Mutmaßlich korrupter Staatsanwalt Wusste das Justizministerium schon lange von den Vorwürfen?
Ein Staatsanwalt soll Interna an die Drogenmafia verkauft haben. Offenbar war das im Justizministerium schon lange bekannt.
Das niedersächsische Justizministerium hatte bereits im September 2022 konkrete Hinweise auf einen korrupten Staatsanwalt in Hannover – unternahm laut eines Berichts der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (HAZ) aber nichts.
Ein Strafverteidiger hatte laut der "HAZ" dem Ministerium im September 2022 gemeldet, dass ein inhaftierter Drogenstraftäter Interna aus Verfahren von seinem Schwager erhalten würde. Dieser Schwager war mit dem nun in Untersuchungshaft sitzenden Staatsanwalt G. verwandt – eine Verbindung, die G. selbst seinen Vorgesetzten offengelegt hatte. Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelte zu diesem Zeitpunkt bereits verdeckt gegen den Juristen, stellte die Untersuchungen jedoch im Oktober 2023 mangels Tatverdacht ein. Erst 2024 wurde G. von den Drogenermittlungen abgezogen.
Staatsanwalt sitzt seit Monaten in Untersuchungshaft
In der Sache hat die Staatsanwaltschaft Osnabrück, die die Ermittlungen aus Hannover übernommen hat, in der vergangenen Woche Anklage erhoben: G. wurde wegen Bestechlichkeit in einem besonders schweren Fall, Verletzung des Dienstgeheimnisses sowie in zwei Fällen in Tateinheit mit Strafvereitelung im Amt angeklagt. Demnach soll es um 14 Fälle im Tatzeitraum Juni 2020 bis März 2021 gehen.
Außerdem wurde Anklage gegen eine weitere Person wegen des Vorwurfs der Beihilfe zur Bestechung in einem besonders schweren Fall erhoben. Dieser Angeschuldigte soll in 12 Fällen als Mittelsmann fungiert und Informationen des 39-Jährigen weitergegeben haben. Das Landgericht Hannover entscheidet nun über die Zulassung der Anklage zur Hauptverhandlung. G. sitzt seit Ende Oktober 2024 in Untersuchungshaft.
- haz.de (kostenpflichtig): Ein Staatsanwalt als Maulwurf der Kokainmafia? Justizministerium war frühzeitig gewarnt
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa