Kiel Losse-Müller: Autos auf dem Land unverzichtbar
Mit einer neuen Infrastrukturgesellschaft will der designierte SPD-Spitzenkandidat Thomas Losse-Müller die Elektromobilität in Schleswig-Holstein vorantreiben. "Das Land soll flächendeckend die erforderliche Ladeinfrastruktur für E-Autos zur Verfügung stellen", sagte Losse-Müller der Deutschen Presse-Agentur. Geld dafür gebe es vom Bund. "Aber das Land muss das organisieren."
Das Verkehrsvolumen müsse insgesamt verringert werden, erläuterte Losse-Müller. "Das muss vor allem in Städten und weiteren verdichteten Räumen geschehen." In Kiel, Lübeck und am Hamburger Rand könne der Ausbau von Bus, Bahn und Radwegen sehr viel bewirken. "Da müssen wir am Ende wegkommen vom Auto als Verkehrsmittel." Aber die Mehrheit der Schleswig-Holsteiner werde auch 2050 noch ein Auto brauchen. "Auf dem Lande können wir Bus und Bahn niemals so ausbauen, dass jeder aus jedem Dorf damit alle zehn Minuten irgendwohin fahren kann."
Der Bund gebe zwar Geld für die E-Ladeinfrastruktur, brauche aber Partner in den Ländern, die diese Infrastruktur dann bauen, sagte Losse-Müller. Auch in großen Wohngebieten würden deutlich mehr E-Ladestationen benötigt. Hier sollte das Land eng mit Stadtwerken und Kommunen zusammenarbeiten. "Aber generell muss in der Stadt der Fokus auf der Vermeidung von Autoverkehr liegen."
Dafür gebe es viele Steuerungsinstrumente, sagte Losse-Müller. 20 Prozent des Verkehrs in Städten entfielen auf die Parkplatzsuche. "Allein mit einer klugen Parkraumbewirtschaftung und -lenkung kann ich eine Menge erreichen." Man könne auch die Parkpreise variieren. "In London beispielsweise hängt die Parkgebühr von der CO2-Intensität des Autos ab."
Die Städte müssten konkrete Regelungen umsetzen und das Land den Verbund darüber hinaus organisieren, auch anhand der Pendlerströme. "Wir brauchen eine Strategie, damit alles vernünftig ineinander greift." Benötigt werde eine einheitliche Steuerung.
Eindeutig bekannte sich der designierte SPD-Spitzenkandidat zum Weiterbau der A20 aus dem Raum Bad Segeberg über die Elbe nach Niedersachsen westlich von Hamburg. Ob die neue Bundesregierung unter Beteiligung der Grünen das Projekt gefährde? "Ich sehe das nicht", sagte Losse-Müller. "Der Weiterbau der A20 ist auch deshalb wichtig, weil die Industriegebiete an der Westküste größer werden." Dies liege an der Attraktivität des Standortes mit sauberen Energien und der Fähigkeit, Wasserstoff herzustellen. "Die Bedeutung von Brunsbüttel wird deshalb in 20 Jahren noch wesentlich größer sein als heute. Dies erfordere natürlich auch die entsprechende Verkehrsinfrastruktur.