Halle (Saale) Gefragte Energieberatung: Mieterbund rät Geld zurückzulegen
Die Verbraucherzentrale in Sachsen-Anhalt rechnet mit einem weiteren Ansturm auf die Energieberatungsangebote. Hintergrund ist die Sorge um weiter steigende Lebenshaltungskosten. Hinzu komme die Ukraine-Krise, die Angst um noch höhere Gas- und Strompreise sowie höhere Nebenkosten für Mieter, sagte eine Sprecherin der Verbraucherzentrale. Derzeit liefen "die Leitungen heiß", um Beratungstermine zu buchen, telefonisch oder online. "Seit Anfang dieses Jahres hatten wir 640 Beratungen zum Thema Energieeinsparung und -verträge. 2021 waren es im selben Zeitraum "nur" 100", sagte sie. Dabei gehe es darum, ob angekündigte Preissteigerungen rechtens sind, oder welche Möglichkeiten es gibt, die Kosten zu senken.
An den Deutschen Mieterbund Sachsen-Anhalt wenden sich schon jetzt vermehrt Mieter, die von ihren Vermietern aufgefordert wurden, höhere Vorauszahlungen zu leisten. Rein rechtlich sei es immer erst möglich, die Vorauszahlungen zu erhöhen, wenn die Endabrechnung im letzten Jahr "horrend" hoch gewesen sei, sagte die Vorsitzende Ellen Schultz. Angesichts der aktuellen Situation würden aber ohnehin große Nachzahlungen auf die Mieter zukommen. Daher sollten sich Mieter gut überlegen, was sie tun. Die Juristin rät daher, entweder freiwillig die Vorauszahlung zu erhöhen oder Geld beiseitezulegen, um keine böse Überraschung zu erleben.
Laut Verbraucherzentrale haben sich von Januar bis Anfang Mai dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr die Anfragen verdoppelt, in denen es um den Einbau neuer Heizungen geht, welche Fördermittel es gibt - wo und wann diese zu beantragen sind. "Wir raten den Menschen, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen", sagte sie. Es gelte alle Angebote und Verträge besonnen und genau zu prüfen, ehe man unterschreibe, oder auch den Energieanbieter wechsle. Zudem gelte es auf Fristen zu achten, zum Beispiel beim Antrag auf Fördermittel für die energetische Sanierung in und von Gebäuden, bevor man den Auftrag gegenüber einer Firma ausgelöst.
Die Zahl der Energiechecks, bei denen Verbraucher von Experten zu Hause beraten würden, habe bei der Verbraucherzentrale ebenfalls zugenommen. Dabei gehe es auch um den Einbau von Anlagen auf Basis erneuerbarer Energien wie der Kraft der Sonne (Photovoltaikanlagen).
Die Verbraucherzentrale rechnet bei den tatsächlichen Energiekosten für die Verbraucher mit dem "bösen Erwachen" Ende 2022/Anfang 2023 - wenn die Jahresabrechnung für die Nebenkosten für Mieter oder die Gas- sowie Stromrechnung für die Wohneigentümer im Briefkasten steckt. Davon geht auch der Mieterbund aus. "Zum Jahresende kommt dann der große Hammer", sagte Ellen Schultz.
Am Freitag gab die Mitgas Mitteldeutsche Gasversorgung GmbH bekannt, dass ihre Kunden ab Juli spürbar mehr für Erdgas bezahlen müssen. Der Verbrauchspreis werde um 4,25 Cent je Kilowattstunde (brutto) auf 13,32 Cent angehoben. Die Gasrechnung eines Privatkunden bei einem Durchschnittsverbrauch von 18 000 Kilowattstunden betrage für 2022 statt bisher 1713 Euro dann 2018 Euro. Der Grundpreis von 80,33 pro Jahr bleibt. Als Grund wurden die stark gestiegenen Beschaffungskosten angegeben. Die Lage an den Energie-Großhandelsmärkten bleibe weiter angespannt: "Diese Entwicklung wurde durch den Ukraine-Krieg nochmals verstärkt."
Mitgas will in den kommenden Tagen alle betroffenen Kunden schriftlich informieren. Das Unternehmen handelt mit Erdgas, Bioerdgas und Wärme und bietet Energiedienstleistungen an. Zudem ist es Vorlieferant für Stadtwerke der Region.