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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Immer mehr Badetote Das sollten Badende beim Strandbesuch beachten
Der DLRG Schleswig-Holstein rechnet in dieser Badesaison mit mehr Unglücksfällen an den Küsten im Norden. Diese Regeln und Ratschläge gilt es zu beachten.
An Nord- und Ostsee ist die Badesaison gestartet. Die damit verbundenen Gefahren schätzt der DLRG Schleswig-Holstein (Deutsche Lebensrettungsgesellschaft) größer ein als üblich – und rät entsprechend zu Vorsicht und Beachtung der Regeln an den Badestellen.
Zahl der Badetoten während Pandemie gestiegen
Bereits im vergangenen Jahr lag die Zahl der Ertrunkenen in Schleswig-Holstein mit 25 höher als im Vorjahr (19 Tote). Auch die Zahl der Rettungseinsätze des DLRG stieg: von 175 auf 195. "Wir mutmaßen, dass es damit zusammenhängt, dass die Strände im letzten Jahr super voll waren, weil ganz viele Bürger Urlaub an der Küste gemacht haben", sagt Thies Wolfhagen, Landesgeschäftsführer des DLRG SH. "Dazu kam das gute Wetter. Je mehr Menschen, desto mehr passiert. Das haben unsere Rettungsschwimmer an den Einsatzzahlen gemerkt."
Für diese Saison erwartet Wolfhagen ähnliche Erfahrungen. "Unsere Einschätzung ist, dass die Strände auch dieses Jahr wieder sehr voll werden. Das haben wir bereits an den Modellregionen gemerkt, obwohl noch kein Badewetter war. Und auch jetzt sind die Strände voll."
Hinzu kommt laut Wolfhagen, dass dieses Jahr viele Kinder besonders gefährdet sind. "Einmal gibt es die Kinder die in der Coronazeit gar nicht Schwimmen lernen konnten. Da gehen wir von mindestens 30.000 Kindern in Schleswig-Holstein aus." Ein weiteres Risiko sieht er bei den Kindern, die kurz vor Corona Schwimmen gelernt hatten und seitdem ihre Fertigkeiten nicht weiter ausbauen konnten. "Diese Kinder denken jetzt, sie könnten gut genug schwimmen. Da fordern wir vor allem die Eltern auf, immer in der Nähe zu bleiben und gut auf die Kinder aufzupassen."
Um Unfällen nach Möglichkeit vorzubeugen, gelten seit Kurzem einheitliche Regeln für alle Badestellen im Norden. So ist künftig bei viel Betrieb eine Badeaufsicht vorgeschrieben. Hinzu kommen weitere Sicherheitsvorkehrungen wie Flaggen, Rettungsbojen, Beatmungsgeräte oder Erste-Hilfe-Koffer.
Das rät der DLRG den Badenden
"Ganz wichtig ist, sich vor dem Besuch über die aktuelle Lage zu informieren und die Flaggen zu beachten", sagt Thies Wolfhagen vom DLRG SH. Das Baden kann gefährlich werden bei zu starkem Wind, Brandung, Gewitter – oder auch bei Blaualgen oder zu vielen Quallen im Wasser. "Vorletzten Sommer mussten wir in der Lübecker Bucht an einem Tag über 1.500 Quallen-Verletzungen behandeln", erinnert sich Wolfhagen.
"Wenn man sich nicht sicher ist, sollte man sich bei den Rettungsschwimmern auf den Stationen über Gefahrenpotenziale informieren", so Wolfhagen. Während des Strandbesuchs gelte dann: "Nicht übermütig werden. Wir wissen, dass oftmals Übermut und auch Alkoholeinfluss zu Unfällen führen." Zudem sollten nicht nur Eltern auf ihre Kinder achten – sondern generell alle Strandbesucher aufeinander.
Besondere Gefahren in Küstengewässern
Grundsätzlich ist das Baden im Meer gefährlicher als in Binnengewässern. Der Untergrund kann sich schnell ändern und ist oft unvorhergesehen tief. Sandbänke können entstehen oder verschwinden. Dazu kommen Wind und Strömungen, die schwer einzu- und leicht zu unterschätzen sind. So kann aus einer ruhigen See schnell ein tosendes Meer werden. Deshalb rät der DLRG,
- niemals an unbewachten Stellen zu baden,
- Kinder niemals ohne Aufsicht am oder im Wasser spielen zu lassen
- und bei gehisster roter Flagge sofort das Wasser zu verlassen.
