Halle (Saale) Russland-Ukraine-Konflikt: Wirtschaft besorgt
Sachsen-Anhalts Wirtschaft wird die Sanktionen gegen Russland zu spüren bekommen - da sind sich die beiden Industrie- und Handelskammern im Land einig. Die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt werden die Sanktionen hart treffen, sagte der Hauptgeschäftsführer der IHK in Magdeburg, Wolfgang März. Für manche Unternehmen in Sachsen-Anhalt ist Russland ein besonders wichtiger Markt.
So erzielt beispielsweise die Quedlinburger Firma Satimex in Russland einen Jahresumsatz von bis zu vier Millionen Euro - das entspricht etwa 70 Prozent ihres Gesamtumsatzes. "Als mittelständiges deutsches Saatgutunternehmen für den Export von Gemüse- und Blumensaatgut ist Russland für unsere Firma von essentieller Wichtigkeit", sagte Geschäftsführer Eike Kampe der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Wenn Russland seinerseits keine Saatgutimporte mehr zulasse und das Geschäft einbreche, drohten in seiner Firma Entlassungen, so Kampe.
Zwar sei das Ausmaß der Auswirkungen von Wirtschaftssanktionen noch nicht absehbar. Dieses Mittel hält der Satimex-Geschäftsführer aber grundsätzlich für den falschen Weg. Sanktionen hätten "in erster Linie wirtschaftliche Nachteile für Deutschland und einige weitere EU-Staaten", so Kampe.
Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums in Magdeburg verringerten sich die Exporte Sachsen-Anhalts nach Russland im vergangenen Jahr um rund sieben Prozent auf 314,8 Millionen Euro Warenwert. Das entspricht rund 1,6 Prozent der Exporte insgesamt. Dagegen stiegen die Importe 2021 um 230 Millionen Euro auf insgesamt 2,9 Milliarden Euro an. Damit liegt Russland mit großem Abstand auf Platz eins. Importiert wurden hauptsächlich Erdöl und Erdgas. "Trotz des in diesen Tagen eskalierenden Ukraine-Konflikts ist das Interesse deutscher und sachsen-anhaltischer Unternehmen am russischen Markt ungebrochen", sagte eine Sprecherin.
Im Landessüden befürchtet man am Chemiestandort Leuna vorerst keine unmittelbaren Auswirkungen des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine. Derzeit ist die Versorgung mit Erdgas als Rohstoff und für die Produktion nach Unternehmensangaben gesichert. Ein Sprecher der Betreibergesellschaft des Standortes, der Infraleuna GmbH, sagte am Mittwoch auf Anfrage, momentan gebe es keine Auswirkungen des Konflikts auf die Gaslieferungen. Erdgas ist die Basis für die Energieerzeugung in den Kraftwerken von Leuna und je nach Firmenprofil auch für die Produktion wichtig.
Die Industrie- und Handelskammern warnen dennoch vor Folgen von Sanktionen. Schon in der Vergangenheit hätten Handelsbeschränkungen etwa den Außenhandel einbrechen lassen, was entsprechend negative Folgen für die Unternehmen hatte, sagte Thomas Brockmeier, Hauptgeschäftsführer der IHK Halle-Dessau. Wenn den "diplomatischen Köpfen" in Berlin und Brüssel weiterhin nicht mehr einfalle als Wirtschaftssanktionen, würden viele Unternehmer im Land das zwar nur schwer verstehen, aber das auferlegte Opfer weiterhin ertragen. Niemand beneide die Politiker um diese schwierige Aufgabe.