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Kiel: Der Bücherretter, der nicht gerne Bücher liest


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Kieler Engagement
Der Bücherretter, der nicht gerne Bücher liest


01.10.2020Lesedauer: 3 Min.
Peter Schümann vor einem Haufen Bücher: Im Lager des Büchervereins stapeln sich bis zu 16.000 Exemplare.Vergrößern des Bildes
Peter Schümann vor einem Haufen Bücher: Im Lager des Büchervereins stapeln sich bis zu 16.000 Exemplare. (Quelle: privat)

Bücher wegschmeißen kommt für den Kieler Peter Schümann nicht infrage. Mit einem kleinen Büchereiverein setzt er sich dafür ein, dass Jung und Alt was zum Lesen haben. Dafür wird er nun geehrt. Was treibt ihn an?

Peter Schümann gilt als der Mann der Bücher in Kiel – immerhin hat er vor 15 Jahren eine Bücherei vor dem Aus gerettet. Damals wollte die Stadt die Zweigstellen der Bücherei im Stadtteil Neumühlen-Dietrichsdorf aus Kostengründen schließen. Doch einige Bürger hatten etwas dagegen und gingen auf die Straße. Schümann half mit, den Protest zu organisieren und sicherte so mit anderen letztlich den Fortbestand der Zweigstelle in Dietrichsdorf. Mit dem Büchereiverein Dietrichsdorf entstand ein zunächst nur von Ehrenamtlichen geführter Betrieb. Später kam wieder eine hauptamtliche Kraft der Stadt hinzu.

Seitdem ist viel passiert: Schümann ist vom Gründungsmitglied zum Vorsitzenden des Büchereivereins Dietrichsdorf geworden. Er hat Dutzende Veranstaltungen, Bücherflohmärkte, Lesungen und Aktionen für Kinder organisiert – und auch Zehntausende Euro Spendengelder eingenommen. Als Vorsitzender ist er dafür verantwortlich, den "Laden", bei dem Dutzende Mitglieder aktiv sind, "am Laufen zu halten".

Eines der wichtigsten Projekte ist der Bücherflohmarkt im großen innerstädtischen Einkaufszentrum Sophienhof, eine riesige Veranstaltung mit zuletzt 25.000 Medien. Der Bücherflohmarkt findet inzwischen jedes Jahr statt. 2020 hatten die Bücherfreunde Glück, wie Schümann erzählt, denn die große Aktion fand noch Anfang März vor der Corona-Krise statt.

"Das Interesse an Büchern ist groß und ungebrochen"

Wie es nun weitergeht, hängt von der Entwicklung der Pandemie-Lage ab. Kleinere Flohmärkte konnten in seinem Stadtteil bereits stattfinden. Schümann hofft, dass die Situation sich weiter normalisieren wird. Denn "das Interesse an Büchern ist groß und ungebrochen", glaubt Schümann. Ein Buch wegzuwerfen, falle ihm schwer.

Dabei sei er selbst "nicht der Büchertyp", sagt Schümann. In der Schule sei Lesen Pflicht gewesen, "der Horror", erinnert er sich, Heutzutage liest er gerne Kurzgeschichten und die Tageszeitung. Bücher hält Schümann trotzdem für wichtig, "vor allem für Kinder". Dass er selbst keine Leseratte ist, steht seinem ehrenamtlichen Engagement nicht im Weg: "Ein Fußballtrainer muss schließlich auch nicht Tore schießen können." Der Vergleich mit dem Sport kommt nicht von ungefähr, denn zunächst hatte sich Schümann im Sportverein ehrenamtlich engagiert. Damals war er 15 Jahre alt und wollte etwas vor Ort verändern.

Das hat er dann über mehr als dreieinhalb Jahrzehnte lang auch in diversen Organisationen des Turnverbandes bis hin zur Bundesebene gemacht. Heute ist er 70 Jahre alt und findet, dass sich viel mehr Menschen in der Gesellschaft engagieren sollten, "mit anpacken, statt nörgeln", lautet sein Appell an die Mitmenschen.

Dass Schümann Ende September seinen Vorsitz im Büchereiverein abgegeben hat, hat nichts mit mangelndem Interesse am Lesen oder dem Ehrenamt zu tun. Er will dem kleinen Verein weiterhin mit Rat und Tat bei Veranstaltungen zur Seite stehen. Er habe sich nur überlegt, was er mit dem Rest des Lebens anfangen wolle – nachdem er in den letzten 15 Jahren nach eigenen Berechnungen 11.000 Stunden im Dienst des Büchereivereins verbracht hatte. Vielleicht gibt das ja einem engagierten jungen Menschen die Chance, auch die Leidenschaft am Ehrenamt zu entdecken.

Disclaimer: Das Nachrichtenportal t-online ist ein Angebot der Ströer Content Group, in deren Zusammenarbeit die Aktion "Kieler Engagement zeigt Gesicht" entstanden ist.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Peter Schümann
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