanitäre Aspekt im Vordergrund, man versuche jedoch bereits über die seit 2015 geknüpften Netzwerke Informationsmaterial zu verteilen. Die Chefin der Arbeitsagentur Nord mahnte jedoch bereits an, die Flüchtlinge aus der Ukraine zu gegebenem Zeitpunkt entsprechend ihrer Qualifikationen in den Arbeitsmarkt einzugliedern, sie seien überdurchschnittlich qualifiziert. Haupt-Koopmann hob in diesem Zusammenhang hervor, wie wichtig die Anerkennung von Abschlüssen und Arbeitszeugnissen ist.
Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) sieht den wirtschaftlichen Kern des Landes trotz der aktuell guten Entwicklung am Arbeitsmarkt bereits bedroht: "Sorgen bereitet uns aber weiterhin der mögliche Abbau von Arbeitsplätzen bei größeren Industrieunternehmen, die von den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine betroffen sind". Die Landesregierung unterstütze bereits die Suche nach Lösungen für die betroffenen Beschäftigten.
Darüber hinaus sieht Meyer gute Chancen für eine Arbeitsmarktintegration der Geflüchteten, wenn Arbeitsmarkt, Schule und Kita abgestimmt organisiert werden: "Überall im Land sind Fachkräfte gefragt und viele der geflüchteten Frauen wollen arbeiten." Sowohl der SPD-Politiker, wie auch Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) verwiesen zudem auf ein entsprechendes Maßnahmenpaket der rot-roten Koalition das mit 5 Millionen Euro ausgestattet werden soll.