Kiel Arbeitslosigkeit in Schleswig-Holstein im Januar gestiegen
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt in Schleswig-Holstein hat sich im Januar etwas entspannt. "Die Zahl der Arbeitslosen liegt mit 83.700 unter dem Vorkrisenniveau", sagte die Chefin der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, Margit Haupt-Koopmann, am Dienstag in Kiel. Das sei erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie der Fall. Im Januar 2020 waren im Land 85.800 Menschen ohne festen Job gemeldet.
Die Zahl der Arbeitslosen hat im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat erneut deutlich abgenommen. Im Januar waren 83.700 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, wie die Agentur für Arbeit berichtete. Das waren 15.200 weniger als im Januar 2021, aber 4500 mehr als im Vormonat Dezember. Die Arbeitslosenquote lag im Januar bei 5,3 Prozent. Im Dezember hatte sie noch 5,0 Prozent betragen und im Januar vergangenen Jahres 6,3 Prozent.
Grund für den Anstieg im Vergleich zum Dezember waren laut Arbeitsagentur auslaufende Arbeitsverträge zum Jahresende sowie witterungsbedingte Auftragsrückgänge im Straßen-, Garten- und Wohnungsbau. Der jahreszeitlich übliche Anstieg im Vergleich zum Dezember fiel mit einem Plus von 5,7 Prozent aber geringer aus als in den Vorjahren.
"Doch diese erfreuliche Entwicklung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die aktuelle Arbeitsmarktsituation weiterhin durch Kurzarbeit abgefedert wird", sagte Haupt-Koopmann. Im Januar zeigten 863 Betriebe für 14.389 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte diese an. Das waren deutlich mehr Betriebe und Betroffene als im Dezember (305 Betriebe und 8800 Beschäftigte). Schwerpunkte lagen im Januar in der Gastronomie, Hotels und dem Einzelhandel.
Sorgen bereiten Haupt-Koopmann Schülerpraktika. Je nach Branche und Unternehmensgröße gebe es nach Rückmeldungen der Berufsberatung und den Schulen 30 bis 40 Prozent weniger Praktikumsplätze als vor Corona. "Dabei ist das Praktikum der Königsweg zur Ausbildung."
Nach Ansicht von Schleswig-Holsteins Arbeitsminister Bernd Buchholz (FDP) ist das Hauptproblem trotz saisonbedingten Anstiegs nicht mehr die Arbeitslosigkeit, sondern der Fachkräftemangel. "Wir brauchen viel mehr junge Menschen in Ausbildung", sagte er. "Der Arbeitsmarkt als solcher hat eine hohe Nachfrage und ist außerordentlich robust."
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen lag im Januar mit 32.400 immer noch deutlich über dem Wert vor der Pandemie (Januar 2020: 25.300). Die Betriebe im Land meldeten im Januar 4900 offene sozialversicherungspflichtige Stellen. Das waren zwar 400 weniger als im Dezember, aber 500 mehr als im Januar 2020. Aktuell suchen vor allem der Handel, die Logistikbranche, das verarbeitende Gewerbe sowie das Gesundheits- und Sozialwesen Mitarbeitende.
Unter den Kreisen wies Stormarn im Januar mit 3,3 Prozent die niedrigste und Dithmarschen mit 5,8 Prozent die höchste Arbeitslosenquote auf. Unter den kreisfreien Städten war die Quote in Kiel mit 7,3 Prozent am niedrigsten und in Neumünster mit 7,8 Prozent am höchsten.
"Mit dem Kurzarbeitergeld ist es bislang gut gelungen, Massenarbeitslosigkeit zu verhindern", kommentierte die DGB-Landesvorsitzende Laura Pooth. "Was nicht richtig zusammenpasst, ist das Wehklagen des Wirtschaftsministers und einzelner Arbeitgeber über Fachkräftemangel bei gleichzeitiger Erwerbslosigkeit, prekärer Beschäftigung und jungen Menschen ohne Ausbildungsplatz." In Schleswig-Holstein gebe es im bundesweiten Vergleich besonders viele Jugendliche in schulischen Warteschleifen. "Diese Schatzkiste gilt es zu heben."