Schwerin Hohe Gewinnmargen: Agrarminister kritisiert Supermarktketten
Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) sieht vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine eine ungerechtfertigte Bereicherung der Supermarktketten auf Kosten der Landwirte. "Während die großen Supermarktketten weiterhin Gewinnmargen von 40 bis 50 Prozent einfahren, können die landwirtschaftlichen Betriebe keine kostendeckenden Preise erwirtschaften", sagte der Minister am Donnerstag in Schwerin.
Sollten Appelle an die soziale Verantwortung keine Wirkung zeigen, drohte Backhaus mit einem Eingreifen der Kartellbehörden. "Die Kriegsgewinnler aber müssen wir mit allen rechtsstaatlichen Mitteln deutlich in die Schranken weisen", sagte der Minister. Er verglich die Marktmacht der großen Einzelhändler mit dem Oligopol auf dem Ölmarkt.
Die Lebensmittelhändler sehen diese scharfe Kritik als völlig ungerechtfertigt an. Die Aussage, man sei ein Kriegsgewinnler, weise man klar zurück, sagte ein Sprecher des Handelsverbandes Lebensmittel. Nicht nur engagieren sich seinen Worten zufolge die Mitgliedsunternehmen über die zentrale Koordinierungsstelle des Bundeslandwirtschaftsministeriums für die Geflüchteten in Deutschland, auch Zweigstellen in anderen osteuropäischen Ländern unterstützen die dortigen Behörden demnach bei der Versorgung der Flüchtlinge aus der Ukraine: "Wir helfen wo wir können."
Der Sprecher des Verbands zeigte Verständnis dafür, dass die aktuelle Lage die Produktionskosten in die Höhe treiben. Dies werde im Rahmen der Preisverhandlungen zwischen Einzelhandel und Herstellern aber auch weitergegeben. Er verwies hier auf die bereits vor dem Kriegsausbruch gestiegenen Inflationsraten für Lebensmittel.
Auch vom Handelsverband Nord hieß es, man sei mehr als entsetzt über Wortwahl und Inhalt. Der Verband widersprach sowohl dem Vorwurf, dass die Handelsunternehmen vom Krieg in der Ukraine profitieren, wie auch den von Backhaus genannten Gewinnmargen.
Landwirtschaftsminister Backhaus wandte sich aber nicht nur an den Handel, sondern sprach auch eine Mahnung an die Bevölkerung aus, auf Hamsterkäufe zu verzichten. "Hamsterkäufe erzeugen künstliche Engpässe, die wiederum die Preise nach oben treiben. Hier wird eine Spirale in Gang gesetzt, die völlig irrational ist", so Backhaus. Er bat darum, in haushaltsüblichen Mengen einzukaufen und - falls nötig - statt Sonnenblumenöl auf Rapsöl zurückzugreifen.