Bad Kreuznach Mord an Tankstelle in Idar-Oberstein: Täter war betrunken
Der Mann, der vergangenes Jahr an einer Tankstelle in Idar-Oberstein den jungen Kassierer erschossen haben soll, war zur Tatzeit stark betrunken. Der 50-Jährige habe zwischen 1,73 und 1,93 Promille Alkohol intus gehabt, sagte ein Rechtsmediziner am Freitag bei dem Mordprozess im Landgericht Bad Kreuznach. Die Angabe, am Tattag ab dem späten Nachmittag bis zu dem tödlichen Schuss am Abend insgesamt 5,5 Liter Bier getrunken zu haben, sei plausibel.
Die Tat vom vergangenen September hatte bundesweit für Aufsehen und Entsetzen gesorgt. Der einzige Grund für das Verbrechen soll wahrscheinlich gewesen sein, dass der 20 Jahre alte Tankstellenmitarbeiter den Mann mehrfach auf die coronabedingte Maskenpflicht hingewiesen und ihm ohne das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes kein Bier verkaufen wollte. Der Angeklagte hatte angegeben, sich hierdurch provoziert gefühlt zu haben.
Bei der Vorführung bei der Haftrichterin hatte der Deutsche berichtet, nicht zur sogenannten Querdenkerszene zu gehören. Er könne jedoch einiges von deren Denkweise verstehen und wolle nicht in einem totalitären Staat "aufwachen". Die Anhörung war gefilmt worden, die Aufnahmen wurden am Freitag im Prozess abgespielt. Der Angeklagte sagte darin gleich zu Beginn, der Tathergang stimme so, wie es ihm vorgeworfen werde. Die vergangenen beiden Jahre hätten ihn sehr mitgenommen, er sei "übergeschnappt". Die damals zuständige Haftrichterin des Amtsgerichts Bad Kreuznach schilderte in ihrer Zeugenaussage bei Gericht ihren Eindruck von dem großen, massigen Mann als "intelligent, erstaunlich ruhig und präzise in seiner Wortwahl".
Der Deutsche ist wegen Mordes und unerlaubten Waffenbesitzes angeklagt, als Mordmerkmale sieht die Staatsanwaltschaft Heimtücke und niedere Beweggründe. Laut Anklage und eigenen Angaben vor Gericht hatte der heute 50-jährige Mann zunächst in der Tankstelle in Idar-Oberstein (Kreis Birkenfeld) vergeblich versucht, sich Bier zu kaufen. Als der 20-jährige Schüler, der in der Tankstelle jobbte, ihm wegen dem Fehlens der Corona-Schutzmaske das gewünschte Bier verweigerte, besorgte er sich den Alkohol in einer anderen Tankstelle. Dann fuhr er nach Hause, holte einen geladenen Revolver und kehrte in die erste Tankstelle zurück. Dort soll er aus kurzer Distanz geschossen haben.