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Prozess um Dreifachmord: Tat wohl tagelang vorbereitet


Kiel
Prozess um Dreifachmord: Tat wohl tagelang vorbereitet

Von dpa
23.03.2022Lesedauer: 3 Min.
JustitiaVergrößern des Bildes
Eine Figur der blinden Justitia. (Quelle: Christoph Soeder/dpa/Symbolbild/dpa-bilder)

Der Angeklagte im Kieler Dreifachmord-Prozess bereitete die Erschießung seiner Frau und zweier Männer mutmaßlich tagelang vor. Das geht aus Auswertungen von Überwachungskameras aus dem Praxishaus des 48-jährigen Zahnarztes aus Westensee (Kreis Rendsburg-Eckernförde) hervor, die das Kieler Schwurgericht am Mittwoch aus den Ermittlungsakten verlas. Auch verlesene GPS-Daten, Internetprotokolle, Briefe und E-Mails deuten auf eine geplante Tat.

Im Haus des Zahnarztes zeichnen insgesamt elf Kameras die Aktivitäten des Angeklagten auf. Demnach hantierte der Mann bereits am 16. Mai 2021 - drei Tage vor den Morden - mit den zwei mutmaßlichen Tatwaffen: einer Maschinenpistole vom Typ Uzi sowie eine Walter PPK. Er schraubt Schalldämpfer auf und ab und kontrolliert Magazine. Zugleich überwacht er nahezu rund um die Uhr seine Frau per GPS-Tracker, fährt ihre Strecken nach.

Dazu googelt er im Internet Stichworte wie "Ehefrau erschossen", "Schuldgefühle nach Mord des Partners", "Femizid - vom Liebesschwur zum Mord", "Schuldgefühle nach Mord des Partners" und "Knast Lübeck lebenslang", verliest der Vorsitzende Richter Jörg Brommann. Zudem sucht er nach ihrem neuen Bekannten und nach Mietwagen. In einem Mietwagen fährt er am 19. Mai 2021 zu beiden Tatorten, bevor er sich abends der Polizei in Hamburg stellt.

Belastend wirken auch Auszüge aus Briefen und E-Mails des Ehepaares. Sie bestätigen Zeugenaussagen, nach denen die Ehe des Zahnarztes wegen dessen Seitensprüngen und Gewalt unwiederbringlich gescheitert war. Nachdem ihr Mann ihr im November 2020 die Nase zertrümmerte, bezeichnete seine Frau die Trennung darin als endgültig. Er müsse das endlich verstehen, fordert sie. Er habe zwei Gesichter, sie fürchte sich vor ihm, Scheidung sei die einzige Lösung. Einer Freundin schreibt sie: Es geht ihm um Macht über mich, nicht um Liebe.

Der Angeklagte gibt sich demgegenüber zwar einsichtig und reuig. Er bittet seine Frau um Verzeihung, zahlt ein Schmerzensgeld in Höhe von 10.000 Euro, will sie aber nicht loslassen. So hofft er - trotz ihrer Abweisungen - noch immer auf eine Beziehung mit ihr.

Der Angeklagte wird auch am neunten Verhandlungstag in Handschellen von drei Justizbeamten zur Anklagebank geführt. Jedes Mal wirkt er starr, geht hoch aufgerichtet - als wolle er sich unangreifbar machen. Sein Blick fixiert nach wie vor alles um ihn herum. Gefühle lässt er sich nicht ansehen.

Die Verteidigung forderte zu Beginn des Verhandlungstages ein neues psychiatrisches Gutachten zur Frage der Schuldfähigkeit des Angeklagten. Anders als das bisherige Gutachten werde ein neues ergeben, dass der Angeklagte im Zustand der verminderten Schuldfähigkeit handelte, sagte der Verteidiger. Der bisherige psychiatrische Sachverständige sei von unzutreffenden Voraussetzungen ausgegangen, sein Gutachten mangelhaft. Das Kieler Schwurgericht will später über den Antrag entscheiden. Zugleich wurde bekannt, dass das Urteil sich voraussichtlich auf Anfang April verschiebt.

Der 48 Jahre alte Angeklagte muss sich wegen dreier heimtückischer Morde aus niedrigen Beweggründen verantworten. Demnach erschoss der Mann seine Ehefrau, um sie wegen ihrer Trennung von ihm zu bestrafen und ihren neuen Bekannten wegen der Beziehung zu ihr. Das dritte Opfer soll er für das Scheitern der Ehe verantwortlich gemacht haben. Bei den Taten fallen über 50 Schüsse, schon die ersten sind tödlich, so die Gerichtsmedizin. Der Angeklagte hat die Taten eingeräumt, sie aber als irreal und nicht geplant bezeichnet.

Dem Deutschen drohen lebenslange Haft und die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld. Damit wäre eine Strafaussetzung zur Bewährung nach fünfzehn Jahren unwahrscheinlich - auch bei dann günstiger Täterprognose .

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