Brandung
Immer wieder kommt es laut DLRG in der Brandung selbst in nur brusttiefem Wasser zu Ertrinkungsfällen. Die Wellen können sich meterhoch türmen. Der Sog des zurückfließenden Wassers werde von sorglosen Schwimmern häufig unterschätzt.
Strömung
An den Küsten sind die Strömungen oft nicht gleichmäßig und wechseln häufig Richtung und Stärke. Der DLRG rät: Schwimme mit der Strömung, auch wenn dabei ein weiterer Weg genommen werden muss. Starke Strömungen können Schwimmende weit ins offene Meer ziehen. Gerät man in eine solche, sollte man Ruhe bewahren und versuchen, quer zur Strömung aus dem Hauptstrom zu schwimmen.
Flaggen am Strand
- Rot-gelbe Flagge: Man kann gefahrlos baden und schwimmen. Es sind Rettungsschwimmer im Einsatz.
- Gelbe Flagge: Man sollte nur schwimmen, wenn man ein geübter Schwimmer ist.
- Rote Flagge: Weht die rote Flagge, ist Schwimmen lebensgefährlich.
- Schwarz-weiße Flagge: Das Zeichen für einen Wassersportbereich. Hier ist Schwimmen nicht erlaubt.
- Grüne Flagge: Die grüne Flagge ist keine offizielle Flagge und daher ohne Aussagekraft für die Badesicherheit.
Buhnen und Walzen
Die wellenbrechenden Hindernisse an den Küstenstränden sind laut DLRG generell gefährlich für Badende. Neben der direkten Verletzungsgefahr können hier leicht Unterströmungen und Sogwirbel entstehen.
Watt
Im Watt können Ebbe und Flut die Besucher überraschen. Der Untergrund kann sich zum Teil treibsandartig verhalten oder scharfkantige Muschelreste enthalten. Der DLRG rät daher:
- Niemals allein ins Watt gehen – am besten mit einem kundigen Wattführer und nicht mit Kindern unter 6 bis 8 Jahren.
- Nur am Tag und bei ruhigem Wetter bei guten Sichtverhältnissen. Bei Dämmerung, Dunkelheit, Sturm, Gewitter oder Nebel ist der Aufenthalt lebensgefährlich.
- Senken, Priele, Löcher, Muschelfelder, Steilkanten und Schlickfelder können für Unerfahrene lebensgefährlich werden.
- Informieren Sie sich über die Gezeiten. Berechnen Sie genügend Zeit für den Rückweg ein.
- Informieren Sie jemanden, bevor Sie ins Watt gehen.
- Merken Sie sich einen Markierungspunkt auf dem Festland.
- Merken Sie sich die Windrichtung und beobachten Sie das Ziehen der Wolken.
- Sollte überraschend Nebel aufkommen, versuchen Sie, anhand ihrer Fußspuren den Weg zur Küste zu finden. Rufen Sie laut und deutlich um Hilfe.
- Meiden Sie bei auflaufendem Wasser die Nähe von Prielen, es herrscht starke Strömung. Auch geübte Schwimmer sollten auf keinen Fall versuchen, einen Priel zu durchschwimmen.
Kieler Förde
Im Innenstadtbereich der Kieler Förde ist das Baden weitgehend verboten – auch wenn besonders an den Bootsstegen häufig dagegen verstoßen wird. Ausnahme ist seit Kurzem der erwähnte abgesteckte Badebereich nahe der Bellevuebrücke, an dem eine Badeaufsicht vorhanden ist. Grund für die Verbote ist vor allem der Schiffsverkehr. An den Stegen legen häufig Fähren an, und auch sonstige Schiffe, Yachten und Wassersportler könnten unerlaubt Badende leicht übersehen.
Alle wichtigen Informationen für Badende finden sich auch an den jeweiligen Wachstationen und Strandzugängen – und auf www.dlrg.de/informieren/freizeit-im-wasser/.
- Gespräch mit Thies Wolfhagen, Landesgeschäftsführer DLRG SH