Kiel Deutliches Minus bei Lehrstellenbewerbern im Norden
Die Industrie- und Handelskammern in Flensburg, Kiel und Lübeck haben im vergangenen Jahr insgesamt 8839 neue Ausbildungsverträge eingetragen und damit 3,8 Prozent weniger als im ersten Corona-Jahr 2020. Wie die IHK Schleswig-Holstein am Montag mitteilte, waren 215 Ausbildungsplätze weniger ausgeschrieben (minus 1,1 Prozent), während die Zahl der Bewerber um 2184 oder 13 Prozent sank.
"Leider konnten wieder mehr Lehrstellen nicht besetzt werden", bedauerte IHK-Präsidentin Friederike C. Kühn. "In den Betrieben spüren wir eine ungebrochene Ausbildungsbereitschaft." Aber leider herrsche immer öfter Nachwuchsflaute. Dies geschehe zur Unzeit, da bei anziehender Konjunktur Fachkräfte und besonders Azubis fehlten. Mehr als die Hälfte der Betriebe suche gezielt Absolventen einer Berufsausbildung.
"Im zweiten Jahr in Folge findet die Berufsorientierung kaum in Präsenz statt, so dass junge Menschen und Betriebe seltener zueinander finden", erläuterte Kühn. Die IHKs setzten deshalb auf digitale Formate. Aus ihrer Sicht muss die Ausbildung an allen Schulen in den Fokus rücken. Landesregierung und alle Akteure in der Ausbildung müssten 2022 zum Jahr der Berufsorientierung machen. Es dürfe auch nicht zu reflexartigen Schließungen von Berufsschulklassen kommen, weil pandemiebedingt Azubis in den Klassen fehlen.
Die duale Ausbildung zeige gerade in Krisenzeiten ihre Stärke, meinte Kühn. "Wie schon in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 hat Deutschland auch jetzt in der Corona-Pandemie die niedrigsten Jugendarbeitslosenzahlen in der gesamten Europäischen Union." Eine abgeschlossene Ausbildung sei ein guter Grundstein für jede Karriere.