Kiel Hunderte Sturmeinsätze im Norden: Keine größeren Schäden
Umgestürzte Bäume, gelockerte Dachziegel: Das Sturmtief "Ylenia" hat in Schleswig-Holstein Feuerwehren und Polizei zu Dauereinsätzen gezwungen und den Bahnverkehr teils zum Erliegen gebracht. Auch Fähren fielen aus. Landesweit gab es bis Donnerstagnachmittag mehr als 700 sturmbedingte Einsätze, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den Regionalleitstellen ergab. Vor allem umgestürzte Bäume und herumfliegende Äste, aber auch vom Wind gelöste Dachziegel bereiteten Probleme. Im Norden und auch in anderen Regionen Deutschlands sorgte das Sturmtief für viele Zug- und Fährausfälle sowie weitere Verkehrsbehinderungen.
Der Deutsche Wetterdienst hob am Nachmittag zunächst alle Unwetterwarnungen auf, abgesehen von einigen Bergregionen im Süden. Das nächste Tief zeichnete sich aber bereits ab.
"Ylenia" brachte in Hamburg, Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Holstein die Fahrpläne des Nah- und Fernverkehrs gehörig durcheinander. Die Deutsche Bahn berichtete von zahlreichen Ausfällen und Verspätungen. Der Fernverkehr wurde eingestellt, hier ging im Norden auch am Nachmittag noch nichts. In den meisten Fällen waren auf die Gleise oder in Oberleitungen gestürzte Äste und Bäume der Grund für die Ausfälle und Verspätungen. Auch umherfliegende Planen oder ähnliche Gegenstände, die Oberleitungen trafen, sorgten für Wartezeiten und Ausfälle.
In Schleswig-Holstein waren am frühen Nachmittag bereits fast alle Regionalstrecken wieder in Betrieb. Nach Sylt fuhren Züge zunächst nicht ab Hamburg, sondern erst ab Itzehoe. Auch der Regionalbahnverkehr zwischen Kiel und Hamburg war stark von den Sturmfolgen betroffen, die Verbindungen Bad Oldesloe-Hamburg und Lübeck-Lüneburg bis in den Abend hinein. In Hamburg fielen zahlreiche Züge, S-Bahnen und U-Bahnen aus. Bei der Nordbahn fuhren nach stundenlangen Ausfällen am Abend wieder die Züge auf allen Linien.
Allein in den Kreisen Ostholstein, Stormarn und Herzogtum Lauenburg wurden für die Zeit von Mittwoch 19.00 Uhr bis Donnerstag 14.30 Uhr 432 wetterbedingte Einsätze gezählt. "Die Feuerwehr und die Polizei haben alle Hände voll zu tun", sagte eine Sprecherin der Regionalleitstelle Süd. Unter anderem seien zwei Lastwagen von der Fahrbahn abgekommen und ein Baum auf ein Auto gekracht. Verletzt worden sei Niemand. In Lübeck, Bad Schwartau, Geesthacht und Wiershop wehte der Sturm Trampoline über die Straßen. Bäume und Äste stürzten auf Straßen, Dachziegel wurden vom Wind gelöst. Betreiber SH Netz meldete nur aus den Kreisen Plön und Herzogtum Lauenburg zwei kurze Stromausfälle.
Auch im Süden und Südwesten des Landes war viel zu tun. Die für die Kreise Dithmarschen, Steinburg, Pinneberg und Segeberg zuständige Leitstelle sprach von gut 200 Einsätzen. Niemand sei schwer verletzt worden. Im Bereich Mitte (Neumünster, Plön, Kiel und Rendsburg-Eckernförde) gab es bis zum Nachmittag 95 Einsätze, im Norden (Schleswig-Flensburg, Nordfriesland und Flensburg) rund 20. Ein Sprecher des Landesfeuerwehrverbandes sagte der dpa, "es scheint weniger gewesen zu sein als befürchtet wurde". Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) dankte den Einsatzkräften. Regen und Hagel erschwerten deren Arbeit noch zusätzlich.
Auch Fähren etwa zu den Inseln Amrum und Föhr fielen aus. Die Halligen und Helgoland wurden am Donnerstag nicht angesteuert. Der Stadtverkehr Lübeck stellte den Fährverkehr in Lübeck-Travemünde am Donnerstagmorgen ein. Betroffen waren die Autofähre und die Personenfähre über die Trave zur Halbinsel Priwall.
Die Schiffsverbindungen zwischen Cuxhaven und Helgoland fallen am Freitag und Samstag aus. Auch am Donnerstag seien keine Fährschiffe gefahren, sagte Helgolands Tourismusdirektor Stephan Hauke der Deutschen Presse-Agentur. "Die Helgoländer sind sturmerprobt und haben alles festgezurrt."
Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) droht nach Abzug von "Ylenia" und kurzer Beruhigung mit dem Orkantief "Zeynep" wieder eine stürmische Nacht. Vor allem an den Küsten dürfte es von Freitag auf Samstag ruppig werden, wie Meteorologin Franka Nawrath der dpa sagte. An der Nordseeküste und im angrenzenden Binnenland bestehe in der Nacht auf Samstag die Gefahr von Orkanböen bis 150 km/h, gab der DWD am Donnerstagnachmittag an. Das würde extremes Unwetter bedeuten. An der Ostseeküste könnten es bis zu 135 Stundenkilometer werden.
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hat für die deutsche Nordseeküste für die nächsten Tage weitere Sturmfluten angekündigt, aber keine schweren.