Schwerin DGB mahnt bessere Bedingungen für Hochschulbeschäftigte an
Unsichere Perspektiven, geringe Entlohnung und hohe Arbeitsbelastung - viele Nachwuchswissenschaftler an den Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern blicken mit Sorge in ihre berufliche Zukunft. Wie aus dem am Dienstag in Schwerin vorgelegten Hochschulreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hervorgeht, besitzen 87 Prozent der wissenschaftlichen Mitarbeiter im Nordosten befristete Arbeitsverträge. Bei den Angestellten in Technik und Verwaltung sind es 21 Prozent. Die Daten basieren auf einer Erhebung von 2019.
Solche Befristungen seien nach wie vor eines der gravierendsten Probleme für die Beschäftigten an den Uni-Einrichtungen im Land, erklärte Laura Pooth, Vorsitzende des DGB Nord, bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse. Die Gewerkschafterin forderte einen "Zukunftspakt Gute Arbeit Hochschule", um damit den Wissenschaftsstandort Mecklenburg-Vorpommern zu stärken. Dies müsse Teil der Fachkräftestrategie des Landes sein.
"Es gibt einen erheblichen Handlungsbedarf für die Landesregierung", mahnte Pooth. Nach ihren Angaben hatten sich im Nordosten 23 Prozent aller wissenschaftlichen Mitarbeiter an der Umfrage beteiligt. In anderen Bundesländern sei der Anteil kaum halb so hoch gewesen. Auch das zeige den hohen Leidensdruck bei Betroffenen in Mecklenburg-Vorpommern. Damit sich junge Menschen für einen Verbleib in der Wissenschaft entschieden, seien Verbesserungen dringend nötig.
"Das Potenzial von Beschäftigten kann sich nur dann entfalten, wenn die Leitplanken und der Rahmen stimmig sind. Und wir sehen, dass das nicht der Fall ist", konstatierte Susanne Schöttke, Vorsitzende von Verdi Nord. Drei von vier wissenschaftlichen Mitarbeitern an den Universitäten im Land hätten von regelmäßiger Mehrarbeit berichtet, im Durchschnitt zwölf Stunden pro Woche. Zugleich sei das Einkommen vielfach nicht auskömmlich. Fast ein Drittel der Beschäftigten habe angegeben, dass ihr Verdienst nicht oder kaum ausreiche. Für Daueraufgaben müsse es endlich Dauerstellen geben, forderte Schöttke.
Die Gewerkschafterinnen sprachen sich dafür aus, jungen Wissenschaftlern gesicherte Karrierewege zu eröffnen. Promovierende sollten tarifgebundene Qualifikationsstellen erhalten, bei denen mindestens die Hälfte der vereinbarten Arbeitszeit ausschließlich für die Arbeit an der Promotion vorgesehen ist. In der Regel sollten solche Stellen eine Laufzeit von mehr als drei Jahren haben.
Nach den Worten von Wissenschaftsministerin Bettina Martin (SPD) hat die Landesregierung bereits wichtige Schritte unternommen, um die Arbeitsbedingungen an den Hochschulen zu verbessern. "So haben wir beispielsweise die Mindestlaufzeit von Promotionen auf Landesebene neu geregelt. Auch wurde ein Mindestbeschäftigungsumfang im wissenschaftlichen Mittelbau eingeführt. Verbeamtungen im Mittelbau sind ebenfalls möglich", zählte Martin auf.
Die positiven Auswirkungen des geänderten Landeshochschulgesetzes hätten durch den DGB-Hochschulreport noch nicht erfasst werden können, da die Daten aus dem Jahr 2019 stammten. Martin kündigte die Erarbeitung einer Wissenschafts- und Forschungsstrategie für das Land Mecklenburg-Vorpommern an. "Gute Arbeitsbedingungen sind dabei ein entscheidender Erfolgsfaktor für Forschende, Lehrende und den Wissenschaftsstandort insgesamt", erklärte die Ministerin.