Koblenz Anklage wegen Schwarzarbeit auf dem Bau mit Millionenschaden
Wegen Schwarzarbeit mit Millionenschaden in der Baubranche hat die Staatsanwaltschaft Koblenz sechs Männer und eine Frau angeklagt. Die Angeschuldigten im Alter von 32 bis 59 Jahren sollen dafür von 2017 bis 2020 in Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Sachsen und Hessen mit Scheinrechnungen agiert haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft vom Montag soll ein Bauunternehmer im niedersächsischen Kreis Hameln-Pyrmont mit Scheinfirmen ("Servicefirmen") und Scheinrechnungen Sozialversicherungsbeiträge von mehr als sechs Millionen Euro hinterzogen sowie Beiträge zur Sozialkasse der Bauwirtschaft von gut zwei Millionen Euro verkürzt haben. Eine Mitarbeiterin soll dem Unternehmer geholfen haben.
Vier weiteren Männern wirft die Staatsanwaltschaft Koblenz vor, die Scheinrechnungen als gemeinsame Betreiber der Scheinfirmen im hessischen Rhein-Main-Gebiet zur Verfügung gestellt zu haben. Den Bauunternehmer sowie weitere gesondert verfolgte "Rechnungskäufer" mit realen Firmen unter anderem in Mainz, Worms und Ludwigshafen hätten sie damit bei der Schaffung von "Schwarzgeld" und der Auszahlung von "Schwarzlöhnen" unterstützt. Die weiteren "Rechnungskäufer" sollen so Sozialversicherungsbeiträge von mehr als zwei Millionen Euro hinterzogen sowie Beiträge zur Sozialkasse der Bauwirtschaft von gut 650.000 Euro verkürzt haben. Der siebte Angeschuldigte soll die Scheinfirmen zeitweise mitbetrieben haben.
Der Bauunternehmer sowie zwei der sechs Mitangeschuldigten sitzen in Untersuchungshaft. Gegen 42 weitere Beschuldigte wird noch ermittelt. Bei ihnen handelt es sich laut Staatsanwaltschaft um vermeintliche oder tatsächliche Geschäftsführer weiterer Scheinfirmen, zusätzliche "Rechnungskäufer" sowie um Mitarbeiter des niedersächsischen Bauunternehmers. Im Juli 2021 hatten rund 450 Polizisten und Zöllner etwa 50 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht. Dabei kamen auch Bargeldspürhunde zum Einsatz.