Kiel Mehr als 2300 freie Ausbildungsplätze in Schleswig-Holstein
Im Zuge der Corona-Pandemie wollen in Schleswig-Holstein zunehmend weniger junge Menschen eine Ausbildung machen. Die Zahl der Bewerber sank im Zeitraum Oktober 2020 bis Ende September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2184 auf 14.782, wie Arbeitsagentur-Chefin Margit Haupt-Koopmann am Montag in Kiel sagte. Im Jahr 2018/19 - also vor der Pandemie - hatte es noch gut 18.000 Bewerber gegeben.
Haupt-Koopmann machte einen Zusammenhang mit der Corona-Pandemie aus. "Wir haben viele Jugendliche, die erst mal abwarten." Einige von ihnen jobbten nach dem Schulabschluss erst einmal, andere warteten auf einen Studienplatz. "Die Corona-Pandemie hat es den Schülerinnen und Schülern im zweiten Jahr in Folge nicht leicht gemacht", sagte Arbeitsstaatssekretär Thilo Rohlfs. "Berufsorientierung fiel weg, Betriebspraktika fanden kaum statt."
Die Zahl der Stellen blieb im Norden im Vergleich zum Vorjahr mit 18.497 (minus 215) aber relativ stabil. Ende September suchten noch 1834 junge Menschen einen Ausbildungsplatz, 136 weniger als im Vorjahreszeitraum. 2310 Plätze sind noch unbesetzt, im Vorjahreszeitraum waren es 2001.. "Wir haben eigentlich querbeet noch offene Ausbildungsstellen", sagte Haupt-Koopmann. Gesucht würden beispielsweise auch Augenoptiker, IT-Kräfte sowie Zweirad-Mechaniker.
Die meisten offenen Stellen gibt es für angehende Kaufleute im Einzelhandel (240), gefolgt von Verkäuferinnen und Verkäufern (135) sowie im Bereich Elektronik/Energie- und Gebäudetechnik (110). Gesucht werden auch Auszubildende im Bereich Anlagenmechanik, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (96), im Handel (89), im Verkauf der Fleischereien (79) und Fleischer 68).
Haupt-Koopmann sieht angesichts der hohen Zahl offener Stellen auch eine Chance für Hamburger Bewerber im Umland. In der Hansestadt kämen auf 1000 Bewerber aktuell nur noch 274 offene Stellen, sagte sie. Im angrenzenden Kreis Stormarn gebe es dagegen aktuell rechnerisch pro Bewerber noch vier offene Stellen, in Pinneberg seien es zwei. Landesweit kommen rechnerisch auf jeden Bewerber 1,3 offene Stellen.
Viele Betriebe suchten weiter Auszubildende, sagte Haupt-Koopmann. 1100 von ihnen hilft die Arbeitsagentur im Rahmen der sogenannten assistierten Ausbildung, Defizite auszugleichen. Diese Jugendlichen blieben den Unternehmen nach dem Abschluss ihrer Ausbildung oftmals treu.