Kiel Journalistin Gaschke begründet SPD-Austritt nach 33 Jahren

Sie hat ihre Partei oft kritisiert, jetzt ist für die Journalistin, Autorin und frühere Kieler Oberbürgermeisterin Susanne Gaschke (SPD) das Maß voll. In einem offenen Brief auf Welt.de verkündet die 53-Jährige ihren Parteiaustritt nach 33 Jahren Mitgliedschaft und verbindet das mit einer Generalabrechnung. "Aus einer Aufstiegspartei, die Menschen solidarisch dabei hilft, sich selbst zu helfen, habt Ihr – in mehrfacher Hinsicht – eine Versorgungspartei gemacht", schrieb Gaschke, die mit dem scheidenden Bundestags-Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels verheiratet ist.
Ihr Parteibuch müsse mittlerweile beim Vorstand eingetroffen sein, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Gaschke, die 2012 gegen den Widerstand der SPD-Landesspitze zur Oberbürgermeisterin in Kiel gewählt wurde und 2013 im Zuge diverser Konflikte zurücktrat, warf der SPD Erfolglosigkeit vor. "Ihr kommt einfach nicht wieder auf Augenhöhe mit der Union. Sogar die Grünen haben Euch zeitweise überholt – und werden es vermutlich nach der Corona-Krise wieder tun", schrieb sie. "Fragt sich eigentlich irgendjemand im Bundesvorstand oder sonst wo in der SPD, woran das liegen könnte?"
Gaschke prangerte auch Karrierestreben an: "Zu viele Jusos, zu viele abgebrochene Studenten und Leute mit schwieriger Berufswahl kämpften um Posten, die gutes Gehalt, Mitarbeiter, Büros und Prestige versprachen. Es ging immer weniger darum, was man mit einem Amt erreichen wollte – es ging darum, dass man es bekam". Gaschke warf der SPD sinngemäß vor, sie habe seit Jahren die Mitte vernachlässigt. "Zugleich mit der Linksdrift wart Ihr bereit, so lange in der großen Koalition zu bleiben, wie es nur geht, denn dort sind Eure Posten, Dienstwagen und Mitarbeiterstellen garantiert." Hart ging sie mit der heutigen Führungsriege ins Gericht, auch weil ihr Mann nicht Wehrbeauftragter bleiben darf. "Ihr wisst genau, wie ehrlos Ihr Euch verhalten habt." Bartels habe einen untadeligen Job gemacht. Und: "Mir ist es nicht egal, wie Ihr mit dem Mann umgeht, den ich liebe".