Zwickau Mehrere Angriffe rund um rechtsextremen Aufmarsch in Zwickau
Bei den An- und Abreisen rund um einen rechtsextremen Aufmarsch in Zwickau hat es nach Angaben der Polizei Gewaltausbrüche mit teils Schwerverletzten gegeben. Vier Menschen aus dem rechten Lager seien bei der Rückfahrt zum Teil schwer verletzt worden, teilte die Bundespolizei am Abend mit. Sie seien gegen 17.30 Uhr am Bahnhof in Crimmitschau (Landkreis Zwickau) ausgestiegen und in einer Bahnunterführung angegriffen worden, sagte ein Sprecher der Bundespolizei in Pirna am Sonntagabend. Auf der Hinfahrt hatte es Polizei-Angaben zufolge bereits Angriffe von Rechten auf Gegendemonstranten gegeben.
Nach aktuellem Stand der Untersuchungen seien die vier Personen mit der Bahn aus Zwickau in Crimmitschau angekommen und dort beim Verlassen des Bahnsteigs durch eine Unterführung gegangen. Dort seien sie mutmaßlich von Menschen aus dem linken Lager mit Schlagwerkzeugen attackiert worden, sagte der Sprecher. Am Bahnhof waren am Abend noch Blutflecken zu sehen. Polizisten sicherten die Spuren.
Die angegriffenen Personen seien ansprechbar gewesen, hätten jedoch Hand- und Kopfverletzungen erlitten, sagte der Sprecher. Alle vier seien in Krankenhäuser gebracht worden. Die Bundespolizei fahndet aufgrund von Zeugenaussagen nach sechs bis zehn Tatverdächtigen aus dem linken Lager, unter denen auch eine Frau sein soll. Auch ein Polizeihubschrauber war zwischenzeitlich im Einsatz. Am Abend war die akute Fahndung zunächst eingestellt worden.
Auf dem Hinweg hatten Anhänger des Dritten Wegs am Bahnhof in Glauchau Steine auf einen Zug geworfen, in dem Demonstranten aus dem linken Lager saßen, wie die Polizei mitteilte. Diese waren auf dem Weg zu Gegenprotesten in Zwickau. 37 Personen aus dem rechten Lager seien in polizeilichen Gewahrsam genommen worden. Zwei Personen erlitten demnach leichte und eine Person schwere Verletzungen. Die Polizei ermittelt wegen schweren Landfriedensbruchs, wegen der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Körperverletzung.
Ein Angreifer in Glauchau hatte den Hitlergruß gezeigt, ein weiterer trug einen Gürtel mit einem Hakenkreuz, wie ein Sprecher am späten Nachmittag sagte. Der Bahnhof war nach Angaben der Bundespolizei für gut 40 Minuten gesperrt.
Zuvor hatte es am Hauptbahnhof in Chemnitz Flaschenwürfe gegeben. Demonstranten, die unterwegs zur Kundgebung des Dritten Wegs gewesen seien, hätten in einen Zug einsteigen wollen. Die Polizei habe sie zurückgehalten, weil der Zug bereits mit Gegendemonstranten besetzt gewesen sei, teilte die Bundespolizei mit. Am Nachmittag stand das Fahrzeug noch in Zwickau und wurde auf Beschädigungen untersucht.
Auf Twitter gab es Kritik am Einsatz der Polizei, die aus Sicht mancher Nutzer nicht genug Präsenz an den Bahnhöfen zeigte. Der frühere Grünen-Landesvorsitzende Jürgen Kasek kommentierte ironisch, dass es ein gelungener Einstand für Sachsens neuen Innenminister Armin Schuster (CDU) gewesen sei. Ein Sprecher der Bundespolizei sagte am Nachmittag, dass sich solche Angriffe nicht verhindern ließen. "Wir können nicht an allen Bahnhöfen präsent sein, sonst haben wir keine Kräfte mehr für den eigentlichen Einsatzort."
Die Demonstrationen selbst liefen nach einer ersten Einschätzung weitgehend friedlich ab. Es seien keine größeren Straftaten registriert worden, sagte ein Polizeisprecher am Nachmittag. Der Aufmarsch des Dritten Wegs mit 250 Teilnehmern und die Gegendemonstranten seien dort nicht aufeinandergetroffen.
An einer Kundgebung unter dem Motto "Faschismus, Krieg und Krise: Schuld ist das System" nahmen laut Angaben der Polizei rund 850 Menschen teil. Teilnehmer störten die Route des Dritten Wegs an einigen Stellen mit Sitzblockaden. Auf dem Hauptmarkt lud der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) zu einem Familienfest.
Auch andernorts versammelten sich Tausende Teilnehmer bei den traditionellen Maikundgebungen. Der DGB zählte bei seinen sachsenweit 16 Veranstaltungen insgesamt 15.000 Teilnehmer. Die Gewerkschafter forderten mehr Zukunftsinvestitionen in Sachsen.