Nach Funden im Abwasser Gesundheitsamt ruft zur Polio-Impfung auf
Auch in Niedersachsen sollten Bürger einen Blick in ihr Impfbuch werfen. Aktuell sei mit dem Vorkommen von Polioviren zu rechnen, so das Gesundheitsamt.
Das Landesgesundheitsamt (NLGA) geht davon aus, dass sich auch in Niedersachsen im Abwasser möglicherweise Polioviren befinden. Diese Viren, die auf Schluckimpfstoffe zurückgehen, können bei ungeschützten Personen zum Teil schwere Erkrankungen mit bleibenden Schäden auslösen.
Nach Einschätzung der Behörde kann nicht ausgeschlossen werden, dass einzelne Infektionen mit der sogenannten Kinderlähmung auftreten. Mit Ausbrüchen sei aber nicht zu rechnen. "Zwei Faktoren sind dafür ausschlaggebend: hohe Hygienestandards und eine umfassende Durchimpfung der Bevölkerung", sagte NLGA-Präsident Fabian Feil.
Erreger in sieben Städten nachgewiesen
Das Robert Koch-Institut hat den Erreger bereits in den Abwasserproben von sieben regelmäßig getesteten Städten nachgewiesen. Dazu zählen unter anderem München, Hamburg und Köln. Bislang gehört keine niedersächsische Stadt zu den Orten, in denen seit 2021 Proben genommen werden.
Während der Corona-Pandemie ist die Polio-Impfquote in Niedersachsen deutlich zurückgegangen. Für den Geburtsjahrgang 2019 lag sie bei 94,2 Prozent, sank jedoch auf 88,2 Prozent (2020) und 86,6 Prozent (2021).
Gesundheitsamt empfiehlt Impfung
"Eine Gefahr für die Bevölkerung ergibt sich bei einer mangelnden Durchimpfung", warnte der Chef des Landesgesundheitsamtes. Er sehe den Rückgang der Impfquote mit Sorge. "Ich appelliere daher ausdrücklich an alle Eltern, ihre Kinder gegen Polio impfen zu lassen sowie den Impfstatus zu überprüfen und ausgebliebene Impfungen nachzuholen. Dies gilt auch für alle Erwachsenen", betonte Feil.
Polioviren werden hauptsächlich durch Schmierinfektionen übertragen. Bei jedem 100. bis 1.000. Infizierten kommt es laut NLGA zu bleibenden, schlaffen Lähmungen der Arm- oder Beinmuskulatur, schlimmstenfalls auch der Sprech-, Schluck- oder Atemmuskulatur. Auch Hirnhautentzündungen sind selten möglich. Meistens verlaufen Infektionen jedoch symptomlos, sodass das Virus unbemerkt weitergegeben werden kann.
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- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Pressemitteilung des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes vom 6. Dezember 2024