Hannover Noch keine Annäherung bei Chemie-Tarifrunde im Norden
Die regionale Sondierungsrunde zu den Tarifgesprächen der Chemie- und Pharmaindustrie für Norddeutschland ist am Dienstag ergebnislos zu Ende gegangen. Nun sollen auch für die übrigen Gebiete Verhandlungen auf Bundesebene geführt werden. Diese beginnen am 21. März ebenfalls in Hannover.
Der Verband Chemie-Nord betonte nach dem ersten Treffen mit Vertretern der Gewerkschaft IG BCE zur Situation in rund 300 Chemieunternehmen in Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein erneut, dass man die Betriebe wegen des hohen Investitionsbedarfs und der gestiegenen Rohstoffpreise nicht überlasten dürfe. Die IG BCE verlangt einen Entgeltabschluss, der oberhalb der Inflationsrate liegt. Die Kaufkraft der Beschäftigten müsse gerade angesichts der Teuerung gestärkt werden - Reallohnverluste seien nicht hinnehmbar.
Der Verhandlungsführer der Gewerkschaft, Ralf Becker, zeigte sich "enttäuscht, dass die Arbeitgeber die aktuelle Situation nur schlechtreden und nicht bereit sind, die Leistung der Beschäftigten während der Pandemie ehrlich zu honorieren".
Bundesweit geht es um die Entgelte von etwa 580.000 Menschen, die in der Branche arbeiten. Während manche Unternehmen im vergangenen Jahr gut verdienten, sah es für andere Betriebe in bestimmten spezialisierten Märkten eher durchwachsen aus.
Letzteres ist aus Sicht des Nord-Branchenverbands ein Hauptargument für Lohnzurückhaltung. In Niedersachsen etwa hänge das Geschäft vieler Zulieferer aus der Chemie an der Autoindustrie, die selbst mit Engpässen bei anderen Komponenten wie Mikrochips kämpfe sowie Klima- und Umweltvorgaben für zugelieferte Produkte verschärfe. Das wiederum führe zu steigenden Kosten. "Da gibt es keinen Spielraum für völlig überzogene Forderungen", meinte Hauptgeschäftsführer Jochen Wilkens. Man liege in der Einschätzung des Möglichen "meilenweit auseinander".
Aus der Gewerkschaft hatte es hingegen schon vor dem Start der Tarifrunde geheißen, die wirtschaftlich solide Lage in zahlreichen Firmen müsse sich in einem angemessenen Entgeltplus widerspiegeln. Zudem sollten die Betriebe in Weiterqualifikation investieren. Die Chemiegespräche sind die erste große Flächentarifrunde dieses Jahres.