Weimar 16 Holocaust-Überlebende bei Gedenken zu KZ-Befreiung
Überschattet vom russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist am Sonntag im ehemaligen NS-Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar an dessen Befreiung am 11. April 1945 erinnert worden. An der Gedenkfeier nahmen auch 16 KZ-Überlebende teil - unter ihnen die 96-jährige Anastasia Gulej aus der Ukraine. Die Überlebende der Lager Auschwitz, Buchenwald und Bergen-Belsen war nach dem russischen Angriff auf ihre Heimat nach Deutschland geflohen, sie lebt jetzt in Sachsen-Anhalt. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, bezeichnete es in seiner Rede als eine "Schande", dass "ausgerechnet auch Überlebende der Shoa am Ende ihres schweren Lebens jetzt erneut so leiden müssen".
Der Buchenwald-Überlebende Boris Romantschenko war im März bei einem russischen Bombenangriff auf Charkiw getötet worden. Offizielle Vertreter Russlands und aus Belarus hatte die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora wegen des Kriegs von der Feier ausgeladen. Vertreter der belarussischen Opposition und der in Russland verbotenen Menschenrechtsorganisation "Memorial" nahmen teil.
"Unser Gedenken ist mit dem Versprechen verbunden, zu heutigem Unrecht nicht zu schweigen", betonte Schuster, dessen Vater und Großvater einige Zeit selbst in Buchenwald inhaftiert waren, später aber freikamen und emigrieren konnten. Auch heute sei in der Welt wieder zu sehen, wozu der Mensch fähig sei - "und derzeit nicht weit von uns entfernt".
In das von US-Truppen befreite KZ Buchenwald hatten die Nationalsozialisten von 1937 bis kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs rund 280.000 Menschen aus ganz Europa verschleppt, 56.000 kamen ums Leben.