Kiel Plus an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung
Die Schleifspuren der Corona-Pandemie auf dem Arbeitsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern sind offenbar weniger tief als befürchtet. Nach Berechnungen der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit waren 2021 im Jahresdurchschnitt 577.800 Menschen im Nordosten sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 2900 mehr als 2020 und auch 800 mehr als 2019, dem Jahr mit der bislang größten Wirtschaftsleistung in Mecklenburg-Vorpommern.
Einbußen musste allerdings das über Monate von den Corona-Schutzmaßnahmen ausgebremste Gastgewerbe hinnehmen: Im Jahresdurchschnitt verlor die Branche im Vergleich zu 2019 etwa 1100 seiner zuvor 35.300 Mitarbeiter. Vor allem in der Sommersaison, die dem Nordosten im Vorjahr erneut Rekordbuchungen bescherte, machte sich das in Hotels und Restaurants schmerzlich bemerkbar.
Wegen der wiederkehrenden Zugangsbeschränkungen für Gäste und den damit verbundenen unsicheren beruflichen Aussichten kehrten viele Mitarbeiter dem Gastgewerbe auf Dauer den Rücken. Davon profitierte offenbar das Gesundheits- und Sozialwesen: Im Vergleich zu 2019 wuchs die Beschäftigtenzahl laut Arbeitsagentur dort im Jahresdurchschnitt um 4800 auf 115.400.
Regionaldirektorin Margit Haupt-Koopmann verwies jedoch darauf, dass es 2021 am Arbeitsmarkt zwei sehr unterschiedliche Jahreshälften gegeben habe. "Die erste Hälfte wurde noch stark durch Corona und die Eindämmungsmaßnahmen geprägt. Die zweite Hälfte zeichnete sich dagegen durch eine anziehende Personalnachfrage, einen leichten Beschäftigungsaufbau und sinkende Arbeitslosenzahlen aus", sagte sie.
Wie schon 2020 habe zudem auch 2021 die Kurzarbeit maßgeblich zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes beigetragen. "Denn durch sie wurden Arbeitsplätze erhalten und damit steigende Arbeitslosenzahlen verhindert", erklärte Haupt-Koopmann. So hätten sich landesweit im Spitzenmonat Februar 64.400 Beschäftigte in 9200 Betrieben in Kurzarbeit befunden, die Hälfte davon allein in Gastgewerbe (20.600) und Handel (12.000).
Im Sommermonat August hingegen mit stark gelockerten Corona-Regeln und florierendem Tourismus waren im Land nur noch 9500 Menschen in Kurzarbeit, 1000 davon im Handel und 900 in der Gastronomie. Zum Jahreswechsel und danach nahmen mit den wieder verschärften Corona-Maßnahmen die Anmeldungen von Kurzarbeit aber wieder zu.
Leidtragende der Pandemie waren früheren Angaben zufolge vor allem auch geringfügig Beschäftigte. Die sogenannten Minijobs gingen demnach merklich zurück. Unklar ist, welche Wirkungen die Werftenpleite und der angekündigte Beschäftigungsabbau beim Windkraftanlagenbauer Nordex auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen.
Die AfD im Schweriner Landtag forderte Planungssicherheit für das Gastgewerbe. "Ein weiteres Jahr Unsicherheit können und wollen die Betriebe nicht mehr hinnehmen", sagte der Abgeordnete Michael Meister. Er forderte die Landesregierung auf zu gewährleisten, dass es für die Betreiber von Gaststätten und Hotels einen Neustart ohne einschränkende Maßnahmen zum Herbst hin geben kann. Der Nordosten lebe vom Tourismus und einem vitalen Gastgewerbe. "Es wird höchste Zeit, dass sich die Betriebe für die kommende Saison und darüber hinaus wieder stark aufstellen können", sagte Meister.